Nicht weit von Alex entfernt begann sich der Raum um ihn herum zu verzerren und unnatürlich zu verbiegen, als würde die Realität selbst auseinandergerissen. Eine wirbelnde schwarze Gestalt tauchte auf, deren humanoide Form sich grotesk veränderte.
Schattenranken schlängelten sich aus ihrer Gestalt und wurden mit jeder Sekunde größer und chaotischer, wie ein Virus, der sich aus seiner Hülle befreit. Es dauerte nicht lange, bis ihre Gestalt etwas Monströsem ähnelte, einer sich windenden, sich ständig weiterentwickelnden Kreatur, die an einen Albtraum in Fleisch und Blut erinnert. Erfahrungsberichte in My Virtual Library Empire
„Ich hätte ihn fast für einen Symbionten gehalten.“
Alex lachte innerlich, obwohl sein Gesichtsausdruck ernst blieb.
„Der Black Star Lord hatte seinen Zug gemacht.“
„Cool …“, zischte er leise und ballte die Hand zur Faust.
Er drehte sich abrupt um und schrie die Königin an, die bereits schneller als jeder andere die bewusstlosen Körper wegschleppte.
„Bring alle hier weg! Sofort!“ Seine Stimme klang so eindringlich, dass selbst sie ihn nicht ignorieren konnte.
Die bunten Augen der Königin trafen für einen kurzen Moment seine.
Ohne ein Wort nickte sie kurz, ihre Gestalt verschwamm zu einem verschwommenen Fleck, während sie die Bewusstlosen einsammelte und mit gnadenloser Effizienz mit Erde und Ranken einer Gehirnwäsche unterzog.
Die einst unerbittliche Leere der Hellen Welt flackerte unter ihrer Anwesenheit leicht, als würde sie sich ihrem Willen beugen. Einer nach dem anderen verschwanden die bewusstlosen Krieger und wurden weit weg von der Gefahr teleportiert, die nur Augenblicke davon entfernt war, eskalieren.
Alex richtete seine Aufmerksamkeit dann auf Adrian, der etwa zehn Meter entfernt stand, ruhig, aber berechnend, während sein scharfer Blick Alex nicht von der Stelle wich. Alex konnte das Gewicht dieses Blicks spüren, als würde Adrian nicht nur die Situation analysieren, sondern auch ihn selbst.
„Ich weiß nicht, ob du der bist, für den ich dich halte …“, rief Alex, seine Stimme trotz des Chaos um sie herum ruhig. „Aber bitte, beschütze unsere Freunde. Schnell.“
Für einen kurzen, aber angespannten Moment bewegte sich sein anderes Ich nicht.
Sein unlesbarer Gesichtsausdruck blieb, sein Blick bohrte sich in Alex, als würde er nach etwas suchen. Dann nickte der andere Adrian endlich. Im Handumdrehen verschwand er und hinterließ ein schwaches zeitliches Nachbild, das an der Stelle schimmerte, an der er gerade noch gestanden hatte.
Alex atmete aus und konzentrierte sich wieder auf die Bedrohung vor ihm.
Die schwarze Gestalt verschob sich nicht mehr nur, sie wuchs, dehnte sich mit alarmierender Geschwindigkeit aus, und ihre bloße Anwesenheit fühlte sich an, als würde sie die helle Welt selbst zu verzerren beginnen.
Hinter sich spürte er, wie die Wellen in der Leere stärker wurden, als zwei Portale, die nun fast vollständig geformt waren, auf gegenüberliegenden Seiten des Schlachtfeldes auftauchten. Ihre Ränder knisterten vor Energie und drohten, jeden Moment in die Realität einzubrechen.
Aber es waren nicht nur zwei Portale. Ein drittes, das durch seine Manipulation der hellen Welt sorgfältig vor Blicken verborgen war, stand ebenfalls kurz vor der Fertigstellung. Ein schwaches Grinsen huschte über Alex‘ Lippen.
„Sie sollte jetzt fertig sein“, dachte er. Ein Hauch von Erleichterung huschte über sein Gesicht. „Alles läuft noch nach Plan.“
Seine Erleichterung war jedoch nur von kurzer Dauer.
