„Er muss uns betrogen haben!“, sagte einer der Gruppenmitglieder, der Bogenschütze, und zeigte direkt auf Broken.
„Das ist totaler Quatsch“, gab Broken zurück.
„Also, wer sonst soll es gewesen sein? Du bist der Einzige, der nicht zu uns gehört. Willst du etwa sagen, wir sollen einen von uns beschuldigen?“, hakte der Bogenschütze nach.
„Ich bin allein und heimlich hierhergekommen. Das habt ihr doch alle gesehen, oder?“, argumentierte Broken und versuchte, seine Stimme ruhig zu halten.
„Genug!“, unterbrach Marlene die Diskussion. Ihr Blick richtete sich auf Broken, ihre Augen voller Frustration. „Broken, bist du dir absolut sicher, dass dir niemand gefolgt ist?“
„Ihr habt es selbst gesehen“, antwortete er entschlossen.
Broken überlegte fieberhaft. Konnte das wirklich seine Schuld sein? Nein. Er hatte seine Tarnfähigkeiten eingesetzt, um unbemerkt aus der Stadt zu schlüpfen und seine Identität geheim zu halten. Polly war zu schnell gewesen, als dass ihn jemand hätte verfolgen können, ohne entdeckt zu werden. Obwohl er nichts mit Sicherheit beweisen konnte, wusste er tief in seinem Inneren, dass er nichts mit der Ankunft dieses Eindringlings zu tun hatte.
„Verdammt!“, fluchte Marlene und suchte die Gegend ab. Sie wusste genau, dass sich jemand in ihre Reihen eingeschlichen hatte und einen der wertvollen Portalslots an sich gerissen hatte.
„Marlene, willst du das einfach so durchgehen lassen?“, fragte der Bogenschütze. „Er war von Anfang an ein Außenseiter – er gehört zur Opposition. Es ist offensichtlich, dass er uns verraten hat.“
Subaru lachte verlegen und versuchte, die Spannung zu lösen. „Hey, Leute, haha, lasst uns mal tief durchatmen. Ich bin sicher, wir finden eine Lösung.“
„Das ist lächerlich“, schnauzte der Bogenschütze. „Wir wurden direkt vor unserer Nase verraten und stehen hier einfach rum und tun nichts.“
Eine Frau mit kurzen braunen Haaren und Brille, eine Heilerin, meldete sich mit zitternder Stimme zu Wort. „Was soll ich tun? Meine Heilkräfte reichen nicht für alle, wenn uns ein Tanker fehlt. Ich habe Angst, alles zu vermasseln. Es tut mir so leid …“, sagte sie und zitterte sichtbar.
„Wir schaffen das noch, wenn wir uns richtig positionieren; dann sind wir in Sicherheit“, beruhigte der Tanker, ein Mann in den Vierzigern.
„Wir haben einen wichtigen Mann verloren. Das wird nicht gut gehen“, murmelte ein anderes Mitglied besorgt. Subaru mischte sich wieder ein und versuchte, optimistisch zu bleiben. „Kommt schon, Leute. Wir bleiben vorsichtig. Wir schaffen das schon. Und denkt daran, wir haben Broken dabei – er kann ziemlich viel.“
„Ich vertraue mein Leben nicht irgendeinem Fremden an“, entgegnete einer von ihnen.
„Vor allem nicht, wenn er der Grund ist, warum wir in dieser Lage stecken“, fügte ein anderer hinzu und schürte damit das wachsende Misstrauen.
Broken schwieg und reagierte nicht auf die Vorwürfe. Er hatte sein eigenes Ziel, und ihre Meinungen waren ihm egal. Offensichtlich hatten sie alle ihre eigenen Absichten hier, was ihre wachsende Besorgnis erklärte. Er wandte sich an Marlene.
„Hast du eine bestimmte Mission, für die du eine komplette Gruppe brauchst, Marlene?“, fragte er.
„Ja“, antwortete sie ohne zu zögern. „Wir planen eine Raid-Boss-Jagd, deshalb bringt uns so ein Problem ernsthaft aus dem Konzept.“
Broken nickte. Jetzt verstand er – sie hatten größere Ziele, als ihm nur dabei zu helfen, das Dämonenei auszubrüten. Aber ihre Mission war nicht sein Problem. Schließlich war in ihrer ursprünglichen Vereinbarung nicht vorgesehen, dass er Marlene bei ihrem Raid unterstützen würde.
„Wir reden später darüber“, sagte Marlene entschlossen. „Lasst uns zur nächsten Stadt gehen, um Informationen und Vorräte zu sammeln.“ Dann ging sie voran und die anderen folgten ihr dicht auf den Fersen.
„Wir müssen uns an den Plan halten“, erklärte sie, während sie durch den Wald gingen. Die Bäume waren zwar anders, aber sie befanden sich immer noch in einem Wald, genau wie dem, den sie verlassen hatten.
„Dies ist die alternative Welt von Yunatea“, erklärte sie. „Hier leben nur Dämonen. Von denen mit menschenähnlicher Gestalt und etwas Intelligenz bis hin zu monströsen Dämonen, Dämonenbestien und sogar benannten Dämonen bewohnen diese Welt.“
Broken nickte langsam, fasziniert von dem, was sie in diesem Wald oder in der Stadt, von der Marlene zuvor gesprochen hatte, erwarten könnte.
