Adrian erstarrte für einen kurzen Moment und sah ihr in die Augen. Dann antwortete er mit ruhiger, fester Stimme: „Nein, ich bin Adrian.“
„Hä?“
Bevor sie reagieren konnte, bewegte sich Adrian. Mit einer schnellen Bewegung stieß er sie in das Portal und überraschte sie damit völlig. Arias Augen weiteten sich vor Schreck, als sich die Welt um sie herum veränderte und das Portal sie vollständig verschluckte.
Die Stimme der maskierten Frau durchbrach die Stille. „Das hättest du nicht tun sollen.“
Adrian antwortete nicht. Sein Blick blieb einen Moment lang auf dem wirbelnden Licht des Portals haften, bevor er einen Schritt nach vorne machte.
„Lass uns gehen“, sagte er.
Ohne auf eine Antwort zu warten, trat er durch das Portal und ließ die maskierte Frau als Letzte zurück.
BOOOM!
Das Portal schloss sich einen Bruchteil einer Sekunde vor der Explosion, die über das Schlachtfeld hinwegfegte. Die Druckwelle breitete sich aus und verwandelte alles in ihrem Weg in Asche und Trümmer.
Das blendende Licht der Zerstörung erhellte für einen kurzen Moment den aschgrauen Himmel, bevor es in Stille versank.
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Black Star City, Black Star Castle.
In der großen Haupthalle von Black Star Castle wurde die bedrückende Atmosphäre der Autorität durch ein plötzliches Geräusch unterbrochen – ein tiefes, kehliges Stöhnen, voller Schmerz und Wut.
„Gah! URHH!“
Der Black Star Lord, eine bedrohliche Gestalt von dunkler Pracht, sank in der Mitte der Halle auf die Knie.
Seine Hand krallte sich an seine Brust, als wolle er etwas darin festhalten. Der polierte Obsidianboden unter ihm barst, unfähig, das Gewicht seiner in Qual entfesselten Kraft zu tragen.
„Verdammt …!“, zischte er, und seine Stimme hallte wie das Knurren einer Bestie durch den Saal. Sein ganzer Körper zitterte, während er sich mühsam aufrecht hielt. Eine dunkle Aura umgab ihn und flackerte unruhig.
Er kannte diesen Schmerz nur zu gut, doch es war Jahrhunderte her, seit er ihn so intensiv gespürt hatte.
Einen Teil seiner Seele zu zerstören – und sei er noch so klein – war keine Kleinigkeit, selbst für jemanden wie ihn. Auch wenn es nur etwa ein Zwanzigstel seiner gesamten Seele war, war der Schaden erheblich.
Aber er hatte keine Wahl.
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Hätte er nicht gehandelt, wäre es noch schlimmer gekommen. Das weiße Licht – diese verfluchte, verschlingende Energie – hätte alles vollständig vernichtet und nichts zurückgelassen. Indem er es selbst zerstörte, hatte er zumindest einen Hauch von Kontrolle bewahrt.
Dennoch war der Preis hoch.
Der Black Star Lord presste die Kiefer aufeinander, warf den Kopf zurück und lachte, ein tiefer, hohler Klang, der durch den riesigen Saal hallte.
„Ich habe schon so lange nicht mehr so viel Schmerz empfunden“, murmelte er zwischen zwei Atemzügen, seine Stimme voller düsterer Belustigung. Seine pechschwarzen Lippen verzogen sich zu einem Grinsen und enthüllten scharfe, glänzende Zähne.
Als er sich mühsam aufrappelte und sich schwer auf das verzierte, geschwärzte Zepter in seiner Hand stützte, tauchte ein Gesicht vor seinem inneren Auge auf – das eines maskierten Mannes.
Der Täter.
Die Gestalt hinter dem weißen Licht.
Die leuchtend roten Augen des Black Star Lord verengten sich gefährlich, ihr Licht pulsierte vor ungezügelter Wut.
Er glaubte keine Sekunde lang, dass das weiße Licht allein das Ergebnis des zerbrochenen Kerns war. Nein, dahinter steckte eine andere Wahrheit – er.
Dieser maskierte Mann.
Er hatte alles ruiniert. Der maskierte Mann hatte ihn nicht nur dazu gebracht, sein Seelenfragment zu zerstören, sondern auch den sorgfältig ausgearbeiteten Plan des Black Star Lords vereitelt, den Kern mit Hilfe des Elfenmädchens zu stehlen. Jedes Mal hatte die maskierte Gestalt ihm einen Schlag versetzt, mit Präzision und einer unheimlichen Fähigkeit, seine Bewegungen vorauszusehen.
Die Rebellen waren Idioten, leicht zu manipulieren und zu vernichten, aber dieser Mann … er war anders.
Gefährlich.
Er war ein Denker und Planer wie er.
Die Lippen des Black Star Lord verzogen sich noch mehr, sein Grinsen wurde unnatürlich breit. Seine leuchtend roten Augen blitzten auf und strahlten eine so dichte Aura der Bosheit aus, dass sie die Luft um ihn herum verzerrte.