Die schwarze Gestalt schwoll weiter an, ihre Tentakel schlugen um sich und verdrehten sich heftig. Sie ragte nun über ihm auf und übte selbst in der endlosen weißen Leere ein fast erdrückendes Gewicht aus. Es fühlte sich an wie die Krönung der Wut des Black Star Lord, eine konzentrierte Verkörperung seines Willens.
Alex musste leise lachen und schüttelte den Kopf.
„Explosionen. Warum immer Explosionen?“
Der Gedanke war nicht abwegig.
Er erinnerte sich an die unzähligen chaotischen Ereignisse, die er durchlebt hatte – Explosionen von Macht, Schlachten, die in katastrophalen Detonationen endeten. Es schien, als hätte das Universum einen Sinn für Humor, wenn es um ihn ging.
Seine letzte Begegnung, die angeblich sein Leben beendet hatte, war nicht anders gewesen.
„Und jetzt“, murmelte er vor sich hin und blickte auf die sich windende schwarze Masse, die von Sekunde zu Sekunde wuchs, „wird es wieder mit einer Explosion enden.“
Endeten sie immer so?
Er seufzte und ließ seine Finger von der Anspannung los, die sie gehalten hatten. Das wachsende Wesen, die sich ausdehnenden Portale, sogar die subtilen Risse, die sich in der Struktur seiner Hellen Welt bildeten – alles war bis ins kleinste Detail geplant und orchestriert worden.
„Das muss passieren“, murmelte Alex mit einem scharfen Glitzern in den Augen. „Es ist wichtig.“
Nur so konnten sie, konnte er Black Star Lord einen Schlag versetzen.
Die schwarze Gestalt, die bald explodieren würde, war Teil der Seele oder des Geistes von Black Star Lord.
Alex wusste aus dem Roman, dass Black Star Lord einen Teil seiner Seele in dieses Ereignis geschickt und den Kern der Königin von den Avengers gestohlen hatte, als diese dachten, sie wären ihm und seinen Jägern überlegen.
Und er hatte versucht, dies zu wiederholen, indem er vor kurzem einen Überraschungsangriff von hinten gestartet hatte.
Aber leider hatte er ein solches Ergebnis bereits nach seinem Fehler im vorherigen Ereignis vorausgesehen, der ihn das Leben „gekostet“ hatte.
______
Die Portale, die das Schlachtfeld flankierten, knisterten heftig, und ihre Energie ergoss sich wie Wasserfälle aus purem Chaos. Der einst blendende Glanz der Hellen Welt begann zu flackern, als Alex seinen Bann aufhob.
Das endlose weiße Licht verblasste schnell, bis es ganz verschwand und das Schlachtfeld in eine unheilvolle Dämmerung tauchte, in der die schwarze Masse größer denn je erschien.
Ohne zu zögern begannen die Jäger ihren Rückzug.
In Schatten gehüllte Gestalten huschten zu ihrem eigenen Portal, ihre Bewegungen hektisch, aber präzise. Es war klar, dass sie ihren Befehl erhalten hatten: sofort zurückziehen. Zweifellos hatte Black Star Lord ihren schnellen Rückzug angeordnet, da er nicht bereit war, weitere Ressourcen zu verlieren, nachdem seine Pläne durchkreuzt worden waren.
Auf der anderen Seite machten sich auch Sia und ihre Avengers bereit. Ihre Gesichter waren eine Mischung aus Frust und Resignation, denn ihre großen Pläne waren nun in Trümmern. Der wütende Blick der Königin war auf sie gerichtet, während Ranken und Erde emporwuchsen, um ihnen den Fluchtweg zu versperren.
„Ich werde euch nicht entkommen lassen!“, brüllte sie mit vor Wut bebender Stimme.
Doch Alex trat vor und hob die Hand, um sie aufzuhalten.
„Königin, nicht“, sagte er entschlossen. „Wir haben keine Zeit für das hier.“
Sie wirbelte herum und sah ihn an, ihre bunten Augen vor Wut lodernd. „Sie haben meine Kinder und dich verraten! Sie haben ihr wahres Gesicht gezeigt, und du lässt sie einfach gehen?“
„Ich werde mich ein anderes Mal um sie kümmern“, sagte Alex in einem Ton, der keinen Widerspruch duldete. „Im Moment müssen wir uns darauf konzentrieren, hier zu überleben.“
Die Königin ballte die Fäuste, und die Erde unter ihr bebte, als würde sie ihre Wut widerspiegeln. Aber sie gab nach und wandte ihre Aufmerksamkeit wieder der schwarzen Gestalt zu, die über ihnen aufragte.
