Fruity erstarrte sofort, als die Stimme sprach. Aus irgendeinem unerklärlichen Grund schien die Stimme ihn zu fesseln, als wäre es etwas, an das er sich erinnern sollte, aber irgendwie konnte er sich nicht daran erinnern. Das ließ ihn erstarren.
Es war keine Angst oder Furcht. Es war eher so, als hätte er diese Stimme erkennen müssen, aber er konnte es nicht, und das bereitete ihm Schmerzen. Die Art von Schmerz, die man empfindet, wenn man das Gesicht eines geliebten Menschen sieht, aber nichts fühlen kann.
Die Stimme kam von hinter ihm – er spürte keine tödliche Absicht oder irgendeine Form von Energie, was bedeutete, dass die Stimme ihm nichts Böses wollte.
Trotzdem konnte er sich einfach nicht dazu bringen, sich umzudrehen und der weiblichen Stimme gegenüberzutreten, die zu ihm gesprochen hatte.
„Meister, du hast mich doch nicht vergessen, oder?“, sagte die Stimme erneut, diesmal leiser als zuvor. Sie hatte sogar seine Anrede von „Mein Herr“ zu „Meister“ geändert, was Fruity noch mehr davon überzeugte, dass er eine Reise durch die Erinnerungen seines früheren Ichs vor sich hatte.
Er drehte sich leicht in Richtung der Geräuschquelle.
Einen Moment lang erwartete er, eine menschenähnliche Gestalt zu sehen, die ihn ansah, aber als er sich umdrehte, traf sein Blick auf einen zwei Meter großen schwarz-weißen Fuchs mit einem niedlichen Schwanz und einer knochenartigen Krone auf dem Kopf.
Fruity runzelte die Stirn. Die Stimme klang so natürlich und menschlich, dass er einen Menschen erwartet hatte, aber ein Fuchs? Das war einfach zu bizarr.
„Oh, jetzt verstehe ich.“ Während Fruity den Fuchs noch anstarrte, verwandelte er sich in eine menschliche Gestalt.
Als die Verwandlung abgeschlossen war, stand eine Frau Mitte 20 vor ihm. Sie hatte eine athletische Figur, graue Augen, die einen Hauch von Dunkelheit zu enthalten schienen, und wunderschön geformte Gesichtszüge. Ihr schwarz-weißes Haar war perfekt zu einem Zopf gebunden.
Sie trug eine dunkle Lederrüstung, die wie eine zweite Haut an ihr haftete.
Fruity beobachtete ihre Verwandlung fasziniert, obwohl ihm Gedanken durch den Kopf schossen, wie er aus dieser Situation entkommen könnte. Auch ohne die Frau zu scannen, wusste er, dass sie um ein Vielfaches stärker war als er.
Er konnte sie unmöglich töten. Ein Teil von ihm wollte jedoch auch sehen, wie es weiterging. Bislang hatte die schöne Frau ihn zweimal mit einem Titel angesprochen, der darauf hindeutete, dass sie ihm nichts Böses wollte.
„Es scheint, als hättest du deine Erinnerungen noch nicht zurückgewonnen, Meister.“ Während Fruity sie musterte, sprach sie erneut, diesmal mit einem leicht traurigen Gesichtsausdruck.
„Wem mache ich hier etwas vor? Du hast weder deine Blutlinie noch deine körperlichen Fähigkeiten oder gar die wahre Form deines Elements erweckt. Nein, du hast nicht einmal das gesamte Verbotene Eis erweckt, und warum … warum bist du nur ein Heiliger?
Meister, warum bist du so schwach?“, sagte die Fuchsdame und begann auf und ab zu gehen.
„Du bist ein Vorbild, warum bist du so schwach? Selbst der Dämonentötungsstab ist noch nicht erwacht, und oh, du benutzt immer noch spirituelles Qi. Das ist schlecht, das ist wirklich schlecht“, murmelte sie weiter, was Fruity nur die Augenbrauen zusammenziehen ließ, während er ihr zuhörte.
„Was redet diese Verrückte da?“, dachte er innerlich.
„Meister, nennst du mich eine Verrückte?“ Plötzlich blieb die Fuchsdame stehen und sah ihn an.
„Sie kann meine Gedanken lesen“, dachte Fruity und umklammerte seinen Stab fester.
„Es tut mir leid, Meister, das hätte ich nicht tun sollen. Es ist nur … Ich habe auf … nun ja, auf eine mächtigere Version von dir gewartet, aber du bist im Moment einfach zu schwach. Was ist passiert? Hast du deine Erinnerungen noch nicht zurückgewonnen?“
„Ich habe das Gefühl, dass hier wichtige Informationen fehlen. Warum beruhigen wir uns nicht erst einmal und versuchen es anders? Wir könnten mit deinem Namen und ein paar Informationen über dich beginnen“, sagte Fruity und vergaß alle Fluchtpläne, die er im Kopf hatte. Die Dame konnte seine Gedanken lesen, was bedeutete, dass alle zehn Fluchtpläne, die er sich ausgedacht hatte, nun hinfällig waren.
Er musste sich der Situation stellen und sich darauf konzentrieren, mehr über diese Fuchsdame und das, worüber sie redete, zu erfahren.
„Okay, Meister“, sagte die Fuchsdame. „Mein Name ist Yuying. Ich bin das vierte Mitglied der Paragon-Wachen, die von dir mit nur einem einzigen Zweck erschaffen wurden: dir für alle Ewigkeit zu dienen.“
Die Fuchsdame, die nun Yuying hieß, beendete ihre Vorstellung, und das war auch schon alles, was Fruity verstehen konnte.
