Oscar lag auf dem Boden, dunkles Blut lief ihm aus Mund und Nase. Seine Kapuze war heruntergefallen und enthüllte das blasse, gruselige Gesicht eines menschlichen Dämons. Sein Gesicht war gespenstisch weiß, ein schauriger Anblick.
Dank Klaus und seinem Drachen, der die beschworenen Dämonen getötet hatte, hatte er bereits vier Siebtel seiner Seele verloren.
Klaus hatte nicht erwartet, dass der Drache einen der Ascendants töten würde, aber er hatte es geschafft. Sein Plan war gewesen, dass der Drache die Sukkubus und den Dunkelelf zurückhalten sollte, damit er sich um die anderen fünf kümmern konnte.
Aber er hatte einen getötet. Er war dankbar für dieses kleine Wunder.
Als Zeichen seiner Dankbarkeit gab Klaus dem Drachen eine weitere Aufgabe. Das Ergebnis? Der verkohlte Körper des Ork-Schamanen brach zusammen und zerfiel in knusprige, geschwärzte Fragmente.
In der Nähe umklammerte die Dunkelelfe ihren verwundeten rechten Arm, ihr Gesicht war vor Frustration und Schmerz verzerrt. Es war ihr fast unmöglich geworden, ihren Bogen zu spannen, was sie verwundbar machte.
Der Dämonentötungszirkel war verschwunden.
Der Alien hatte sein Ende gefunden, nachdem sein Gehirn gebraten worden war, und sein lebloser Körper lag im Dreck. Dem Assassinen war es nicht viel besser ergangen, er war dem Höllenkettendomäne erlegen.
Jetzt waren nur noch wenige übrig. Der Schwertkämpfer mit den zwei Schwertern gab alles, was er hatte, und versuchte mit verzweifelten Bewegungen, den nervigen Menschen zu erledigen, der einfach nicht sterben wollte.
Der Troll war jedoch viel zu langsam und stolperte nutzlos im Chaos herum. Klaus hatte beschlossen, ihn sich für den Schluss aufzuheben.
Schließlich war es der Troll, der ihm zuvor den größten Schaden zugefügt hatte, und der Schmerz hielt sich immer noch in seinem ramponierten Körper und seinen gebrochenen Knochen.
Dieser Schmerz, kombiniert mit der Anstrengung seines zusammenbrechenden Körpers, wurde unerträglich. Die Unausweichlichkeit des Ganzen hing wie ein schwerer Schatten in der Luft.
Klaus bewegte sich schnell und setzte seinen Kampf gegen den Dämonenschwertkämpfer fort, der trotz des „Gesichts des Hungers“, das an seiner Lebenskraft zehrte, überraschend agil war.
Die Schmerzen, die durch Klaus‘ Körper schossen, waren unerträglich, doch er hielt mit purer Willenskraft durch, die Zähne zusammengebissen und schwer atmend.
Plötzlich wich Klaus einem Schwertschlag aus, seine Reflexe waren messerscharf. Er konterte mit einem Tritt, sprang nach vorne und stützte sich mit seinem Säbel ab, um mitten in der Bewegung das Gleichgewicht wiederzufinden.
Der Tritt traf und zwang den Schwertkämpfer zurück. Klaus nutzte den Moment, stürmte vorwärts und schlüpfte zwischen den massiven Beinen des Trolls hindurch. Sein Säbel schlug nach oben, stieß jedoch auf Widerstand.
„Die Haut dieses Bastards ist lächerlich dick“, murmelte Klaus leise und kniff frustriert die Augen zusammen.
Um den Troll zu töten, würde er ein spezielles Gift benötigen. Sein Körper war eine undurchdringliche Festung, und Klaus lief die Zeit davon.
Jede Sekunde, die er mit dem Kampf verbrachte, zehrte an seiner unbeständigen Energie, und sein zusammenbrechender Körper musste immer mehr leiden.
Er musste seine Segnungen freisetzen, nämlich „Himmelsherrschaft“, die ihm einen 300-prozentigen Boost gab, und „Geteilt“, die ihm 240 Prozent gab, aber dafür mussten die beiden verbleibenden Feinde sterben.
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Zum Glück war der Drache fast fertig mit dem Dunkelelfen.
BOOM.
Der massive Holzhammer des Trolls schlug auf den Boden, wo Klaus noch einen Moment zuvor gestanden hatte. Staub und Trümmer flogen durch die Luft, aber Klaus war bereits ausgewichen und hatte mit seinen scharfen Augen eine Lücke im Chaos entdeckt.
Ohne zu zögern, nutzte er sie.
In der Hitze des Gefechts konnten solche Momente das Kräfteverhältnis kippen. Selbst ein Halbgott konnte einem unerwarteten Schlag zum Opfer fallen.
Diesmal war der Dämonenschwertkämpfer der Leidtragende. Der Aufprall warf Klaus nicht aus der Bahn, sondern schleuderte den Schwertkämpfer durch die Luft.
Klaus tauchte in dem Moment hinter ihm auf, als dieser auf dem Boden aufschlug, seine Bewegungen waren nur noch eine verschwommene Silhouette. Eine Lanze materialisierte sich, durchbohrte den Kopf des Schwertkämpfers von hinten und ragte aus seinem Mund wieder heraus.
Blitze zuckten entlang der Lanze und knisterten vor zerstörerischer Energie.
Der Kopf des Dämonenschwertkämpfers war nur noch verkohlte Überreste, und die Luft war erfüllt vom beißenden Geruch verbrannten Fleisches.
