Seine Mutter erstarrte für einen Moment und verarbeitete seine Worte. Dann legte sie langsam ihre Arme um ihn und drückte ihn fest an sich. „Oh, Klaus“, flüsterte sie mit zitternder Stimme. „Ich bin so stolz auf dich.“
Klaus vergrub sein Gesicht an ihrer Schulter und ließ den Tränen freien Lauf.
Die Jahre des Kampfes, der Ohnmacht und der Unsicherheit über die Zukunft schienen in diesem Moment aus ihm herauszuströmen. Er klammerte sich an seine Mutter, als hätte er Angst, dass alles nur ein Traum wäre, wenn er sie losließe.
Auch seiner Mutter kamen die Tränen, als sie ihm zärtlich über das Haar strich. „Du hast so hart gearbeitet, Klaus. Du hast so viel für uns geopfert … und jetzt sieh dich an. Ein Krieger.“
Sie blieben eine Weile so stehen, verloren in diesem Moment. Die Welt draußen hätte untergehen können, aber in dieser Umarmung fühlte sich alles richtig an. Klaus konnte den Herzschlag seiner Mutter an seiner Brust spüren, gleichmäßig und stark, und das gab ihm ein Gefühl von Frieden, das er schon lange nicht mehr empfunden hatte.
„Ohne dich hätte ich das nicht geschafft, Mama“, flüsterte Klaus schließlich mit vor Emotionen belegter Stimme. „Du hast mich nie aufgegeben, auch wenn ich mich selbst aufgeben wollte.“
Seine Mutter löste sich gerade so weit von ihm, dass sie ihm in die Augen sehen konnte, die vor Stolz und Liebe strahlten. „Ich würde dich niemals aufgeben, Klaus.
Du bist mein Sohn, mein starker, mutiger Junge. In meinen Augen warst du immer ein Kämpfer.“
Klaus lächelte durch seine Tränen hindurch und spürte, wie eine Wärme ihn durchströmte, die den kalten Griff der Zweifel vertrieb, die ihn so lange begleitet hatten. „Wir werden es schaffen, Mama. Ich verspreche dir, ich werde uns beschützen. Ich werde dich beschützen.“
Seine Mutter nickte, unfähig zu sprechen, während ihr neue Tränen über die Wangen liefen. Sie wusste, dass Klaus jedes Wort ernst meinte, und in diesem Moment schien all die Not, die sie durchgemacht hatten, es wert gewesen zu sein.
Als sie sich umarmten, spürte Klaus, wie eine Welle der Entschlossenheit in ihm aufstieg. Das war erst der Anfang. Er würde stärker werden, nicht nur für sich selbst, sondern auch für die Frau, die alles gegeben hatte, damit er Erfolg haben konnte.
Gemeinsam standen sie da, ineinander verschlungen, und hatten das Gefühl, dass sie alles bewältigen könnten, was die Welt ihnen auch immer entgegenwerfen würde.
In diesem kleinen Raum, in diesem zerbrechlichen Moment, gab es nichts als Liebe, Stolz und die unzerstörbare Verbindung zwischen einer Mutter und ihrem Sohn.
„Lass uns wieder reingehen. Ich möchte dir etwas Besonderes schenken.
Es ist eine Art Geburtstagsgeschenk“, sagte Klaus‘ Mutter, nachdem sie sich eine Weile umarmt hatten, und löste sich sanft von ihm, um ihre Tränen und die von Klaus zu wischen.
„Es gibt noch mehr?“, fragte Klaus überrascht, folgte seiner Mutter aber zurück in das kleine Zimmer. Dort öffnete sie einen Karton und holte vorsichtig eine lange Holzschachtel heraus, die etwa einen halben Meter lang war.
Sie stellte sie auf den Boden, starrte sie einen Moment lang an und seufzte tief. Klaus bemerkte die Traurigkeit in ihren Augen und spürte, wie sich ein Kloß in seinem Magen bildete. „Ist alles in Ordnung, Mama?“, fragte er besorgt, weil sie so traurig aussah.
„Nein, alles in Ordnung. Mach sie auf. Sie gehört dir“, antwortete sie mit leiser, etwas zittriger Stimme.
Klaus zögerte einen Moment, bevor er einen Schritt nach vorne machte. Er kniete sich hin und hob langsam den Deckel der Holzkiste. Darin lag, auf einem Bett aus weichem Stoff, ein wunderschön gearbeitetes Schwert. Die Klinge glänzte sogar im schwachen Licht des Zimmers, und der Griff war mit Mustern verziert, die er noch nie gesehen hatte. Aber was seine Aufmerksamkeit auf sich zog, war ein gefaltetes Stück Papier, das auf dem Schwert lag.
