„…“ Der braunhaarige Junge unterbrach seine Übung und sah die Ausbilderin an. „Ich hab das schon längst drauf, deshalb wollte ich lieber was anderes üben.“
Ausbilderin Valeria hob eine Augenbraue, neugierig auf die selbstbewusste Antwort des Jungen. Die Schüler in der Nähe schauten sich neugierig an, um zu sehen, wie es weiterging.
„Du hast sie gemeistert, sagst du?“ Valeria näherte sich dem Jungen mit kritischem Blick. „Dann zeig mal, was du drauf hast. Zeig mir die Kampfhaltung, die Beinarbeit und eine Abwehrtechnik.“
Der braunhaarige Junge, der Adrian hieß, nickte ruhig. Er nahm mit geübter Leichtigkeit die Kampfhaltung ein, seine Bewegungen waren flüssig und kontrolliert. Seine Beinarbeit zeugte von einer Präzision, die auf ein gründliches Verständnis der Grundlagen hindeutete.
Als er eine Abwehrbewegung ausführte und einen imaginären Schlag abwehrte, wurde klar, dass Aurelius nicht übertrieben hatte.
Ausbilderin Valeria konnte trotz ihrer anfänglichen Skepsis nicht umhin, Adrians Fähigkeiten anzuerkennen. Ein überraschtes Murmeln ging durch die Reihen der zuschauenden Schüler.
„Nun, es scheint, als würdest du nicht bluffen“, gab Valeria zu und ihr strenger Gesichtsausdruck wurde etwas weicher. „Beeindruckend. Es ist selten, dass ein Erstsemester die Grundlagen so gut beherrscht. Da du dich bereits gut auskennst, lass uns mit den Angriffstechniken weitermachen. Zeig mir einen grundlegenden Schlag und eine Folge-Kombination.“
„Ausbilderin Valeria, darf ich einen Vorschlag machen?“, fragte Adrian plötzlich.
„Ja. Was denn?“, antwortete Valeria neugierig.
„Warum lassen Sie mich das nicht in einem echten Kampf zeigen?“, schlug Adrian mit ruhiger Miene vor. „Außerdem weiß ich, wer mich in diesem Kampf begleiten kann. Schüler Emeric, kannst du bitte herkommen und mit mir ein freundschaftliches Duell austragen?“
Ausbilderin Valeria hob eine Augenbraue angesichts Adrians unerwartetem Vorschlag. Die Schüler im Trainingsbereich tauschten vielsagende Blicke aus, fasziniert von der plötzlichen Wendung. Emeric zeigte trotz seiner anfänglichen Überraschung ein selbstbewusstes Grinsen.
„Klar, warum nicht?“, antwortete Emeric, dessen Kampfgeist wieder entfacht war. „Ich wollte schon lange sehen, was der beste Schüler drauf hat.“
Ausbilderin Valeria überlegte einen Moment, bevor sie zustimmend nickte. „Na gut, ein freundschaftlicher Zweikampf. Aber haltet euch zurück und keine unnötige Aggression. Denkt daran, das ist ein Training.“
„Ja, Lehrerin“, antworteten die beiden, bevor sie sich in die Mitte des Trainingsbereichs begaben und einen Kreis bildeten, in dem sich das bevorstehende Duell abspielen würde. Die Atmosphäre war voller Vorfreude, und andere Schüler versammelten sich, um den Kampf zwischen dem ersten und dem vierten Awakeners zu beobachten.
Adrian und Emeric standen sich gegenüber und nahmen beide eine Kampfhaltung ein. Der Trainingsplatz wurde still, als alle ihre Aufmerksamkeit auf das bevorstehende Duell richteten. Lehrerin Valeria trat zurück und gab ihnen Platz, um sich zu bekämpfen.
„Fangt an!“, rief sie.
Auf dem Trainingsplatz hielt jeder den Atem an, als Adrian und Emeric sich gegenüberstanden. Als der Kampf begann, übernahm Emeric die Führung und startete eine Reihe von Angriffen mit Schlägen und Tritten. Adrian konzentrierte sich nur darauf, ihnen auszuweichen oder sich zu verteidigen.
„Hm, ist das alles, was er drauf hat? Ich habe mir umsonst Sorgen gemacht.“ Emeric, voller Selbstvertrauen, verschwendete keine Zeit und startete eine Reihe schneller Angriffe. Er bemerkte jedoch nicht, dass Adrian jedem Schlag mühelos auswich und ihn mit präzisen Bewegungen parierte. In Emerics Augen sah Adrian nur wie jemand aus, der in die Enge getrieben worden war.
