Zeno fluchte innerlich.
Er versuchte, sich zurückzuhalten, aber selbst bei einem Gesangswettbewerb konnte er sich nicht zurückhalten.
Es schien, als sei das Schauspielern bereits fester Bestandteil seines Lebens geworden.
„Philip, wie willst du den Gewinner dieser Runde auswählen?“, fragte Hyunwoo.
„Hmm“, brummte Philip und warf einen Blick auf die drei Kandidaten. Nach der zweiten Runde war sein Selbstvertrauen stark gesunken, und es war sehr wahrscheinlich, dass er keinen talentierten Sänger auswählen würde.
Das würde natürlich für eine lustige Show sorgen. Aber gleichzeitig bedeutete Sing or Sync ihm als Künstler sehr viel. Es war der Grund, warum er der Künstler geworden war, der er jetzt war.
Vor allem war dies die erste Folge! Er wollte einen guten Start für die Show hinlegen.
„Da dies ein neues Segment ist“, begann er, „werde ich mich genau an die Spielregeln halten und die Person auswählen, die die Emotionen der Dialoge am besten vermitteln kann, ähnlich wie sie es mit einem Lied tun würde.“
Das Publikum murmelte und dachte über Zenos Vorteil bei dieser Herausforderung nach.
„Aber findest du das nicht unfair?“, fragte einer der Jurymitglieder. „Zeno hat in dieser Runde einen klaren Vorteil. Abgesehen davon sind Emotionen nicht gleichbedeutend mit guten Gesangsfähigkeiten.“
Philip summte vor sich hin und versuchte, die andere Seite der Medaille zu sehen.
Währenddessen verfluchte Zeno innerlich das Jurymitglied, das diese Worte gesagt hatte. Er war so nah dran am Preisgeld!
„Aber es gibt doch eine klare Beziehung zwischen den beiden“, warf Risa ein. Zeno schaute sie scharf an. Während des gesamten Wettbewerbs war sie seine Rettung gewesen. Sie schien eine ziemlich nette Person zu sein.
„Auch wenn Schauspielern und Singen unterschiedlich sind, ist das Zeigen von Emotionen ein Aspekt, der einen guten Sänger von einem anderen unterscheidet“, fuhr sie fort. „Man könnte meinen, dass Zeno hier im Vorteil ist, aber soweit ich weiß, hat Zeno keine Erfahrung mit improvisiertem Schauspielern.“
In Zenos Kopf klingelte es.
Das stimmte. Abgesehen von seinem Cold Reading für „Code Black“ hatte er keine Erfahrung mit improvisiertem Schauspielern. Und selbst damals hatte er darauf bestanden, keinerlei Emotionen zu zeigen.
„Ja“, rief Ian und schloss sich Risa an. „Zeno spielt erst seit etwas mehr als einem Monat und ist im Grunde genommen ein Anfänger.“
„Hmm“, brummte Hyunwoo und warf einen Blick auf Zeno. Er hatte seinen Namen schon mal gehört, sich aber nie näher mit ihm beschäftigt. Da er so viel mit Musik zu tun hatte, hatte er auch nicht genug Zeit, Serien und Filme zu schauen.
Daher hatte er keine Ahnung, was Zeno draufhatte. Aber wenn Ian und Risa für ihn bürgten, musste er gut sein.
Den anderen Zuschauern, die ebenfalls nicht über die Unterhaltungsbranche informiert waren, ging es genauso.
„Ist er wirklich so gut?“
„Wie gut kann er schon sein?“
„Er spielt also erst seit etwas mehr als einem Monat?“
„Nun, anscheinend gibt es unterschiedliche Meinungen“, sagte Hyunwoo lachend, da er die Situation amüsant fand. „Ich bin gespannt darauf, die Kandidaten spielen zu sehen.
Das scheint eine sehr lustige Herausforderung zu sein.“
Dahee lächelte stolz über Hyunwoos Kommentar. Gleichzeitig war sie jedoch nervös wegen der Ergebnisse der letzten Runde.
„Vielleicht hätte ich noch einen talentierten Sänger hinzufügen sollen“, murmelte sie vor sich hin.
Die anderen Mitarbeiter warfen ihr ebenfalls einen Blick zu und fragten sich, was sie tun sollten.
„Fangen wir mit Double Life an!“, rief Hyunwoo.
Double Life trat vor.
Hyunwoo warf einen Blick auf seine Stichwortkarte, bevor er zu der Kandidatin aufblickte. „In deiner Szene bist du eine reiche Frau, die der Freundin deines Sohnes zwei Millionen Dollar anbietet, damit sie ihn verlässt.“
Das Publikum kicherte über das unrealistische Szenario. Aber es war etwas, das sie alle einmal im Leben erleben wollten.
Double Life nickte einmal.