„Ich glaube, wir sind hier in unbekanntes Terrain vorgedrungen. Yuying, schön, dich kennenzulernen. Ich bin Fruity“, sagte Fruity.
„Schön, dich wiederzusehen, Meister“, antwortete Yuying.
„Ich denke, Fruity reicht völlig aus.“
„Nein, ich muss meinen Meister als Meister oder Mein Herr anreden“, sagte Yuying, und Fruity sah an ihrem Gesichtsausdruck, dass sie ihre Meinung so schnell nicht ändern würde.
„Okay, Yuying, warum fangen wir nicht damit an, warum du denkst, dass ich dein Meister bin? Ich bin nur ein abtrünniger Mönch, der von einem Verrückten in diese gottverlassene Welt gebracht wurde. Ich kann mich nicht daran erinnern, jemals ein Meister oder Herr gewesen zu sein“, sagte Fruity.
Aber innerlich wusste er, dass dies etwas mit seiner Vergangenheit zu tun hatte.
„Nein, Meister ist der vierte Paragon“, sagte Yuying.
„Nehmen wir mal an, ich bin es. Kannst du mir sagen, was ein Paragon ist?“, fragte Fruity.
„Ja, ein Paragon ist das stärkste Wesen im gesamten Universum und darüber hinaus“, sagte Yuying mit einem Lächeln. Fruity hatte diese Antwort erwartet, daher war er nicht schockiert. Aber wie jeder wollte er mehr Details wissen.
„Ich kann dir sagen, dass ich nicht stärker bin als ein durchschnittlicher Mensch. Aber nehmen wir mal an, ich bin dieser Paragon. Kannst du mir sagen, warum du mich deinen Meister nennst? Sorry, aber ich kann mich nicht daran erinnern, irgendwelche Wachen aufgenommen zu haben“, sagte Fruity.
„Du erinnerst dich noch nicht daran, deshalb sagst du das. Aber ich wurde zusammen mit acht anderen vom Ersten Paragon als Wachen und Lichtträger erschaffen, mit der Aufgabe, den Paragon zu finden, wann immer er wiedergeboren wird“, erklärte Yuying. Fruity hob die Augenbrauen, als er das hörte.
„Du meinst also, ich bin die Reinkarnation des Meisters, dem du einst gedient hast?“, fragte Fruity.
„Ja, Meister, du bist die vierte Inkarnation und bisher die schwächste“, sagte Yuying mit einem Seufzer.
„Mensch, danke für die Aufmunterung. Aber ich muss dir sagen, ich fühle mich nicht wie ein Paragon. Ich fühle mich nicht einmal so stark, wie du es darstellst“, sagte Fruity mit einem Lächeln.
„Nein, du bist mein Meister. Ich habe diesen Moment vorhergesehen und darauf gewartet. Daran gibt es keinen Zweifel“, sagte Yuying selbstbewusst.
„Okay, sagen wir mal, ich bin dein Meister. Was beweist, dass ich wirklich der vierte Paragon bin?“, fragte Fruity.
„Das liegt daran, dass du bereits drei der verbotenen Eiselemente erweckt hast, die du erschaffen hast.
Auch wenn sie noch schwach sind und du dich noch nicht mit dem Sieben-Sterne-Diagramm des Verbotenen Eises verbunden hast, gibt es keinen Zweifel. Außerdem benutzt du den Dämonentötenden Stab. Den habe ich übrigens erschaffen“, sagte Yuying, und Fruitys Gesichtsausdruck veränderte sich.
„Du meinst, ich habe die Elemente des Verbotenen Eises erschaffen?“, fragte er.
„Ja, Meister“, bestätigte Yuying.
„Warum sollte ich so etwas tun?“, fragte Fruity erneut.
„Weil du als Paragon niemals vom Himmel die Möglichkeit erhalten würdest, mit seinen Ressourcen zu wachsen, sodass du gezwungen bist, deinen eigenen Weg zu gehen. Du hast viele Dinge erschaffen und immer neue Wege gefunden, um stärker zu werden“, erklärte Yuying. „Aber fürchte dich nicht, Meister. Auch wenn du deine Erinnerungen noch nicht zurückerlangt hast, werde ich dir helfen, schnell stärker zu werden.“
Fruity beruhigte sich ein wenig. Er wusste immer noch nicht, was es wirklich bedeutete, ein Paragon zu sein, und selbst jetzt sah er sich nicht als einer. Doch je mehr Yuying sprach, desto mehr begann sich sein Denken zu verändern. Er konnte anfangen, die Dinge zusammenzusetzen.
Zuerst hatte er seltsame Erinnerungen geweckt, die es ihm ermöglichten, mächtige Angriffe zu entfesseln und seine Onkel vor der völligen Vernichtung zu retten.
Dann folgte er einer Karte, die ihn in eine Welt voller Gefahren führte.
Und jetzt stand er der mächtigsten und schönsten Person gegenüber, die er je getroffen hatte. Aber anstatt wegzulaufen, war er hier, mit diesem mächtigen Wesen, das sich bitter vor ihm verbeugte. Wenn das nicht etwas war, worüber man nachdenken musste, was dann?
„Gibt es einen Ort, wo wir reden können?“, fragte Fruity plötzlich. Er musste mehr darüber erfahren, wer er war – oder, noch wichtiger, wer er gewesen war.
Yuying nickte lächelnd und winkte mit der Hand. Bevor Fruity reagieren konnte, umhüllte ihn eine seltsame Energie, und im nächsten Moment verschwand er – nur um in einem eleganten Garten wieder aufzutauchen.