„Ist das alles, was du drauf hast, Erstplatzierter?“, spottete Emeric und grinste breit. „Ich hätte mehr von jemandem mit deinem Ruf erwartet. Vielleicht bist du nicht für echte Kämpfe geeignet.“
Adrian schien unbeeindruckt und verteidigte sich weiterhin mit ruhiger Gelassenheit.
„Du fühlst dich hilflos, oder?“, wurde Emeric selbstbewusst, überzeugt davon, dass Adrian zögerlich oder unerfahren in echten Kämpfen war.
„Du versteckst dich nur hinter deinem Rang. Ich wette, du hast noch nie in einem echten Kampf gestanden“, spottete Emeric und versuchte, Adrian weiter zu provozieren.
Die Zuschauer verfolgten den Schlagabtausch, einige fasziniert von der psychologischen Kriegsführung zwischen den beiden Erwachten.
„Sieh mal, es sieht so aus, als würde Emeric gewinnen.“
„Ja, er ist Adrian eindeutig überlegen.“
„Haha, ist das der Beste? Ich wette, sogar ich kann das besser als er!“
Emeric grinste, als er die Worte seiner Klassenkameraden hörte. „Die Menge ist auf meiner Seite.“
„Lacht nur, so viel ihr wollt, das ist mir egal“, dachte Adrian, während er Emerics Bewegungen studierte. „Denn ich weiß schon, wie es ausgehen wird.“
Weder Emeric noch seine Klassenkameraden ahnten, dass er nur auf den richtigen Moment wartete, um die Bewegungen seines Gegners zu analysieren. Er wollte mit einem sauberen Schlag fertig werden.
„Jetzt!“
Während Emeric seine Angriffswelle fortsetzte, nutzte Adrian die Chance. Mit einer präzisen Bewegung nutzte er eine kleine Lücke in Emerics Verteidigung und wechselte blitzschnell von der Verteidigung in den Angriff.
Die plötzliche Wendung überraschte Emeric, und Adrians Schläge wurden immer heftiger und drängten ihn zurück.
Das Blatt wendete sich, und Emeric, der nun in der Defensive war, hatte Mühe, mitzuhalten. Ihm wurde klar, dass er Adrian nicht unterschätzen durfte. Die Zuschauer spürten die Wende und statt der vorherigen Spottrufe waren nun überraschte Raunen zu hören.
„Wow! Adrian ist so cool!“
„Er hat seine Kräfte versteckt!“
„Er hat Emeric sofort überwältigt. Ist das der Unterschied zwischen dem ersten und dem vierten Rang?“
„Haha, Emeric hat Mühe, mit Adrians Geschwindigkeit mitzuhalten.“
„…“
Emeric fühlte sich überwältigt und gedemütigt, und seine Frustration erreichte ihren Höhepunkt.
„Du hast mir keine Wahl gelassen! Selbst wenn ich dafür bestraft werde, kann ich nicht zulassen, dass du mich weiter demütigst!“ Ohne einen Moment zu zögern, holte er eine glänzende Lanze aus einer Taschendimension hervor, eine Waffe, die in seinem Ring versteckt war. Das plötzliche Auftauchen der Waffe löste in der Menge einen Aufschrei aus.
„W-was?“
„Eine Waffe?“
„Aber die Regeln!“
Mit entschlossenem, aber verzweifeltem Gesichtsausdruck griff Emeric Adrian mit dem Speer an, um den Kampf mit einem Schlag zu beenden.
„Du konntest nicht länger warten, was?“ Emeric hörte Adrians kalte Stimme hinter sich. „Dann habe ich dich wohl überschätzt.“
Adrian hatte diesen Zug aufgrund von Emerics impulsivem Charakter vorausgesehen und wich dem mächtigen Stoß und der Drehung der Waffe geschickt aus.
„Wage es nicht, mich zu verspotten!“
Die Zuschauer sahen voller Ehrfurcht zu, wie Adrian mühelos um den Speer herummanövrierte, seine Bewegungen kalkuliert und präzise. Der Übungsplatz verwandelte sich in eine Bühne für eine Demonstration von Geschicklichkeit, und Emerics Frustration eskalierte.
Valeria wollte den Kampf eigentlich beenden, sobald Emeric seinen Speer gezogen und damit gegen die Regel verstoßen hatte. Aber vielleicht war es ihr Bauchgefühl, das sie davon abhielt. Oder sie wollte einfach sehen, was der Geheimtipp der Erstklässler draufhatte.
„Mal sehen, warum der Direktor so viel von dir hält, obwohl du kein Talent hast …“
