Justicio war einer der wenigen unter den vielen jungen Gören, die sich ständig um Aquarina scharten, der mit ihrer etwas … nun ja, eigenartigen Persönlichkeit klarkam. Er war immer total entspannt. Deshalb war er mit so ziemlich jedem befreundet.
Viele Kinder hatten schon versucht, sich mit Aquarina anzufreunden, aber sie wurden nach und nach aussortiert, weil sie oft ziemlich „grob“ mit anderen umging.
Nur Justicio und Silvia waren geduldig genug, um in ihrer Nähe zu bleiben und sich nicht an ihrer gelegentlichen Unhöflichkeit zu stören. Wenn überhaupt, waren die beiden extrem zurückhaltend und auch sehr ruhig. Justicio war eher der entspannte Typ, während Silvia gerne überall herumalberte.
Es half auch, dass er bereits Silvias Kindheitsfreund war, sodass der Junge sich anpassen musste, als Silvia Aquarina in ihre kleine Gruppe aufnahm.
Ähnlich wie Silvia war Justicio ein großer Junge mit einem muskulösen Körperbau, wenn auch nicht so schlank wie Silvia, dafür hatte er breite Arme und Schultern. Als Halbwüstenelf und Amazonasbewohner hatte er nicht nur eine lange Lebenserwartung, sondern auch eine starke Konstitution.
Im Moment gab es keine ursprünglichen Mitglieder von Bjorns Clan oder deren Nachkommen, und alle lebenden Nachkommen hatten bereits das Blut der Wüstenelfen in sich. Das führte zu einem sehr starken Stamm von körperlich starken und auch magisch begabten Menschen.
Als einer von Aquarinas Freunden und zweiter ihrer beiden einzigen Freunde, die sie im Laufe des Jahres gefunden hatte, dachte sie, dass niemand außer ihm die Rolle des dritten Mitglieds für die Erbfolgeprüfungen übernehmen könnte.
„Hey! Hast du Lust, in einer Woche an den Erbfolgeprüfungen teilzunehmen?“, fragte Aquarina. „Wir haben eine Party mit Silvia, aber wir brauchen noch einen Dritten, also bist du perfekt.“
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Also lud sie ihn sofort ein, und Silvia nickte zustimmend.
„Ja!“, sagte Silvia und klopfte Aquarina auf die Schulter. „Komm mit! Jetzt sofort! Keine Fragen! Keine Überprüfung!“
„W-Warte mal, was?!“, spuckte Justicio die vielen kleinen schwarzen Kerne der Frucht aus, die er gerade aß und die saftig aussahen. „Sei nicht albern! Ich bin dafür nicht qualifiziert, Mann … Allein der Gedanke daran macht mir Angst!
Bei so etwas mitmachen … Sind dabei nicht schon Leute gestorben?“
„Nein, Svana hat gesagt, du bist dabei“, lächelte Aquarina. „Du bist mehr als qualifiziert. Stimmt’s, Silvia?“
„Ja“, sagte Silvia. „Du bist stark, Justicio! Wahrscheinlich der stärkste Junge in deinem Alter im ganzen Dorf! Die meisten Leute sind aber nicht so jung wie wir, also ist es nicht so schwer, der Stärkste zu werden.“
„N-nein! Wirklich?“ Justicio schien noch verzweifelter zu werden und fasste sich an den Kopf. „W-warte mal! Warum hast du Svana davon erzählt … Mann. Jetzt bin ich am Arsch. Ich wollte nichts so Langweiliges machen. Obwohl es schmeichelhaft ist, dass der Häuptling mich für qualifiziert hält … Ah, was soll ich nur tun?“
„Hahah! Beruhige dich, ich bin Tier 8 und super stark, ich trage euch beide“, sagte Aquarina. „Ich brauche euch nur, um die erforderliche Teilnehmerzahl zu erreichen. Ich bin stark genug, um die Prüfung vielleicht sogar alleine zu bestehen.“
„Tier 8! Wirklich?! Ich stecke selbst noch bei Tier 7 fest …“, sagte Justicio.
