Sofort wurden alle aus Oracle rausgeschmissen, weil sie nicht mehr durchhalten konnten. Sie rannten schnell in die große Halle, wo auf einer riesigen Leinwand die Rangliste angezeigt werden sollte.
Zu ihrer Überraschung sahen sie dort Klaus, wie er den letzten von siebzig Tier-7-Spiked Wolves besiegte. Sie schauten auf das Level und als sie Level 65 sahen, klappierten allen die Kinnladen runter.
„Dieser Klaus – woraus ist er gemacht?“, fragte eine junge Frau, die Klaus dabei zusah, wie er die Monster besiegte, als wäre er eine Art Gott.
„Was? Bist du schockiert?“, antwortete eine andere Frau. „Sogar mein Vater meinte, sie hätten ihm einfach eine Position als innerer Schüler anbieten und die Sache damit erledigen sollen.“
„Das wäre besser gewesen. Er ist einfach zu dominant. Schau dir nur an, wie er kämpft – als wären die Monster keine Bedrohung für ihn.“
„Ich bin eher gespannt, was im 66. Stock ist“, mischte sich jemand neben den beiden Mädchen ein.
„Nun, ich beneide ihn, obwohl ich weiß, dass ich sein Talent in diesem Leben nie erreichen werde“, fügte eine andere Person hinzu.
Bald fingen alle an, ihre Gefühle zu äußern. Einige waren voller Bewunderung, während andere einfach nur frustriert waren.
Klaus war einfach zu dominant. Diejenigen, die ihn hassten, hatten Mühe, ihm dabei zuzusehen, wie er Dinge schaffte, die sie nicht konnten.
„Wart nur ab. Wenn wir in der Akademie sind, werden Big Brother und Big Sister euch das Leben zur Hölle machen“, sagte Ella leise und biss die Zähne zusammen.
Ethan und Max Duncan hatten beide denselben Ausdruck in den Augen, der zeigte, wie sehr sie den weißhaarigen Mistkerl hassten.
Aber entgegen ihren Gefühlen gelang es Klaus schließlich, das letzte Monster zu besiegen, und ohne Pause entschied er sich, weiterzumachen.
Er erschien auf der 66. Ebene und erwartete einen weiteren unheimlich aussehenden Raum. Zu seiner Überraschung befand er sich jedoch in einer ziemlich vertrauten Umgebung. Er war in derselben Arena, in der er viele Male gegen den Mecha-Zombie gekämpft hatte, während er mit den Nerds und Lucil daran gearbeitet hatte, Oracle zu verbessern.
Klaus lächelte, doch dann fiel sein Blick auf die 2,5 Meter große metallische Gestalt, die 50 Meter von ihm entfernt stand, und seine Augen verengten sich. Die Gestalt hatte eine gezackte Metallhaut, die aus einer Art Legierung zu bestehen schien, die die Dunkelheit um sie herum absorbierte.
Sie trug einen metallischen Helm, der nur ihre tiefroten Augen freigab.
In ihrer Hand hielt sie einen langen Speer, und hinter ihr schwebte ein metallischer Ring – derselbe messerscharfe Ring, den sie während des Trainings und der Tests benutzt hatte.
„Bist du bereit?“ Bevor Klaus die große Gestalt genau begutachten konnte, sprach sie mit roboterhafter Stimme.
„Von Geburt an bereit“, antwortete Klaus mit einem Lächeln.
Sein Schwert verwandelte sich in einen Speer, und die gesamte 64 Zoll Länge der Void Piercing Needle kam zum Vorschein.
Auch seine Augen wechselten von Gold zu Rot, was viele überraschte.
Selbst auf den Bildschirmen brachen allen, die das sahen, kalter Schweiß aus, einschließlich der Ausbilder. Die Ansagerin schien unbeeindruckt, hob jedoch eine Augenbraue – vielleicht überrascht von Klaus‘ roten Augen oder weil sie nicht erwartet hatte, dass der Endgegner so mächtig sein würde.
„Kann er dieses Ding töten? Selbst ich glaube nicht, dass ich das könnte“, seufzte sie.
Sie war eine Weise, aber als sie den Mecha-Zombie der Stufe 8 anstarrte, fand sie sich damit ab, dass sie ihn nicht besiegen konnte. Im Gegensatz dazu schien Klaus kampfbereit zu sein. Er war begeistert, endlich etwas zu sehen, das ihm eine echte Herausforderung bieten konnte.
BOOM
Der Mecha bewegte sich, ließ den Boden unter sich aufbrechen und tauchte blitzschnell vor Klaus auf.
„Schnell“, dachte Klaus und schwang seinen Speer, um den Angriff abzuwehren. Boom! Die beiden Speere prallten aufeinander und schickten Schockwellen durch die Luft. Klaus wurde ein paar Meter zurückgeschleudert, aber er blieb standhaft.
Er stürmte erneut vorwärts und setzte diesmal eine Bewegungstechnik ein, die er von Yuying gelernt hatte: die Phantomschritte.
Wenn er benutzt wurde, ließ er jeden Schritt gespenstisch erscheinen, sodass er schwer zu verfolgen war. Klaus tauchte vor dem Mecha auf, aber anstatt direkt anzugreifen, drehte er sich um und schlug mit seinem Speer nach hinten. Sein Speer traf auf den messerscharfen Ring, als der Mecha einen Überraschungsangriff mit seiner Geistwaffe startete.
