Sie waren entmutigt.
Nein, sie hätten entmutigt sein müssen.
Zenos Worte hätten ihr Ego so sehr verletzen müssen, dass sie nicht einmal mehr die Kraft gehabt hätten, ihre Zeilen laut auszusprechen!
Doch sobald er seine Worte beendet hatte, war es, als hätte jemand ein Feuer in ihnen entfacht.
Sie fingen an, sich schneller zu bewegen, um die Verzögerungen aufzuholen, die sie verursacht hatten. Außerdem spielten sie leidenschaftlicher, als er sie je gesehen hatte!
Young und Yujin waren strenger geworden und schienen Zenos Kritik als Zeichen zu verstehen, noch härter zu arbeiten.
Was zum Teufel hatte Zeno gerade gemacht?
War das das, was man „toxische Ermutigung“ nannte? Hatte er sie so sehr entmutigt, dass sie nun voller Leidenschaft waren?
Nachdem Jordie seine Aufnahme beendet hatte, drehte er sich zu Zeno um und kniff die Augen zusammen.
„Ich will dir nur sagen, dass ich kein Drückeberger bin. Ich habe mich nur beschwert, aber ich werde das hier auf keinen Fall halbherzig machen!“
Damit ging er schnell weg und ließ Zeno schockiert zurück. Er hatte die meisten seiner Szenen bereits gedreht, also blieb er allein zurück und sah den anderen beim Schauspielern zu.
Dann kam ein leises Lachen über seine Lippen – ein Lachen der Ungläubigkeit.
„Das ist …“
„Ich hätte nichts sagen sollen“, murmelte er und schlug sich leise auf den Oberschenkel.
Aber er gab die Hoffnung nicht auf.
Die Öffentlichkeit hatte das Drama noch nicht bemerkt. Außerdem gab es keine Veränderungen in seinem System, was bedeutete, dass es stagnierte.
Er hatte sich bereits den Verlauf der Serie in seinem Kopf ausgemalt. Es war unwahrscheinlich, dass sie noch populärer werden würde, nachdem die Öffentlichkeit bereits nach den ersten drei Folgen das Interesse verloren hatte.
Aber wenn es eine Sache gab, die Zeno auf der Erde gelernt hatte, dann war es, dass nichts jemals hundertprozentig sicher war.
Es gab immer einen kleinen Prozentsatz an Abweichungen.
***
Es war wieder Freitag und die Fans strömten zum Story Lab-Kanal, um „Stars Among Us“ zu sehen.
Jinxie, ein ehemaliges Mitglied des „Beast House“, gehörte zu denen, die auf die Premiere von „Stars Among Us“ warteten. Als die beliebteste Tick-Influencerin des Landes mit über zehn Millionen Followern hatte sie viel zu viel Geld und ließ nun andere Leute Dinge für sie erledigen.
Sie war als hübsche Gamerin auf einer Streaming-Plattform berühmt geworden, und damit hatte ihre Karriere begonnen.
Bearbeiten? Dafür hat sie ein Team.
Ein Buch über ihr Leben schreiben? Dafür hat sie einen Ghostwriter.
Shoppen? Ihr Kleiderschrank quillte über vor kostenlosen Klamotten von verschiedenen Marken.
Dadurch hatte sie viel zu viel Zeit und war irgendwann süchtig nach Filmen und Serien geworden.
„Endlich“, murmelte sie, während sie ihre leuchtend blauen Haare zu einem Dutt zusammensteckte.
Sie legte auch eine Gesichtsmaske auf und lehnte sich gegen die Couch, während sie auf das Ende des Countdowns wartete.
Jinxie hatte diese Serie ursprünglich angefangen, weil sie das Gefühl hatte, dass sie ihr Leben widerspiegelte.
Es war eine Geschichte über Kim, Kun und Kenny und wie sie mit ihrem Ruhm in der Highschool umgingen.
Die ersten drei Folgen waren nicht schlecht, also war sie neugierig, wie es weitergehen würde.
Endlich war der Countdown vorbei.
