—–
Mein Vater hat mir versprochen, meine Ausrüstung mit neuen Materialien aufzumotzen, also war ich echt gespannt auf die Zukunft, in der ich noch stärkere Klamotten tragen könnte.
Da ich klein war, passte mir eine normale Rüstung nicht. Also fertigte mein Vater aus diesen Materialien Kleidung an, die auch ein kleines Mädchen tragen konnte. Dazu gehörte auch eine Lederrüstung aus den Schuppen einer sechsbeinigen Eidechse, die ich einmal gejagt hatte. Nun wollte er sie mit den Schuppen dieses Wyverns und vielleicht auch mit den übrig gebliebenen Schuppen von Ignatius noch weiter verbessern.
Nachdem er das Tier geschlachtet hatte, entfachte mein Vater mit seiner Magie schnell ein Feuer. Dann wurde ein riesiger Grill über die Flammen gestellt, und wir begannen, die Wyvernstücke zu grillen, die wir abgeschnitten hatten, weil sie zu groß waren. An einigen Stücken waren noch Knochen dran, aber Knochen machen das Ganze doch schmackhafter, oder? Also war das wohl das Beste.
Überraschenderweise gab es auch viel Fett. Dieser Wyvern hatte ordentlich zugenommen, und das leckere Fleisch wurde noch leckerer, als der Fettsaft langsam daran haften blieb und mit dem Fleisch verschmolz.
„Schau mal, Sylphy. Das ist meine spezielle Marinade. Ich gieße sie über das Fleisch, wenn ich es grille, damit es noch besser schmeckt …“, sagte mein Vater, als er eine kleine Flasche mit etwas Soße aus seinem Inventar holte.
Die Sauce war sehr flüssig und sah aus wie eine Mischung aus Kräutern und anderen Säften …
„Oh, was ist da drin?“, fragte ich neugierig.
„Da sind viele aromatische und leckere Kräuter drin. Ich habe auch Zitronensaft und andere Fruchtsäfte, hauptsächlich Zitrusfrüchte, hinzugefügt. Dadurch wird das Fleisch so lecker“, antwortete mein Vater mit einem etwas stolzen Tonfall.
„Aha … deshalb hat es immer diesen süß-zitronigen Geschmack … und dieses Aroma, das dein gegrilltes Fleisch immer hat … das kommt also daher! Du bist ziemlich gut im Grillen, Vater. Du denkst sogar über solche Dinge nach!“, musste ich sagen.
„Hahaha! Ja, diese Soße ist allerdings nicht mein eigenes Rezept. Sie stammt von meiner Mutter.
Da wir früher immer herumgestreunt sind, haben wir oft gejagt, wenn wir abends richtig Hunger hatten … Da man viel Fleisch am besten schnell grillen kann, hat meine Mutter sich diese Soße ausgedacht, damit das Fleisch immer einen guten Geschmack hat und nicht fade schmeckt“, antwortete mein Vater.
„Aha, verstehe … Das muss eine lustige Kindheit gewesen sein, wenn ihr überall herumstreunen durftet …“, sagte ich.
„Haha! Das war sie auf jeden Fall! Mein Vater war sehr streng mit dem Training und allem, aber das hat mich zu dem starken Mann gemacht, der ich heute bin. Mit der Kraft, die mein Vater mir vermittelt hat, konnte ich Faylen und dich beschützen … nun ja … ich … ich konnte dich nicht beschützen … ich glaube, ich konnte es nicht …“, sagte er stolz, doch kurz darauf wurde sein Tonfall traurig und er seufzte.
Plötzlich erinnerte sich mein Vater daran, was ich in der Hölle durchgemacht hatte, und verstummte, während er auf das brutzelnde Fleisch starrte.
Ich umarmte meinen Vater und tröstete ihn.
„Mach dir keine Sorgen, Vater … du hast alles getan, was du konntest, das konnten wir nicht vorhersehen …“, tröstete ich ihn.
„Ah … ich schätze schon … aber trotzdem habe ich immer wieder Flashbacks davon und … Sylphy, wie kannst du mit so etwas umgehen, wenn du diejenige bist, die am meisten davon betroffen war?“, fragte er.
Ich sah meinem Vater in die Augen. Unser Gespräch und unsere Stimmung hatten sich aus dem Nichts so schnell verändert … aber andererseits verstehe ich es auch. Manchmal kann die Erinnerung an traumatische Erlebnisse die Stimmung von Menschen innerhalb von Sekunden verändern.
Ich nehme an, mein Vater war damals nicht in der Lage, mich zu beschützen. Ohne die endlosen HP des fehlerhaften Systems wäre ich damals wirklich gestorben… Ich weiß nicht, was mein Vater getan hätte. Vielleicht hätten sie versucht, mich wiederzubeleben, selbst als ich als Brei auf dem Boden lag. Andererseits weiß ich nicht, ob es in dieser Welt Möglichkeiten gab, Menschen wiederzubeleben.
Also, ich bin nicht besonders traumatisiert, aber ich will echt nicht darüber reden…
„Ich will nicht darüber reden… Vater, vergiss das alles einfach für jetzt. Komm schon, Mutter ist schwanger, und wir stehen kurz vor der Feier. Lass uns nicht in der Vergangenheit rumhängen. Lass uns stattdessen glücklich und dankbar sein, dass wir jetzt alle zusammen sein können“, sagte ich zu ihm, um das Thema zu wechseln.
„S-Sylphy… D-Du hast recht! Ich sollte nicht… darüber nachdenken… Ich liebe dich einfach so sehr, dass es mich traurig macht, wenn ich daran denke! Aber du hast recht! L-Lass uns einfach den Moment genießen und glücklich sein, so wie wir sind!“, antwortete er, nickte und umarmte mich fest.
Er küsste mich auf die Wange und die Stirn, dann rieb er seine Nasenspitze an meiner.
„Du bist mein kleines Mädchen… Ich werde nicht zulassen, dass dir das jemals wieder passiert…“, sagte er.
„Vater… mach dir keine Sorgen“, sagte ich und küsste ihn auf die Nasenspitze.
„Hahh… Ah! Das Fleisch! Verdammt!“ Mein Vater begann schnell, das Fleisch zu wenden, damit es nicht auf einer Seite verbrannt würde.
„Ist es fertig?“, fragte meine Mutter, die aus dem Haus kam.
„Ja, fast fertig, Schatz“, antwortete mein Vater.
„Hier, ich habe euch etwas Saft mitgebracht“, sagte sie kurz darauf.
Sie brachte uns Eden-Apfelsaft mit Eiswürfeln. Der war echt erfrischend. Da merkte ich, dass ich den ganzen Tag noch nichts getrunken hatte und meine Kehle ganz trocken war.
Ahh. Apfelsaft schmeckt so gut, besonders wenn er so süß und kalt ist …
„Hmm … das ist genau das Richtige …“, seufzte mein Vater zufrieden.
„Eden-Äpfel eignen sich doch ziemlich gut für Kuchen und Saft. Sie stärken sogar ein wenig den Körper und die magischen Kräfte“, antwortete Mama.
„Wow, wirklich?“, fragte ich.
„Hast du das noch nicht bemerkt?“, fragte Mama zurück.
„Ahh … N-Na ja, vielleicht nicht so sehr …“, antwortete ich und lachte leise.
Ich wusste, dass sie ein bisschen halfen, aber nicht, dass sie eine dauerhafte Wirkung hatten … Moment mal, könnte einer der Gründe, warum ich so viel magische Kräfte habe, sein, dass ich seit meiner Kindheit magische Früchte esse? Eine gesunde Ernährung ist wohl sehr wichtig …
—–
