„Ich bin mir sicher, dass das eine ziemlich lange und wichtige Diskussion wird…“, begann Broken mit ernster Miene. „Deshalb lade ich alle Mitglieder der Vensalor-Gilde ein, daran teilzunehmen.“
Im selben Raum materialisierten sich über mehreren leeren Stühlen schwebende Bildschirme, auf denen die Avatare aller an der Besprechung teilnehmenden Mitglieder zu sehen waren.
„Broken, herzlichen Glückwunsch! Du hast es geschafft!“, rief Elincia als Erste.
„Hahaha! Schade, dass ich beim Höhepunkt nicht dabei war“, mischte sich Booba ein.
„Verdammt! Ich habe wieder meinen Ring verloren!“, stöhnte Melliandra und erntete Gelächter von der Gruppe.
„Aber im Ernst, wir müssen eine riesige Party für die offizielle Hochzeitsfeier von Broken und Königin Alora schmeißen!“, fügte Jovina mit einem Grinsen hinzu.
Es folgte weiteres Gelächter.
„Du bist wirklich ein Mann, Broken. Khi khi khi.“
Als alle versammelt waren, einschließlich Tora, der etwas später dazukam, wurde die Stimmung im Raum ernster. Die Diskussion konnte beginnen.
Broken wartete einen Moment, bevor er das Wort ergriff. „Ich möchte jedem hier die Möglichkeit geben, zuerst zu sprechen.“
Maylock nickte leicht. „Es ist sehr bescheiden von dir, anderen bei so einer wichtigen Sache den Vortritt zu lassen.“
„Die Entscheidung ist doch klar“, warf RememberMe beiläufig ein.
„Halt die Klappe, RememberMe“, schoss Forev zurück.
Maylock fuhr fort: „Okay, das erste Thema, das wir ansprechen müssen, ist der zukünftige Herrscher des Dissidia-Königreichs.“
Es wurde still im Raum. Alle schienen in ihre eigenen Gedanken versunken zu sein und wägten die Schwere der anstehenden Aufgabe ab.
„Ich möchte zuerst von jedem von euch hören“, sagte Broken und brach die Stille.
Aber niemand sagte sofort etwas. Die Stille hielt an, bis Goldrich schließlich das Wort ergriff.
„Broken“, begann er, „ich bin mir sicher, dass jeder hier viel zu sagen hat, aber es scheint, als wolle niemand den Anfang machen. Also werde ich die Führung übernehmen.“
Broken nickte leicht und bedeutete ihm, fortzufahren.
„Also, Broken … Ich werde aus meiner persönlichen Perspektive sprechen, als Mitglied der Vensalor-Gilde“, begann Goldrich mit fester Stimme. „Wir haben einen enormen Beitrag zu diesem Krieg geleistet. Ja, ich weiß, dass wir nicht die Einzigen waren, die all dies möglich gemacht haben, aber seien wir ehrlich – wir haben die größte Rolle gespielt.“
Mehrere Köpfe nickten zustimmend und bestätigten die Wahrheit seiner Worte.
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„Selbst wenn man deine persönliche Position außer Acht lässt, verdienen wir eine außergewöhnliche Belohnung vom Königreich“, fuhr er fort.
Es gab eine kurze Pause, bevor Goldrichs Gesichtsausdruck ernster wurde.
„Allerdings …“ Er hielt einen Moment inne. „Da du nun offiziell mit Prinzessin Alora verheiratet bist, sage ich es ganz offen: Du kannst den Thron beanspruchen und der neue Herrscher werden.“
Seine Worte hingen in der Luft, und eine Welle der Aufregung breitete sich im Raum aus. Alle schienen von diesem Gedanken beflügelt zu sein.
„Du könntest der neue König werden – der erste Spieler, der jemals den Thron des Königreichs Dissidia besteigt. Gemeinsam könnten wir das Königreich wieder aufbauen und stärker machen als je zuvor. Und was die Finanzierung angeht, weißt du bereits, dass du hier Leute hast, die dich unterstützen werden.“
Broken nickte.
Goldrich fuhr fort: „Ich glaube, das ist die logischste und vernünftigste Lösung für dieses Problem“, sagte er selbstbewusst.
„Allerdings …“ Er hielt einen Moment inne, bevor er fortfuhr. „Ich bin mir auch sicher, dass jede Entscheidung ihre eigene Last mit sich bringt.“
Als Goldrich zu sprechen aufhörte, herrschte kurz Stille im Raum.
„Das ist eindeutig die einzige Wahl. Broken muss den Thron besteigen“, mischte sich RememberMe ein.
Alle Augen richteten sich für einen Moment auf RememberMe, bevor sie langsam wieder zu Broken zurückkehrten.
„Wirst du den Thron besteigen, Broken?“, fragte Goldrich.
Broken lächelte schwach, obwohl sein Kopf bereits mit unzähligen Szenarien beschäftigt war. Er hatte schon lange vor diesem Gespräch die möglichen Ergebnisse und Risiken abgewogen.