Mit zitternden Händen nahm er den Zettel und faltete ihn auf. Als er las, stockte ihm der Atem.
„Alles Gute zum Geburtstag, Klaus“, begann der Zettel. „Ich bin so stolz auf dich, mein Sohn. Ich wünschte, ich könnte da sein, um zu sehen, was für ein Mann du geworden bist. Aber da ich nicht hier bin, habe ich dir etwas hinterlassen. Dieses Schwert ist ein Familienerbstück, das von Vater zu Sohn weitergegeben wird. Jetzt gehört es dir. Benutze es gut und beschütze deine Mutter mit allem, was du hast.
Es tut mir leid, dass ich nicht bei dir sein kann, aber du sollst wissen, dass ich euch beide über alles liebe. Bleib stark, mein Junge. Ich glaube an dich.“
Der Zettel war mit „Dad“ unterschrieben.
Klaus wurde von einer Welle der Gefühle überwältigt – Freude, Trauer, Verwirrung. Er sah zu seiner Mutter auf, seine Augen voller Fragen. „Mama … hat Dad das für mich hinterlassen? Woher kommt das? Ist er wirklich …
weg?“
Seine Mutter kniete sich neben ihn und legte ihm sanft die Hand auf die Schulter. „Er hat es dir hinterlassen, bevor er verschwunden ist, Klaus. Er hat mir versprechen lassen, es dir zu geben, wenn du bereit bist. Ich weiß nicht, wo er ist oder was mit ihm passiert ist, aber ich weiß, dass er uns geliebt hat. Er wollte, dass du das bekommst, wenn die Zeit reif ist.“
Klaus starrte auf das Schwert und seine Gedanken rasten. Die Worte seines Vaters hallten in seinem Kopf wider und erfüllten ihn mit Hoffnung und Unsicherheit zugleich. „Was, wenn er noch da draußen ist, Mama? Was, wenn er nicht wirklich tot ist?“
Der Ausdruck seiner Mutter wurde weicher, doch die Traurigkeit verschwand nicht aus ihren Augen. „Ich wünschte, ich wüsste es, Klaus. Aber was auch immer die Wahrheit ist, dein Vater hat an dich geglaubt.
Und ich auch. Er hat dir das hier hinterlassen, weil er wusste, dass du eines Tages ein Krieger werden würdest. Dieses Schwert zeigt, wie sehr er an dich geglaubt hat.
Jeder Teil von uns träumt davon, seinen Kindern die Chance zu geben, ihren Platz in dieser chaotischen Welt zu finden.
Ich vermisse ihn, Klaus, und ich weiß, dass du ihn auch vermisst. Aber denk daran, ich bin immer für dich da. Und mit diesem Schwert ist dein Vater auch bei dir.“
Als Klaus die Worte seiner Mutter hörte, überkam ihn eine Welle von Emotionen. Vorsichtig streckte er die Hand aus und fuhr mit den Fingern über die Klinge des Langschwerts. Das Metall fühlte sich kühl an und die Verarbeitung war exquisit. Sobald seine Hand das Schwert berührte, strömte eine Flut von Informationen in seinen Kopf.
Es war, als würden Erinnerungen oder Wissen, das nicht sein eigenes war, an die Oberfläche drängen, aber genauso schnell war alles wieder verschwunden.
Einen Moment lang zögerte Klaus, unsicher, was gerade passiert war. Aber etwas tief in seinem Inneren drängte ihn weiter, ein Sog, dem er nicht widerstehen konnte. Fast wie von einer unsichtbaren Kraft geleitet, legte er seine Finger um den Griff des Schwertes.
In diesem Moment veränderte sich etwas in ihm. Seine Haltung wurde aufrecht, sein Griff fest und sicher. Es war, als hätte das Schwert etwas in ihm geweckt, etwas Uraltes und Mächtiges. Klaus verspürte eine Zuversicht, die er noch nie zuvor empfunden hatte, als hätte er sein ganzes Leben lang Schwerter geschwungen. Seine Füße nahmen instinktiv eine feste Haltung ein, und sein Körper fühlte sich ausgeglichen und bereit an.