„Los geht’s!“
Zeno beobachtete sie aufmerksam. Ein Teil von ihm war neugierig, wie ein normaler Mensch so etwas hinbekommen würde.
Sie richtete sich auf und hob leicht das Kinn. Sie trat vor und las den Dialog auf dem kleinen Bildschirm.
„Zwei Millionen Dollar“, sagte sie mit schriller Stimme, sodass die Leute in ihrer Nähe sich die Ohren zuhielten.
Auch Philip runzelte die Stirn. Ihre Stimme war schon beim Sprechen unangenehm, daher konnte er sich vorstellen, dass sie nicht gut singen würde.
„Das ist mehr als genug für jemanden wie dich. Ich nehme an, du weißt, was du damit machen sollst“, fuhr sie fort und verschränkte die Arme vor der Brust.
Zeno fand ihre Haltung richtig, aber ihre Ausdrucksweise ließ zu wünschen übrig.
„Mein Sohn ist jung. Er verwechselt Liebe mit Beständigkeit. Aber wir wissen beide, dass Liebe vergeht. Sicherheit hingegen bleibt.“
„Das ist nichts Persönliches. Ich bin eigentlich ziemlich großzügig. Viele in deiner Lage würden nicht zögern, dieses Angebot anzunehmen. Also sei klug. Nimm es und geh.“
„Ende der Szene“, schloss Hyunwoo.
Sobald sie fertig war, begannen Risa und Ian, die Schwächen ihrer Darbietung zu besprechen.
„Sie hat ihre Emotionen nicht unter Kontrolle gehabt“, sagte Ian. „Sie hat die ganze Zeit über in demselben hohen Ton gesprochen.“
Philip musste unwillkürlich lachen. „Das kommt mir plötzlich wie ein Vorsprechen vor. Ich werde eure Kommentare bei meiner Entscheidung berücksichtigen.“
„Weiter zum Nächsten – Speedo Sensei“, fuhr Hyunwoo fort.
Abgesehen vom Tanzen und Kochen hatte er wirklich keine Talente! Aber er war ein fröhlicher Mensch, und dass er es bis hierher geschafft hatte, war schon ein Grund zur Dankbarkeit.
„Okay, du und dein Freund seid beide total pleite, aber dein Freund hat trotzdem die Frechheit, dich um Geld zu bitten.
Du willst helfen, aber du hast nichts zu geben.“
Zeno musste grinsen. Der Zufall war zu groß. Es war genau die Situation, in der sie sich gerade befanden.
Doha nickte und begann mit seinem Monolog.
„Du … willst Geld? Von mir?“, fragte er mit so lauter Stimme, dass das Publikum kichern musste.
Er umklammerte dramatisch seine Brust und taumelte rückwärts.
„Bruder, ich hab nicht mal Geld für mich selbst!“, jammerte er. „Ich hab gerade mein Bankkonto überprüft – da stehen mehr Kommas als Zahlen!“
Er zog seine imaginäre Brieftasche heraus, klappte sie auf und hielt sie dann auf den Kopf. Er blies sogar hinein, als könnte Staub herausfallen.
„Siehst du das? Das ist Luft. Ich lebe nur von Willenskraft und Wunschdenken.“
Das Publikum brach in Gelächter aus, als er wieder verzweifelt seine Taschen durchsuchte.
„Wir sitzen alle im selben Boot, und das Boot sinkt! Du bittest mich um Geld, aber ich sollte dich darum bitten!“
„Ende der Szene!“, rief Hyunwoo zwischen seinen Lachern.
Risa wischte sich die Tränen aus den Augen. „Überraschenderweise war es keine großartige Schauspielerei, aber ich fand es lustig anzusehen. Ich konnte nicht wegsehen.“
„Ich auch“, murmelte Philip. „Ich mag den Typen.“
Doha lächelte und verbeugte sich vor dem Publikum. Zeno wusste, dass Doha sein größter Rivale werden würde. Sein Freund hatte das Talent, Leute zu unterhalten.
Aber selbst dann wollte er nicht gegen seinen Freund verlieren. Schließlich war Zeno der Einzige, der von Elis finanziellen Problemen wusste.
„Endlich ist er dran“, murmelte das Publikum.
Minji straffte ihren Rücken und war ganz aufgeregt. Sogar die Mädchen neben ihr richteten ihre Aufmerksamkeit nach vorne, als Zeno vortrat.
Als er näher kam, wurden seine Gesichtszüge deutlicher.
Risa biss sich auf die Lippen, um nicht zu breit zu grinsen.
„Für den letzten Teilnehmer, Just An Ordinary Guy, ist dies dein Szenario.“
„Du bist ein Vater, der nicht genug Geld hat, um sich und sein Kind zu ernähren, also sagst du ihnen, dass du keinen Hunger hast. Versuche, die bedingungslose Liebe eines Vaters zu zeigen.“