„Danke für deinen Beitrag, Goldrich“, antwortete Broken schließlich. „Aber bevor ich meine Antwort gebe, möchte ich zuerst Maylock hören. Ich möchte alle Risiken kennen, die wir eingehen, wenn ich mich für diesen Weg entscheide.“
Maylock lächelte schwach. „Du weißt wirklich, wer am besten geeignet ist, die Verantwortung dafür zu übernehmen, oder?“
Broken erwiderte das Lächeln.
Freya mischte sich mit einem neckischen Tonfall ein. „Hast du nicht einmal gesagt, dass du dich daran gewöhnt hast, unpopuläre Meinungen zu äußern, Maylock? Das ist genau deine Aufgabe. Wenn du zumindest derjenige bist, der diesen Vorschlag macht, können die Leute dir die Schuld für eine Entscheidung geben, die sich am Ende als töricht herausstellen könnte.“
Maylock seufzte schwer. „Na gut, ich gehe das Risiko ein.
Schließlich bin ich nicht oft online, sodass ich den meisten Gegenreaktionen ausweichen kann. Ich tue das, um die Ehre meines stolzen Gildenmeisters zu schützen.“
Nach einer kurzen Pause fuhr Maylock fort.
„Zuerst werde ich mit dem Schwert der Dissidia beginnen“, begann er. „Niemand weiß, warum es während des Krieges nicht aufgetaucht ist, warum der König es nie benutzt hat oder wo es derzeit versteckt ist.“
Er warf Broken einen Blick zu.
„Ich werde Alora um weitere Details zu dem Schwert bitten“, antwortete Broken mit einem Nicken.
Maylock nickte langsam, bevor er fortfuhr. „In Yunatea war das Erbfolgerecht schon immer an diejenigen mit königlichem Blut gebunden. In diesem Fall wurde Prinzessin Alora deshalb zur Kronprinzessin und rechtmäßigen Thronfolgerin ernannt.“
Er hielt kurz inne, um seine Worte wirken zu lassen, bevor er fortfuhr.
„Trotzdem war ihr Status umstritten. Viele haben sich gegen ihren Anspruch auf den Thron gestellt, was zur Bildung von Fraktionen gegen sie geführt hat. Der Grund? Sie ist halb Mensch, halb Elfe – etwas, das die traditionalistischeren Fraktionen nicht akzeptieren konnten. Und ihr Hauptkonkurrent um den Thron war Demian … den wir bereits ausgeschaltet haben.“
Maylock ließ seinen Blick durch den Raum schweifen und hielt ihn auf jeder Person, bevor er wieder sprach.
„Dieses Königreich erstreckt sich über riesige Gebiete, und viele hochrangige Adlige haben Einfluss in den Städten des Landes. Wir könnten den brutalsten und mutigsten Weg einschlagen – den Thron erobern, indem wir Broken zum neuen Herrscher erklären. Aber macht keinen Fehler, das wird in mehreren Regionen Rebellionen auslösen.“
Es folgte eine angespannte Stille, während Maylocks Worte in der Luft hingen. Einige der Mitglieder rutschten unruhig hin und her, sichtlich beunruhigt von der harten Realität, die er ihnen dargelegt hatte.
„Dann vernichten wir einfach alle, die sich uns widersetzen“, schlug RememberMe beiläufig vor.
„Das wäre sicherlich die einfachste Lösung“, antwortete Maylock mit einem Grinsen.
„Ich glaube, es wäre eine dumme Entscheidung, die Chance zu verpassen, Broken zum Herrscher zu machen“, fuhr RememberMe fort.
„Genau deshalb schlage ich das vor“, sagte Maylock und lehnte sich leicht zurück. „Ich male das schlimmste Szenario an die Wand, damit alle hier so hart reagieren können, wie sie wollen.“
„Mach weiter, Maylock“, ermutigte Elincia.
Maylock nickte kurz und fuhr fort: „Das eigentliche Problem ist, dass die Entmachtung von Prinzessin Alora wahrscheinlich einen langwierigen Bürgerkrieg auslösen wird. Und angesichts unseres Status als Außenstehende in dieser Welt wird dies den Widerstand gegen uns nur noch verstärken.“
„Aber Broken hat mehr für dieses Königreich getan als jeder dieser Adligen!“, warf RememberMe ein. „Warum sollte ihre Meinung zählen, wenn sie nichts beigetragen haben?“
Forev lachte trocken. „Du bist überraschend naiv für jemanden, der mit Politik zu tun hat.“
„Nun, jemand muss doch die Opposition spielen, oder?“ RememberMe grinste. „Auch wenn ich dumme Argumente vorbringe, ist es gut, dass jemand Maylocks Argumenten widerspricht.“
Die Spannung ließ etwas nach, als einige von ihnen über RememberMes spielerische Trotzhaltung lachten. Aber schon bald richteten sich alle Augen wieder auf Broken.
„Was denkst du darüber, Broken?“, fragte Maylock.
Broken nickte langsam. „Ich habe drei wichtige Faktoren berücksichtigt … aber zuerst einmal danke ich dir, Maylock, dass du dieses Thema angesprochen hast.“
Alle nickten zustimmend und lehnten sich erwartungsvoll vor. Sie waren bereit, seine Argumentation zu hören.