Klaus‘ Rücken war ungeschützt, aber anstatt diesen Vorteil zu nutzen, drehte sich auch der Mecha um und schlug mit seinem Speer nach hinten, um den Vorstoß der Void Piercing Needle abzufangen. Klaus hatte seinen eigenen Überraschungsangriff gestartet.
„Nicht schlecht, gar nicht schlecht“, lachte Klaus aus vollem Herzen, als er sich erneut auf den Mecha stürzte. Er konnte es spüren – dieser Mecha war anders als zuvor.
Er war mächtiger als der, mit dem er trainiert hatte, und, was noch wichtiger war, stärker als Klaus selbst.
Er kämpfte auf verlorenem Posten, zumindest hätte es so sein müssen. Aber Klaus sah das anders. Nein, er sah darin eine Chance, zu testen, wie weit er sich entwickelt hatte.
Im Moment war es ein reiner Kampf der Kräfte. Keine Tricks – nur ein guter alter Speerkampf.
Klaus stürmte vorwärts, sein Speer zerschnitt die Luft mit gnadenloser Präzision. Der Mecha kam ihm entgegen, sein Speer blitzte wie ein silberner Blitz.
Ihre Waffen prallten aufeinander und Funken stoben. Der Boden unter ihnen bebte bei jedem Aufprall.
Der Mecha war viel stärker als Klaus, sodass er bei jedem Zusammenprall die Kraft durch seinen Körper strömen spürte. Aber das steigerte nur noch den Nervenkitzel, den Rausch, das Adrenalin.
Klaus hatte Spaß, und ohne es zu merken, waren zwanzig Minuten vergangen.
Klaus drehte seinen Körper und wich einem heftigen Stoß des Mechas aus. Er konterte und stieß seinen Speer auf dessen Kern, aber der Mecha blockte den Angriff und drehte seinen eigenen Speer in einer brutalen Gegenbewegung. Metall kratzte an Metall, und das Geräusch hallte durch die Arena.
Schweiß lief Klaus über das Gesicht, aber sein Blick blieb scharf und konzentriert.
Er veränderte seine Haltung, stürmte tief in die Hocke und sprang dann hoch, um einen Schlag auf den Hals des Mechas zu richten. Der Mecha lehnte sich zurück, seine Bewegungen waren geschmeidig, fast menschlich.
Er schwang seinen Speer in einem schnellen Bogen und hätte Klaus beinahe überrascht. Dieser konnte den Schlag gerade noch abwehren und taumelte unter der Wucht zurück.
Die Void Piercing Needle fing auch die Razor Disc ab. Im Moment lag der Fokus mehr auf dem Nahkampf, nur ein Teil von Klaus‘ Bewusstsein kontrollierte die Scheibe.
Dank seiner gesteigerten mentalen Stärke war das für ihn aber ein Kinderspiel. Seine Sinne umfassten die gesamte Arena und stellten sicher, dass ihm nichts entging.
Das war eine ziemlich schwierige Leistung, doch Klaus schaffte es mit überraschend ruhiger Miene. Aber der Kampf – eher ein Duell zwischen alten Freunden – war noch lange nicht vorbei.
Sie umkreisten sich, beide unnachgiebig, die Augen aufeinander geheftet. Klaus grinste und verstärkte seinen Griff. Er wirbelte seinen Speer in einer schnellen Bewegung und startete eine Reihe unerbittlicher Angriffe. Jeder Schlag war schneller, schärfer und schwerer als der vorherige.
Der Mecha wehrte alle ab, jede Abwehr präzise und unerschütterlich.
Klaus sah eine Lücke. Er stürzte sich vor und stieß mit seinem Speer auf den Kern des Mechas – doch der Mecha hatte das erwartet, wich zur Seite aus und schlug mit seinem Speer in einem tödlichen Bogen nach unten. Klaus wich aus und spürte den Luftzug, als der Schlag ihn um Zentimeter verfehlte.
Sie prallten erneut aufeinander, keiner wollte nachgeben. Jeder Aufprall hallte durch die Arena. Keine Seite zeigte Schwäche. Es war Kraft gegen Kraft, rohe Power in jeder Bewegung.
Klaus‘ Adrenalin schoss so sehr in die Höhe, dass er selbst nach 40 Minuten reinem, kraftvollen Kampf gegen einen Gegner, der fünf Stufen über ihm stand, noch mehr wollte.
Er sehnte sich nach mehr.
Plötzlich schwang der Mecha seinen Speer und ein Flammenkreis mit einem Durchmesser von 400 Metern erschien um sie herum. In dem Moment, als er erschien, spürte Klaus, wie seine Kraft um 20 Prozent nachließ.
„Das können wir uns jetzt nicht leisten, oder?“, murmelte Klaus, bevor er zu seinem Schwert griff.
„Dämonentötender Kreis“, murmelte er, während er sein Schwert schwang. Im Nu war die Wirkung des Feuerrings aufgehoben, was Klaus‘ Grinsen noch breiter werden ließ.
„Dann auf zum Wettstreit der Fähigkeiten und Techniken.“ Sein Lächeln wurde noch breiter, als er seine erste Fähigkeit aktivierte – oder besser gesagt, eine der Fähigkeiten, die er sich bisher aufgespart hatte.
„Chaotische Nirvana-Flamme: Drachenarmschutz.“