Der Wind war kalt auf Kims Haut und ließ sie zittern.
Kun, gespielt von Minseok, stand vor ihr, eine Hand an der Brüstung und die andere an seinem Handy.
Sein Finger schwebte über der Aufnahmetaste, während er Kim verzweifelt ansah. Das Ringlicht neben ihm war schon an und warf ein künstliches Licht auf sein Gesicht.
Kenny, gespielt von Rex, schien unbeeindruckt, als er die Arme vor der Brust verschränkte.
Kim schluckte schwer, während die Kamera auf ihren Hals fokussiert war.
Die letzte Folge endete damit, dass die beiden versuchten, sie zu überreden, ein kurzes Video für ihre Accounts zu drehen.
„Ich habe nein gesagt“, wiederholte sie.
Kun neigte den Kopf. „Komm schon, Kim. Nur ein Video. Nur als Übergang. Etwas Einfaches.“
„Ich hab dir doch schon gesagt“, mischte sich Kenny ein, ein faules Grinsen umspielte seine Lippen, „das macht sie nicht mehr.“
Kun spottete. „Seit wann sprichst du für sie?“
Kim holte tief Luft.
„Seit ich ihr tatsächlich zuhöre“, gab Kenny zurück. Er wandte sich ihr mit einem sanften Blick zu. „Kim, du musst das nicht tun.“
Kim ballte die Fäuste. „Ich weiß, dass ich das nicht muss.“
Kun seufzte und rieb sich die Schläfe. „Kim, sei doch realistisch. Du kannst nicht einfach aufhören, du selbst zu sein. Du bist Kim – die größte Influencerin des Landes. Das ist nichts, wovon du einfach weggehen kannst.“
Kim starrte ihn an. „Glaubst du, ich weiß das nicht?“
„Ich muss um fünf Uhr morgens aufstehen, nur um mich selbst dabei zu filmen, wie ich um sechs aufwache! Weißt du, wie anstrengend es ist, jeden Tag so zu tun, als würde ich schlafen?“
„Ich muss perfekt sein, weil ich nicht nur eine Influencerin bin, sondern ein Allroundtalent! Ich singe, ich schauspielere, ich tanze – ich habe sogar einmal einen Koch-Vlog gemacht. Ich muss auch posieren, bevor ich esse, Kun.
Weißt du, wie schwer es ist, Suppe ästhetisch aussehen zu lassen?“
Mit jedem Wort, das Kim Kim sagte, sank Jinxies Stimmung. Sie wusste, dass die Serie ein bisschen unrealistisch war, aber das hier war einfach lächerlich.
Das waren keine echten Probleme!
Jinxie seufzte, schüttelte den Kopf und schaltete das Video aus.
„Ach, ich hatte mich auf etwas Gutes gefreut, aber das war das Schlimmste“, murmelte sie.
Nach all dem war sie immer noch nicht müde, also suchte sie schnell nach einer anderen Serie.
Sie richtete ihren Blick wieder auf den Bildschirm und landete auf der Startseite des YouWatch-Kanals von Story Lab. In diesem Moment wurde ein neues Video hochgeladen.
Auf dem Vorschaubild war ein Mann in schlichter Kleidung zu sehen, der sich offenbar auf einem Fischmarkt befand. Das war eine interessante Wahl für eine Internet-Serie, aber der Mann sah ziemlich gut aus und weckte Jinxies Interesse.
„Stars in My Ordinary Sky“, murmelte sie. Sie zögerte einen Moment, weil der Titel ähnlich klang wie „Stars Among Us“.
Wenn es auch nur im Entferntesten ähnlich war, würde Jinxie sehr enttäuscht sein. Aber andererseits würde sie es nicht wissen, wenn sie es nicht ausprobierte.
Außerdem war es nur ein 12-minütiges Video. Was hatte sie schon zu verlieren?
Also klickte sie auf das Video, ohne große Erwartungen.
Als das Video jedoch startete, war sie sofort gefesselt.
„Es gibt so ein Meisterwerk auf diesem Kanal?“