„Ich auch!“, sagte Silvia. „Aber ja, Aquarina ist Tier 8! Wusstest du das nicht? Schon seit einer Weile! Sie hat auch einen Göttlichkeitsspark! Sie ist also unglaublich stark! Wir schaffen das! Stell dir vor, wir werden getragen und können dann die Leckereien genießen, Justicio. Wir könnten so stark werden! Unsere Position im Dorf würde sich verbessern.“
„Hm …“, Justicio nickte und wägte das Für und Wider ab. „Ah, na gut … okay, wenn Aquarina das sagt … Ich sollte meiner Freundin wohl vertrauen.“ Der Junge sagte das mit einem entspannten Lächeln.
Obwohl er besorgt aussah, war er Silvia sehr ähnlich, sehr entspannt und gelassen, sie dachten nie mehr über Dinge nach als nötig.
„Cool!“, sagte Aquarina lächelnd. „Ach, ich wünschte, ich könnte euch einen System-Samen geben …“
„System was?“, fragte Justicio.
„Ach, nichts, vergiss es“, sagte Aquarina mit einem Achselzucken. „Haha, egal, sollen wir für den großen Tag trainieren und uns aufwärmen?“
„Ich hatte vor, mit meinem Bogen auf die Jagd zu gehen“, sagte Justicio lächelnd. „Ich möchte zum Mittagessen gerne etwas Vogel… oder Wyvern essen. Dazu Kartoffeln und Wurzeln und… hmm, scharfe Soße.“
„Klingt gut!“, sagte Silvia. „Ich habe gehört, dass in letzter Zeit in den nördlichen Steppen viele gefiederte Schlangenwyvern gesichtet wurden!
Wir sollten mal nachsehen! Ich habe noch nie einen gefiederten Schlangenwyvern gesehen!“
„Ich frage mich, wie die wohl aussehen …“, sagte Justicio. „Sind sie vielleicht wie … Schlangen mit gefiederten Flügeln?“
„Vielleicht“, nickte Aquarina. „Aber wir werden ja sehen, wie sie sind. Ich habe ehrlich gesagt auch Hunger, also lasst uns essen, was wir fangen, Leute.“
„Gute Idee! Aber es ist nervig, wenn sich die Geier versammeln …“, sagte Silvia.
„Darum kümmere ich mich!“, sagte Pyuku und setzte sich auf Aquarinas Kopf.
„Stimmt, Pyuku kann das“, nickte Aquarina. „Er kann sich jetzt in ein riesiges Lager verwandeln, sodass er uns vor der Sonne und auch vor den Geiern schützen kann.“
„Oh, cool!“, klatschte Silvia. „Du bist so nützlich, Pyukuuu! Und süß dazu!“
„Ja, besonders süß“, lächelte Justicia und streichelte Pyuku. „Ich kann nicht glauben, dass du drei Vertraute hast und einer davon ist Pyuku, Aquarina. Du hast so ein Glück … Ich habe immer noch keinen einzigen Vertrauten … Mein Vater hat mich zurechtgewiesen und gesagt, ich bräuchte einen Vertrauten, weil wir alle Nachkommen von Elfen sind.“
„Hmm, ich meine …“, murmelte Aquarina. „Das ist doch nicht so einfach, oder? Irgendwann findest du schon einen Geist. Wüstenelfen sind doch eingeschränkt in dem, was sie annehmen können, oder?“
„Nicht wirklich, aber wir sind eingeschränkt in dem, was wir anziehen“, sagte Silvia. „Normalerweise kommen Wüstengeister und Erzgeister am ehesten zu uns. Auch Erdgeister und solche … Manchmal gibt es sogar seltene Kaktusgeister!
Und die ganz besonderen Wassergeister. Aber du hast schon so viele, dass alle denken, du seist sehr gesegnet, Aquarina.“
„Aha“, nickte Aquarina. „Das wusste ich gar nicht … Dann bin ich wohl so etwas wie eine heilige Figur, die sogar ganz einfach Wasser herbeizaubern kann!“
„Manche nennen dich schließlich Wasserpriesterin …“, sagte Justicia und legte die Hände hinter den Kopf.
Als die drei das Dorf verließen, erreichten sie die trockeneren Außenbezirke, wo sie hier und da ein paar Dorfbewohner sahen.
„Also, auf in die nördlichen Steppen?“, fragte Aquarina.
„Ja, los geht’s! Der Letzte ist ein faules Ei!“ Silvia rannte so schnell sie konnte.
„Da ist sie wieder …“, gähnte Justicio.
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