Nachdem er sich ausgeruht und etwas frische Luft geschnappt hatte, ging Klaus zurück in sein Zimmer und machte sich für seinen Tag bei Oracle Inc. fertig.
Es fühlte sich an wie eine lächerliche Handlung aus einem Roman, aber er war total aufgeregt, sich darauf einzulassen. Er würde im Namen der „Systemprüfung“ gegen alle möglichen Monster kämpfen dürfen. Ehrlich gesagt, hätte er sich nichts Besseres wünschen können.
„Guten Morgen, Klaus! Wie war deine Nacht?“
Sobald er sein Zimmer betrat, stand Lucil da, um ihn zu begrüßen. Klaus war nicht überrascht, dass sie da war – er hatte gespürt, dass sie da stand, also war es keine große Überraschung.
Er dachte sich, da sie ihm die nächsten vier Wochen auf den Fersen sein würde, könnte er sie genauso gut kennenlernen und sich daran gewöhnen, sie um sich zu haben. Das würde ihm die Sache erheblich erleichtern.
„Meine Nacht war super, und deinem Lächeln nach zu urteilen, hattest du auch eine gute Nacht“, antwortete Klaus.
„Du hast ja keine Ahnung“, sagte Lucil mit einem Grinsen und führte ihn zum Arbeitsplatz. Was Klaus nicht wusste, war, dass Lucil, während er meditierte, online gewesen war und eine Frage-und-Antwort-Runde mit einer ausgewählten Gruppe von Leuten namens „Die Ritter des Hauses Klaus“ veranstaltet hatte.
Das waren eingefleischte Klaus-Fans, die dafür bekannt waren, bei jeder Internet-Auseinandersetzung, an der er beteiligt war, die Führung zu übernehmen. Lucil war die Anführerin dieser Gruppe, deshalb hatte sie die ganze Nacht in einer virtuellen Besprechung verbracht und alle Fragen zu Klaus beantwortet.
Während Klaus vorhatte, mehr über sie zu erfahren und Oracle auf den Grund zu gehen, war Lucil damit beschäftigt, mehr über ihn herauszufinden, damit sie die „Ritter des Hauses Klaus“ mit allem versorgen konnte, was sie brauchten, um ihn in ihrer nächsten Online-Schlacht zu verteidigen.
„Guten Morgen, Klaus“, sagte Joon, sobald Klaus und Lucil den Arbeitsbereich betraten.
„Guten Morgen, alle zusammen. Sind wir bereit anzufangen?“, fragte Klaus.
„Wir sind bereit, wenn du es bist“, antwortete Joon.
„Okay, dann los“, sagte Klaus mit einem Grinsen.
„Übrigens, beim ersten Test musst du gegen Monster in einer endlosen Flut kämpfen. Es ist genau wie bei den regionalen Prüfungen, also nutze diese Chance, um uns zu zeigen, wo wir uns verbessern müssen. Alles, was du im Orakel sagst, können wir hören, also brauchen wir jedes kleine Detail“, erklärte Joon.
„Ihr könnt uns über dieses Mikrofon hören, wenn wir also etwas brauchen, sprechen wir euch von draußen an“, fügte er hinzu.
Auch wenn einer von ihnen mit Klaus ins Orakel gehen konnte, um aus der Nähe zu beobachten, hätte das den Sinn der Prüfung zunichte gemacht, also blieben sie vorerst bei dieser Konstellation.
„Verstanden“, sagte Klaus und ging mit der Konsole in den Raum. Lucil, immer hilfsbereit, half ihm mit dem Helm, obwohl er das auch selbst hätte tun können. Sobald der Helm aufgesetzt war, verlor er das Bewusstsein und wurde ins Orakel gesaugt.
Er tauchte im Waffenauswahlraum auf, wählte sein Schwert und das Set Viper Piercing Needles aus. Sobald er bereit war, wurde er auf das Schlachtfeld transportiert.
„Mir gefällt, was ihr hier gemacht habt“, sagte Klaus und ließ den Blick über die Szene schweifen. Es sah jetzt wie ein richtiger Schlachtfeld aus, anders als zuvor, als es nur endlose grüne Felder waren.
„Das war meine Idee“, mischte sich Lucil ein und drückte einen Knopf, um ins Mikrofon zu sprechen.
„Nun, Lucil, du bist ein Genie“, sagte Klaus aus dem Inneren von Oracle.
Klaus stand ein paar Sekunden lang still, bevor die Monster in dem Raum zu erscheinen begannen. Genau wie während der regionalen Prüfung strömten sie wie eine unerbittliche Flut herein. Er wartete, bis sie sich ihm auf 10 km genähert hatten, bevor er zur Tat schritt.
Die 120 Nadeln schwebten um ihn herum, und mit einer schnellen Bewegung seiner Finger schossen sie auf die herannahenden Monster zu. Es dauerte nur einen Augenblick, aber das war alles, was die Nadeln brauchten, um die Monster zu erreichen und ihre tödliche Arbeit zu beginnen.
Klaus stand mit hinter dem Rücken verschränkten Händen da und spürte, wie seine Sinne das Schlachtfeld abtasteten. Er kontrollierte die Nadeln mit Präzision und beobachtete genau, wie sie die Kreaturen durchbohrten.