Klaus stand einen Moment lang regungslos da, seine Brust hob und senkte sich in kontrollierten Atemzügen.
Der Troll war der Einzige, der noch übrig war und wie ein unbeweglicher Berg über ihm aufragte. Klaus musterte die Bestie, seine scharfen Augen huschten zu dem Hammer in ihren Händen.
Er ballte die Fäuste, Frustration flackerte in seinem Gesicht. Er sah keine Möglichkeit, den Koloss zu besiegen.
„Tsk“, murmelte er und verzog genervt die Lippen. „Das ist nicht gerade edel, aber ich muss gewinnen. Dafür werde ich mich erniedrigen.“
Mit blitzschneller Präzision griff Klaus nach einer Handvoll Dreck und schleuderte ihn dem Troll ins Gesicht. Die Körner trafen ihr Ziel und blendeten die Kreatur. Sie brüllte und schlug verwirrt mit ihrem massiven Kopf um sich.
Klaus nutzte den Moment und bewegte sich wie ein Schatten. Mit einer schnellen, heftigen Drehung schoss seine Hand hervor und er rammte dem Troll seinen Speer in ein Auge.
Es platzte wie ein Ei und spritzte dunkle Flüssigkeit über das Schlachtfeld. Sein Speer fand erneut sein Ziel und einen Herzschlag später war auch das zweite Auge getroffen.
Der Troll heulte vor Schmerz, sein riesiger Holzhammer glitt ihm aus den zitternden Händen und schlug auf den Boden.
Klaus trat zurück, ein Grinsen umspielte seine Lippen. Er richtete sich auf und seine Augen funkelten.
„Zweite Regel des Gemetzels“, sagte er mit fester Stimme, „wenn du sie nicht mit deiner Waffe töten kannst, töte sie mit ihrer.“
Klaus streckte seine Hand aus. Der Holzhammer zitterte und flog dann in Klaus‘ Hand.
Mit einem mühelosen Sprung schoss er sechs Meter in die Luft, sein Körper knisterte vor roher Energie. Blitze zuckten um die Waffe herum und krochen wie hungrige Schlangen über ihre Oberfläche.
Klaus‘ Augen leuchteten weiß, als elektrische Bögen aus dem Holzhammer schossen und das Schlachtfeld erhellten. Die Waffe pulsierte in seinem Griff und wurde dreimal so groß.
Ihr Gewicht verfünffachte sich.
„Stirb, du Bestie!“
Seine Stimme dröhnte wie Donner, als er die kolossale Waffe niedersausen ließ. Blitz und Donner grollten im Einklang, als der Holzhammer einschlug und den Schädel des Trolls sauber in zwei Hälften spaltete.
Blut und Knochen spritzten in einer heftigen Explosion in alle Richtungen.
Der Hammer brach unter der Wucht und zerbrach in zwei Hälften, aber die Arbeit war getan. Der Troll brach zusammen und sein massiger Körper fiel leblos zu Boden.
Bald löste er sich auf und war verschwunden.
Klaus landete schwer, seine Knie gaben nach, um den Aufprall abzufangen. Blut rann aus seinem Mundwinkel, aber er achtete nicht darauf. Seine Lippen pressten sich zu einer dünnen Linie zusammen, sein Blick war auf den Elfen in der Ferne gerichtet.
Er war noch nicht fertig. Noch nicht.
Der neunte Kern brodelte in ihm und leuchtete schwach, als er sich seiner Vollendung näherte. Er spürte, wie seine Kraft anschwoll, fast bereit, überzulaufen.
In dem Moment, in dem der Elf zu Boden fiel, würde es soweit sein. Dann würde seine Verwandlung in einen Weisen beginnen.
Wie erwartet sah Klaus, dass Oscar nur noch am Leben hing, als er zu ihm hinüberblickte.
Klaus lachte leise und warf erneut einen Blick auf die sieben Karten, die noch immer in der Luft schwebten. Sein Blut kochte vor Aufregung, seine Lippen verzogen sich zu einem verschmitzten Grinsen.
Er konnte es kaum erwarten, sie in die Hände zu bekommen. Da Oscar glaubte, dass seine Seele die wahre Natur der Sieben Tödlichen Karten freisetzen könnte, war Klaus entschlossen, das zu vollenden, was Oscar nicht geschafft hatte.
Teile von Klaus‘ Körper waren nichts als bloße Knochen, aber er würde überleben … irgendwie.
BRÜLLEN
Plötzlich zerriss ein mächtiger Hieb den einst so schönen Himmel.
Die Dunkelelfe wurde nach unten geschleudert, ihr Schrei hallte wider, bevor er abrupt abbrach. Der Bogen in ihrer Hand zerbrach und ihr verkohlter Körper schlug mit einem widerlichen Geräusch auf dem Boden auf.
Sie war lebendig geröstet worden, ihr Körper brutzelte wie eine grausame Karikatur eines Barbecues. Der Drache hatte sie gekocht.
In dem Moment, als sie starb, erstarrte auch Oscars Körper. Aber im Gegensatz zu ihrem verschwand sein Körper nicht.
Klaus saß mit gekreuzten Beinen in der Lotussitzhaltung, atmete schwer und hatte einen leeren Blick. Dann sank sein Kopf nach vorne, als sein Geist aufgab.
Er verlor das Bewusstsein.
Über ihm öffnete sich der Himmel. Runen der Trübsal regneten herab und strömten mit göttlicher Liebe in seinen geschundenen Körper.