Die Gruppe setzte ihren Weg durch den Wald fort. Es gab keine Anzeichen von Monstern, was darauf hindeutete, dass diese Gegend relativ sicher sein könnte.
„Der Eindringling muss eine Tarnfähigkeit eingesetzt haben“, meinte einer von ihnen.
„Ich werde diese Person finden“, fügte Marlene hinzu. „Ich bin mir sicher, dass sie in der Nähe sein wird, wenn wir nach Yunatea zurückkehren. Ich werde sie töten und diesen Betrug rächen“, sagte sie mit eiserner Entschlossenheit. „Es war dumm von ihnen, das direkt vor meiner Nase zu versuchen.“
„Das muss ein Assassine sein“, meinte jemand anderes.
„Jemand mit einer Versteckfähigkeit hätte mir auffallen müssen“, sagte Marlene, ohne näher darauf einzugehen, wie sie das hätte tun können. „Er muss eine hochstufige Versteckfähigkeit eingesetzt haben“, fuhr sie mit tonloser Stimme fort.
„Mir fällt nur eine Person ein, die so etwas schaffen könnte“, warf ein anderes Mitglied ein.
Wer? fragte Broken sich, behielt seine Frage aber für sich. Die einzige Assassine, die er kannte, war Charmelyn. Könnte sie sich hier eingeschleust haben? Er beschloss, Freya zu kontaktieren, um
Sicherheit zu haben.
Er schickte ihr schnell eine Nachricht: „Freya, sind alle aus dem Team an ihren jeweiligen Posten? Maylock, Elincia und die anderen?“
„Blade Phantom“, sagte jemand laut. „Er ist der einzige Attentäter, der so etwas schaffen könnte.“
Blade Phantom? überlegte Broken.
„Unmöglich. Das muss ein Scherz sein. Er ist ein Auftragskiller, der von reichen Leuten angeheuert wird, um Ziele zu eliminieren. Niemand weiß, wer er wirklich ist, und er erledigt seine Aufträge immer, ohne Spuren zu hinterlassen.“
„Willst du damit sagen, dass Blade Phantom hier ist, um einen von uns zu erledigen?“
Ihre Aufmerksamkeit richtete sich wieder auf Broken, und Misstrauen lag in der Luft. Es war klar, dass sie glaubten, jemand habe Blade Phantom angeheuert, um ihre Gruppe zu infiltrieren, möglicherweise um ein bestimmtes Ziel zu eliminieren. Das muss dieser verdammte Schmied sein, dachten einige von ihnen, und ihr Misstrauen gegenüber
Broken wuchs.
„Leute … hahaha …“, unterbrach Subaru die angespannte Unterhaltung und verteilte etwas an jedes Mitglied der Gruppe. „Das ist die Währung, die hier verwendet wird, und sie hat einen ähnlichen Wert wie die, die wir in Yunatea verwenden, sieht nur anders aus.“
Subaru stupste Broken an und reichte ihm mehrere Münzen – Silber und Gold, aber in dunkleren Farbtönen und mit unbekannten Symbolen.
„Mit diesem Geld könnt ihr kaufen, was ihr braucht. Betrachtet es als eure erste Bezahlung für diese Expedition. Geht sparsam damit um, denn wir brauchen es, um hier einen ganzen Monat lang zu überleben“, fuhr Subaru fort.
„Subaru“, rief Broken dem Magier zu.
„Ja?“
„Wie viel schulde ich dir in Yunatea-Währung dafür?“
„Ah, hahaha, mach dir keine Sorgen, Broken. Du kannst es behalten, hahaha“, antwortete Subaru lachend.
Broken wandte sich an Marlene.
„Das ist nur eine Kleinigkeit, mach dir keine Gedanken.“
Broken betrachtete die 10 Silbermünzen und 2 Goldmünzen in seiner Hand. Wenn ihr Wert dem der Währung von Yunatea entsprach, war das eine beträchtliche Summe – echtes Geld. Diese wohlhabenden Spieler hatten offensichtlich viel investiert und ernsthafte Ressourcen in das Spiel gesteckt, um sich ihren Erfolg zu sichern.
Während sie weitergingen, wurden die Bäume lichter und ließen mehr Licht durch. Die Landschaft vor ihnen verwandelte sich in eine trockene Ebene, die an das Gelände um Slumdon Town erinnerte. Nach einer Weile passierten sie die letzte Baumreihe und betraten eine weite, karge Fläche, die mit trockenen Sträuchern übersät war. Der Boden war nicht wie die Wüste, die sie zuvor gesehen hatten; er war rissig und ausgetrocknet, und aus tiefen Spalten stieg gelegentlich dunkler Rauch auf.
„Wir müssen noch ein Stück weitergehen, um die nächste Stadt zu erreichen“, sagte Marlene.
Aber in der Ferne sahen sie mehrere menschenähnliche Gestalten, die sich in einer Gruppe bewegten und direkt auf sie zukamen.