Währenddessen verschwanden Sia und ihre Avengers in ihrem Portal.
Sia hielt kurz inne, bevor sie hindurchging, und warf Alex einen letzten widerwilligen Blick zu. Bedauern huschte über ihr Gesicht, als sie in dem wirbelnden Strudel verschwand.
Sie hatte den Kern verloren, ihre Pläne aufgedeckt und ihre Identitäten preisgegeben, und das alles für nichts. Der Preis für ihren Verrat war hoch, und er lastete schwer auf ihren Schultern.
Als sich ihr Portal schloss, blieb das Portal der Jäger leicht geöffnet, und eine schwache Welle verriet seine Anwesenheit. Alex‘ Blick verweilte kurz darauf, bevor er wieder zu der schwarzen Gestalt zurückschnellte. Die Masse war so groß geworden, dass sie nun das wenige verbleibende Licht verdeckte und die Umgebung in fast völlige Dunkelheit tauchte.
Die Gestalt begann zu pulsieren, ihre Oberfläche wellte sich rhythmisch wie das Schlagen eines riesigen, grotesken Herzens. Jeder Pulsschlag sandte Energiewellen durch die Luft, die die Struktur der Realität um sie herum verzerrten.
Bumm.
Der Knall war nicht laut, aber tief und hallte in ihren Knochen wider. Es war das Geräusch von aufbauendem Druck, von Zerstörung, die darauf wartete, entfesselt zu werden.
Alex kniff die Augen zusammen und beobachtete alles aufmerksam. „Es ist fast soweit.“
Die Impulse des Wesens wurden schneller und stärker, seine Oberfläche wand sich heftig, während sich Risse bildeten, aus denen mit jedem Schlag blendende Lichtblitze austraten. Die Energie im Inneren konnte kaum noch zurückgehalten werden, und Alex wusste, dass es nicht mehr lange dauern würde.
Die Königin trat einen Schritt zurück, ihr Gesichtsausdruck wechselte von Wut zu Alarm. „Es wird …“
„Ja, ich weiß“, unterbrach Alex sie, seine Stimme trotz des Chaos ruhig. „Vergiss dein Versprechen nicht.“
Die schwarze Masse schwoll ein letztes Mal an, ihre Pulsationen erreichten einen Höhepunkt. Für einen Moment war es still – eine bedeutungsschwere Pause, als würde die Welt selbst den Atem anhalten.
Dann explodierte sie mit einem ohrenbetäubenden Dröhnen.
BOOM!
Die Explosion war etwas anders als die Domänen-Explosion, in der Alex sich befunden hatte.
Ein blendender Lichtblitz, dann verschlang die Dunkelheit alles, löschte die riesige schwarze Masse aus und sandte Schockwellen nach außen. Der Boden bebte heftig, und der Lärm war ohrenbetäubend, als würde die Welt selbst schreien.
Das Ausmaß der Explosion war unvorstellbar. Sie riss mit verheerender Kraft das Herz des Waldes – einst das Territorium der Königin – auseinander.
Hoch aufragende Bäume wurden in einem Augenblick vaporisiert, ihre Asche vom Wind verstreut. Das üppige Grün, das hier einst gedieh, war einer verbrannten Erde gewichen, einer öden Einöde, die sich so weit das Auge reichte.
Als das Licht endlich verblasste, kehrte Stille auf dem Schlachtfeld ein. Rauch und Staub füllten die Luft und verdunkelten den Himmel. Alex stand am Rande der Verwüstung und betrachtete die Folgen.
Etwa ein Sechstel des riesigen Waldes war verschwunden und zu einer öden Einöde geworden. Das einst pulsierende Herz des Waldes war nun nichts weiter als eine Erinnerung.
Alex atmete langsam aus und seine Schultern entspannten sich ein wenig.
Das war das Ergebnis, das er erwartet hatte – das Ergebnis, das er geplant hatte.
Und doch hinterließ der Anblick mit eigenen Augen ein leeres Gefühl in seiner Brust.