Fünf junge Leute.
Fünf verschiedene Hintergründe und Träume.
In derselben Schule und Stadt.
Es war der Beginn ihres letzten Schuljahres, und was für eine turbulente Zeit das werden sollte.
Die Kameras filmten sie nacheinander. Die erste Einstellung zeigte sie auf dem Weg zur Schule, um ihre Persönlichkeit ohne Worte zu zeigen.
Die Erste war Rami, gespielt von Sammy, ein Mädchen, das sich für Make-up begeisterte und Make-up-Artist in der Stadt werden wollte. Sie hatte hochgesteckte Zöpfe und ging, während sie ihr Rouge auffrischte.
Als Nächstes kam Doyun, gespielt von Jordie, ein Basketballspieler, der seinen Ball überallhin mitnahm und sich nicht scheute, seinen Sport zu zeigen. Er lief, während er den Ball dribbelte, aber das sah ziemlich ungeschickt aus. Obwohl Jordie ein Fitnessstudio-Fan war, hatte er nicht viel Ahnung von Sport.
Young lächelte vor sich hin. Für Sammy und Jordie brauchten sie nur ein paar Takes, weil ihre Charaktere eine Verlängerung ihrer echten Persönlichkeiten zu sein schienen.
Jaehyun, der Jake spielte, kam als Nächster und seine Schauspielerfahrung in „Tick“ war sofort zu erkennen. Er wusste, wie er sich in Szene setzen und seine Vorteile nutzen konnte.
„Vor der Kamera sieht er viel besser aus“, murmelte Young vor sich hin.
Ein anderer Praktikant, der sich auf Schnitt spezialisiert hatte, drehte sich mit einem kleinen Lächeln zu ihm um. „Da stimme ich zu“, sagte Yujin.
Es sah so aus, als würden die beiden die gesamte Produktion anführen.
Das war zwar nicht ideal, gab ihnen aber auch mehr Freiheit.
Shelly war die Nächste, und es fiel ihnen schwer, sie anzuleiten. Sie schien nicht sehr selbstbewusst zu sein. Allerdings spielte sie die Rolle der Sohee, einer fröhlichen jungen Frau, die sich nicht scheute, für das einzustehen, was sie für richtig hielt.
„Du musst mehr lächeln, Shelly“, rief Young.
Shelly presste die Lippen zusammen und versuchte es erneut. Sie setzte ihr schönstes Lächeln auf, aber selbst das sah ziemlich unbeholfen aus.
„Kannst du daraus etwas Gutes machen?“, fragte Young Yujin.
Yujin presste die Lippen zusammen, bevor sie nickte. „Ehrlich gesagt habe ich das von den Darstellern schon erwartet. Sie sind alle Influencer. Ich denke, wir sollten mittelmäßiges Schauspiel akzeptieren.“
Young nickte langsam. Er wollte es nicht akzeptieren, aber er hatte das Gefühl, dass er keine andere Wahl hatte. Damit wandte er seine Aufmerksamkeit wieder dem Bildschirm zu.
Diesmal war Zeno an der Reihe, der eine lässige Ausstrahlung vermitteln sollte. Er hatte Kopfhörer auf und die Hände in den Taschen. Es war eigentlich ganz einfach. Doch als Zeno die Straße entlangging, hatte Young das Gefühl, dass sein Drehbuch zum Leben erwacht war.
Es war erst die erste Szene, und sie gingen lediglich spazieren, aber wie konnte es sein, dass er bereits alle anderen Darsteller in den Schatten gestellt hatte? Wie konnte jemandes Gang so viel Emotionen ausstrahlen?
Young und Yujin sahen sich mit großen Augen an.
„Das …“, murmelte Yujin, „ist etwas, mit dem ich definitiv arbeiten kann.“
„Schade eigentlich. In echt sieht er viel besser aus. Die Kamera wird ihm nicht gerecht“, fügte sie hinzu.
Young sah Zeno mit strahlenden Augen an. Er würde wirklich die Rettung der Produktion sein. Irgendwie bereute er es, ihn nicht für die Hauptrolle gecastet zu haben.