„Ich hoffe, ihr passt gut auf. Seht ihr, kurz bevor die Nadeln die Kreaturen treffen, sollte es eine Reaktion geben – etwas Instinktives von den Monstern. Aber hier bewegen sie sich wie Blöcke nach einem vorab festgelegten Muster.
Ihr müsst ihnen eine Reaktion zeigen, wenn etwas sie treffen wird. Auch wenn die Nadeln lautlos sind, habe ich in echten Kämpfen beobachtet, dass Monster dennoch instinktiv reagieren. Es gibt immer eine Reaktion in Sekundenbruchteilen, wenn die Gefahr näher kommt.
Konzentrier dich darauf, ihre Verhaltensmuster neu aufzubauen. Gib ihnen eine instinktive Reaktion – wie ein unbewegliches Objekt, auf das plötzlich eine äußere Kraft einwirkt. Sie können sich weiterhin auf ihr Ziel konzentrieren, aber sie müssen sich mit einem ausgeprägten Bewusstsein bewegen, nicht wie hirnlose Drohnen.“
„Verstanden, Klaus“, antwortete Logan ins Mikrofon. Nachdem er es losgelassen hatte, tauschte er Blicke mit Lucil und Ryan. Finde dein nächstes Abenteuer auf мѵʟ
„Big Brother hat den Nagel auf den Kopf getroffen. Er ist genau der Mann, den wir all die Jahre gebraucht haben“, sagte Ryan mit einem Grinsen. Was Klaus gerade erklärt hatte, war etwas, das sie seit Jahren zu lösen versucht hatten, aber nicht ganz geschafft hatten. Als sie es so einfach erklärt hörten, sahen sie Klaus in einem neuen Licht.
„Klaus, wie bringen wir die Monster dazu, instinktiv auf deine Anwesenheit zu reagieren, ohne dass es zu offensichtlich ist?“, fragte Logan.
fragte Logan. „Ich glaube, wir haben so etwas schon einmal versucht, aber es hat nicht wirklich das gewünschte Ergebnis gebracht.“
„Schaut genau hin“, sagte Klaus.
Die Lotusblume erschien, und innerhalb von Sekunden breitete sich ein Eisnebel über das 30 km große Schlachtfeld aus. Klaus verschwand, nutzte den Eisnebel, um sich schneller zu bewegen, und tauchte einen Moment später an einer anderen Stelle wieder auf.
Als die Monster sich auf seine vorherige Position zubewegten, sagte Klaus: „Seht ihr, was gerade passiert ist?
Nachdem ich mich bewegt habe, sind die Monster weiter in meine Richtung gelaufen. Sie haben ein paar Sekunden gebraucht, um sich anzupassen und herauszufinden, wo ich hingegangen bin. Das hier ist zwar eine virtuelle Welt, aber um sie realistisch zu gestalten, braucht man zwei Dinge.
Erstens: Bewusstsein. Anstatt diese Monster nach festen Mustern bewegen zu lassen, musst du sie hyperbewusst machen. Sie müssen sich ihrer selbst und der anderen bewusst sein, damit sie sich schnell anpassen und ihren Weg in Echtzeit ändern können, wenn sich das Ziel bewegt.
Zweitens: Instinkt. Ich weiß, das klingt kompliziert, aber es ist nicht unmöglich. Wenn ich gerade gegen einen Zombie-König kämpfen würde, müsste er sich schneller an den Kampfverlauf anpassen können als in der Realität. Er müsste wissen, wann er sich verteidigen und wann er angreifen muss, und im Falle von Zombies, wann er knurren, brüllen oder sogar sprechen muss.
Ihr Instinkt muss nicht so perfekt sein wie der eines Menschen, aber es ist ein Computersystem. Ich bin mir sicher, dass ihr etwas entwickeln könnt, das diese instinktive Reaktion nachahmt.“
„Also so eine Art Umprogrammierung der Anpassungsfähigkeit?“, fragte Ryan.
„Ich weiß nicht, was das bedeutet, aber ja. Anpassungsfähigkeit ist hier der Schlüssel. Je länger der Kampf dauert, desto besser sollten sie sich anpassen.“
„Wir können langsam anfangen. Sucht euch einen Zombie-König aus und probiert diese Anpassungsprogrammierung an ihm aus. Ich werde einen langen Kampf mit ihm führen, und ihr könnt dann mit dem Training beginnen. Diese Dinger sind wie Maschinen, und auch wenn ich kein Technikfreak bin, weiß ich, dass man Programme umso schneller trainieren kann, je mehr Daten man hat.
Acht Stunden Kampf pro Tag? Das klingt nach einer Menge Daten“, sagte Klaus, während er mit seinen Gedanken weiterhin die Nadeln kontrollierte und die Monster niederschlug, die auf ihn zustürmten.
Seine Aufmerksamkeit zwischen der Untersuchung der Monster, der Kontrolle der Nadeln und dem Gespräch mit den Nerds und Lucil aufzuteilen, schien ihm ein großartiges mentales Training zu sein. Klaus gefiel es bereits.
„Er ist wirklich schlau“, sagte plötzlich eine Stimme aus dem anderen Teil des Raums, sodass Joon, Ryan, Logan und Lucil sich alle umdrehten, um zu sehen, wer gesprochen hatte.
„Große Schwester Queenie! Was machst du denn hier?“, rief Lucil und rannte in die Arme der Sprecherin.