Zuerst schwang er das Schwert vorsichtig, um sein Gewicht und sein Gefühl zu testen. Die Klinge bewegte sich mit einer Anmut durch die Luft, die ihn überraschte. Es fühlte sich natürlich an, wie eine Verlängerung seines eigenen Körpers. Er passte seinen Griff an und spürte die Kraft in seinen Armen, während er das Schwert mit ruhiger, aber entschlossener Konzentration hielt.
Für einen kurzen Moment war Klaus nicht nur ein Junge, der als Krieger erwacht war – er war ein Großmeister, jemand, der jahrelang trainiert hatte, jemand, der die Kunst des Schwertkampfs tief verstand. Die Verbindung, die er zu der Waffe spürte, war tiefgreifend und rührte etwas in seiner Seele.
„Da ist noch eine Notiz und ein Ring“, sagte Klaus‘ Mutter und zeigte auf den Inhalt der Schachtel. Ihr Gesichtsausdruck verriet, dass sie all die Jahre nicht in die Schachtel geschaut hatte. Klaus nahm die Notiz vorsichtig heraus und faltete sie mit einer Mischung aus Neugier und Vorfreude auf.
„Kleiner Mann“, begann der Zettel, und Klaus konnte fast die Stimme seines Vaters in den Worten hören. „Ich weiß, ich habe dir versprochen, dich zu deinem ersten Tattoo mitzunehmen, wenn du 6 wirst. Leider kann ich dieses Versprechen jetzt nicht einhalten. Aber keine Sorge, ich habe schon alles geregelt. Geh zum Ziggy Tattoo Parlor und sag ihm, du bist mein Sohn. Er wird wissen, was zu tun ist.
Tschüss, kleiner Kerl. Und denk daran, bring deine Mutter immer zum Lächeln.“
Klaus musste unwillkürlich leise lachen, als er die Nachricht zu Ende gelesen hatte. Die Nachricht war so typisch für seinen Vater, voller Liebe, aber auch ein bisschen schelmisch. Er konnte sich vorstellen, wie sein Vater grinsend diese Worte geschrieben hatte, wohl wissend, welchen Ärger sie verursachen würden.
„Tsk, was für ein Schurke“, sagte seine Mutter und schüttelte lächelnd den Kopf. „Wie konnte er einem Kind versprechen, dass er es zu einem Tattoo-Studio mitnimmt?“ Doch trotz des Lächelns konnte Klaus die tiefe Traurigkeit hinter ihren Worten erkennen. Die Notiz erinnerte sie an den Mann, den sie beide so sehr vermissten, einen Mann, der eine Lücke in ihrem Leben hinterlassen hatte, die nie wirklich gefüllt werden konnte.
Klaus hob den Ring neben der Notiz auf und betrachtete ihn genau. Er war schlicht, aber robust, aus dunklem Metall, das sich kühl anfühlte. Ohne zu zögern steckte er ihn an seinen Finger und lenkte sein spirituelles Qi hinein. Ein paar Sekunden später verzog er die Lippen zu einem Lächeln. „Dad war wirklich der Beste.
Er hat mir sogar einen Raumring hinterlassen.“ Klaus hatte schon mal einen Vortrag über Aufbewahrungsartefakte gehört, daher wusste er sofort, wie man ihn benutzt.
„Was ist darin?“, fragte seine Mutter neugierig.
„Nichts, es ist leer“, antwortete Klaus mit einem Grinsen, bevor er das Schwert lässig in den Stauraum des Rings warf. Das Schwert verschwand augenblicklich, und Klaus staunte über die Kapazität des Rings. Er war nicht riesig – etwa 0 Quadratmeter –, aber für jemanden wie Klaus war er ein unschätzbarer Schatz. Raumringe, mit denen man leblose Gegenstände in einer separaten Dimension aufbewahren konnte, waren unglaublich teuer.
Dass sein Vater ihm einen hinterlassen hatte, zeigte, wie sehr er ihn liebte.
„Lass uns schlafen gehen, Mama“, sagte Klaus und wandte sich ihr mit entschlossenem Blick zu. „Morgen gehe ich auf meine erste Jagd. Wenn ich zurückkomme, wirst du endlich wissen, wie das Fleisch eines erweckten Monsters schmeckt.“ Sein Lächeln wurde breiter, als er sich vorstellte, wie sie aussehen würde, wenn er siegreich zurückkehrte.
Mit einem Schwert und einem Raumring war er bereit. Jetzt musste er nur noch beides füllen und genug verdienen, um das Versprechen seines Vaters zu halten – seine Mutter glücklich zu machen.