Jimin hatte nicht viele Zeilen, da Jake und Sohee im Mittelpunkt standen.
Ursprünglich hatte Young geschrieben, dass Sohee mit Jimin zusammenkommen sollte. Das wurde aber von der Story Lab-Zentrale geändert, weil es angeblich nicht „marktfähig“ war.
Er war echt enttäuscht. Trotzdem mochte Young Jimin als Figur immer noch am liebsten, deshalb freute er sich darauf, noch mehr Szenen mit Zeno zu drehen.
„Cut!“, rief Young. „Danke, Zeno. Machen wir weiter mit der nächsten Szene.“
Die anderen Stars schauten sich mit hochgezogenen Augenbrauen an.
„Er ist schon fertig?“, fragte Sammy. „Ich musste sechs Mal laufen.“
„Ich musste zehn Mal laufen“, murmelte Shelly.
Jordie schnalzte mit der Zunge. „Klar, ist doch logisch. Er ist Schauspieler. Der sollte das doch in einem Take hinbekommen.“
Zeno kam zu ihnen und sie hielten sofort den Mund. Warum funkelten seine Augen so unnötig?
Shelly räusperte sich und tippte schüchtern auf seine Schulter. „Wie machst du das?“, stammelte sie.
Zeno drehte sich mit ausdruckslosem Gesicht zu ihr um, was sie wieder nervös machte.
„Hä?“
„Wie machst du das?“, wiederholte Shelly diesmal mit klarerer Stimme. „Ich habe gehört, dass du erst dieses Jahr mit der Schauspielerei angefangen hast. Du scheinst auch keine Erfahrung in der Unterhaltungsbranche zu haben. Wie kannst du vor der Kamera so natürlich wirken?“
Zeno presste die Lippen zusammen. Seine [A-] Schauspielkunst kam zum Vorschein, egal wie sehr er sie unterdrückte.
Er wollte nur mittelmäßig sein, aber er stach unter den wirklich mittelmäßigen Menschen hervor.
Was für eine unglückliche Situation.
Die anderen behaupteten zwar, kein Interesse an ihm zu haben, beugten sich aber vor, um zuzuhören. So sehr Jordie ihn auch nicht mochte, er musste zugeben, dass er gut schauspielerte. Seine Antwort enttäuschte sie jedoch sehr und Jordie mochte ihn nun noch weniger.
„Ich bin einfach gegangen“, sagte er aufrichtig. „Das sollen wir doch tun.“
„Ah, nutzlos“, sagte Jordie und stand auf. Die anderen drehten sich mit großen Augen zu ihm um.
Auch Zeno drehte sich zu ihm um. Das war das erste Mal, dass er seit Beginn dieser Mission als nutzlos bezeichnet wurde.
Das gefiel ihm. Was für eine erfrischende Sichtweise.
„Gib uns echte Tipps“, sagte Jordie. „Du bist der Einzige hier mit einer richtigen Schauspielausbildung, aber du bist überhaupt keine Hilfe.“
Zeno hörte sich seine Tirade weiter an.
„Wenn du ein guter Kerl wärst, würdest du uns sagen, wo wir uns verbessern können.“
„Aber ich bin mir sicher, dass du das nicht hören willst“, sagte Zeno und Jordie runzelte die Stirn.
„Wovon redest du?“
„Ich dachte, du hättest gesagt, ich hätte nicht einmal 50.000 Follower, also sollte ich mich nicht so aufspielen. Ihr habt alle mehr Einfluss als ich, also wollt ihr sicher nicht auf meinen Rat hören.“
„Lasst uns mit dem Shooting weitermachen, ohne unnötiges Drama. Ich habe schon genug durchgemacht in meinem Leben, also halte ich mich da raus.“
Damit klopfte er Jordie auf die Schulter und ging zum nächsten Set.
Young drehte sich mit gerunzelter Stirn zu ihm um. „Ist alles in Ordnung?“, fragte er.
Zeno nickte. „Alles läuft gut. Bitte lass uns weiterdrehen.“