„Ich werde es dir heimzahlen“, flüsterte er mit giftiger Stimme. „Warte nur ab …“
Sein Lachen erfüllte den Saal, dunkel und unheilvoll, während er begann, die Dunkelheit um sich herum zu kontrollieren. Was auch immer er erlitten hatte, es würde ihn nicht aufhalten. Wenn überhaupt, dann stärkte es nur seine Entschlossenheit.
Dieses Spiel um Leben und Tod war noch lange nicht vorbei.
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Eldoria City, Valerian Hall
Die Sonne stand tief über Eldoria City und warf lange Schatten über die Straßen der Stadt. Inmitten des geschäftigen Treibens stand die Valerian Hall wie ein verwundeter Titan, deren einst makellose Fassade nun von Rissen und Gerüsten verunstaltet war. Arbeiter bewegten sich präzise und entschlossen, ihre Werkzeuge klirrten gegen Stein und Metall, während sie daran arbeiteten, die Pracht der Halle wiederherzustellen.
Der Wiederaufbau verlief langsam.
Unter den Arbeitern kursierten Gerüchte – Flüstern über die „mächtigen“ Persönlichkeiten, denen die Halle einst gehörte und die mysteriöse Schäden erlitten hatten oder sich ganz aus den Reihen der „Elite“ zurückgezogen hatten.
Im Inneren war gerade die Haupthalle fertiggestellt worden. Der polierte Marmorboden glänzte im sanften Schein der neu installierten Kronleuchter. Die Luft war erfüllt vom schwachen Geruch von frischem Putz und Farbe, während Bauarbeiter und Erwachte ihre Werkzeuge zusammenpackten, um zum nächsten Abschnitt überzugehen.
Doch dann änderte sich die Atmosphäre.
Ein leises Summen hallte durch den Saal und wurde mit jeder Sekunde lauter. Der Boden bebte leicht unter ihren Füßen und sandte Wellen über den noch nicht ganz getrockneten Putz.
„Was zum …?“, murmelte einer der Arbeiter und blickte nervös umher.
Die Luft in der Mitte des Saals begann sich zu verzerren und zu verformen.
Ein Wirbel aus schimmernder Energie erschien und wirbelte heftig, als würde er den Stoff der Realität selbst zerreißen.
„Raumerschütterungen!“, rief einer der Erwachten mit dringlicher Stimme. „Alle zurück! Ruft sofort die Organisation!“
Panik breitete sich wie ein Lauffeuer aus. Die Arbeiter sammelten hastig ihre Sachen und flohen zu den Ausgängen, während der Wirbel immer größer wurde. Werkzeuge fielen klappernd zu Boden und wurden in der Eile zurückgelassen.
Der Erwachte, der gesprochen hatte, blieb noch einen Moment zurück und aktivierte mit zitternder Hand ein Kommunikationsgerät. „Hier ist der Erwachte Loren! Wir haben eine räumliche Anomalie in der Valerian Hall – bitte um sofortige Hilfe!“ Seine Stimme zitterte, als er zurückwich und sich in sicherer Entfernung aufstellte.
Der Wirbel erreichte seinen Höhepunkt, drehte sich heftig, bis er sich schließlich stabilisierte.
In der Mitte der Halle bildete sich ein 2,5 Meter hohes Portal, dessen Ränder in einem unheimlichen roten Farbton leuchteten.
Aus dem Portal tauchte eine Gestalt auf.
Ein Mädchen mit wallendem grünem Haar landete anmutig auf dem Marmorboden, wobei ihre Stiefel einen leisen dumpfen Schlag auf der frisch fertigen Oberfläche verursachten. Ihre auffälligen Augen musterten kurz ihre Umgebung, ihr Gesichtsausdruck war unlesbar.
Bevor jemand reagieren konnte, fielen weitere Gestalten aus dem Portal.
Einer nach dem anderen stürzten Personen in grünen und schwarzen Roben heraus und schlugen mit dumpfen Geräuschen auf den Boden. Der makellose Marmor war bald übersät mit den regungslosen Körpern der Gefallenen, deren Roben mit Schmutz und Blut befleckt waren.
Die Arbeiter, die noch nicht geflohen waren, standen wie erstarrt da und versuchten verzweifelt, die surreale Szene zu begreifen, die sich vor ihnen abspielte.
Und dennoch blieb das Portal offen.
Es fielen immer mehr Gestalten, und der Haufen wurde mit jeder Sekunde größer.
Als schließlich die letzte der Robenträger herausstürzte, trat eine Frau durch das Portal.
Sie bewegte sich mit bedächtiger Eleganz, ihre schwarze Maske schimmerte schwach im Licht der Halle. Wie die letzten vor ihr stolperte oder fiel sie nicht. Stattdessen landete sie mit beunruhigender Anmut auf dem Leichenberg, ihre schwarzen Roben legten sich wie fließende Schatten um sie.
Das Portal hinter ihr flackerte einmal und verschwand dann mit einem leisen Knall, sodass in der Halle eine bedrückende Stille herrschte.
Die maskierte Frau richtete sich auf und neigte leicht den Kopf, während sie sich umschaute. Ihre Präsenz war beeindruckend, ja sogar erdrückend, als würde sich die Luft selbst ihrem Willen beugen.
„… Warum bin ich ausgerechnet hierher zurückgekommen?“