„Drei Leute haben schon die ersten beiden Prüfungen geschafft“, sagte der Ansager. „Es sind keine Geringeren als die Stars der 7-Sterne-Strategiespiele – Ceil Skyborn, Adrian Lighthaven und ein weiterer Neuling, Aurelius Avondale. Leider können wir das Ganze nicht selbst sehen, aber da es eine Regel ist, müssen wir uns daran halten.
Zum Glück können wir ihren Fortschritt dank eines speziellen Zaubers, der auf die Ruine und jeden der Teilnehmer gewirkt wurde, verfolgen.“
Adrian, der die Reaktionen der Menge nicht mitbekam, konzentrierte sich ganz auf die vor ihm liegende Aufgabe. Die Kammer, die er betrat, war riesig, mit komplizierten Mustern in die Wände und den Boden eingraviert, die schwach in einem überirdischen Licht leuchteten. Die Luft war voller Spannung, als würden die Ruinen selbst den Atem anhalten.
Er machte einen vorsichtigen Schritt nach vorne, und die Kammer reagierte darauf, indem sie sich um ihn herum verschob und verwandelte. Illusionen begannen sich zu bilden, aber diesmal waren sie abstrakter – Formen und Muster, die jeder Logik und Realität zu widersprechen schienen. Adrians Gedanken rasten, während er versuchte, die sich verändernde Landschaft zu verstehen, und sein Instinkt führte ihn durch das Labyrinth der Illusionen.
Nach einer gefühlten Stunde passierte er auch die dritte Illusion, doch gerade als er sie entschlüsselte, verdunkelte sich seine Sicht und nach ein paar Augenblicken konnte er wieder sehen.
Er lag auf einem Bett, neben ihm schliefen ein kleines Mädchen und ein alter Mann, die über ihn wachten.
Adrian blinzelte verwirrt, während er seine Umgebung wahrnahm. Er befand sich in einem schlichten Raum mit Holzwänden und niedriger Decke.
Das sanfte Licht einer Laterne warf sanfte Schatten durch den Raum und hob die abgenutzten, aber gemütlichen Möbel hervor. Ein kleines Mädchen, vielleicht sechs oder sieben Jahre alt, lag neben ihm und hielt seine Hand fest, sogar im Schlaf.
Ein alter Mann saß auf einem Stuhl und schnarchte leise, seine Hand lag schützend auf der Schulter des Mädchens.
Adrians Gedanken rasten. Er hatte keine Ahnung, wie er hierher gekommen war, und der plötzliche Wechsel von den Ruinen zu dieser friedlichen Umgebung war verwirrend. Aber er wusste, dass er seinen Sinnen nicht ganz trauen durfte – das war eine weitere Illusion, eine weitere Prüfung.
Vorsichtig löste er seine Hand aus dem Griff des Mädchens und setzte sich auf. Die Bewegung ließ den alten Mann aufwachen. Der Mann öffnete die Augen und lächelte Adrian warm an.
„Ah, du bist aufgewacht“, sagte der alte Mann mit freundlicher Stimme. „Du warst eine Weile bewusstlos. Wie fühlst du dich?“
„Mir geht es gut, danke“, antwortete Adrian vorsichtig, während sein Verstand versuchte, die Natur dieser Prüfung zu erkennen. „Wo bin ich?“
Der alte Mann lachte leise. „Du bist in unserem Haus. Du bist direkt vor dem Dorf zusammengebrochen. Meine Enkelin und ich haben dich hereingebracht und deine Wunden versorgt. Du hattest Fieber, aber es scheint, als hättest du dich erholt.“
Adrian nickte und nahm die Informationen auf. Er musste schnell denken und die Situation einschätzen. Wenn diese Illusion seine Intelligenz auf die Probe stellte, musste sich in diesem scheinbar harmlosen Szenario ein Rätsel oder eine Herausforderung verbergen.
Er sah sich im Raum um und suchte mit den Augen nach Hinweisen. Die Wände waren mit einfachen Dekorationen geschmückt – Familienfotos, handgefertigte Kunstwerke und ein Kalender mit markierten Daten. Ihm fiel ein seltsames Detail auf: In einem runden Kalender war ein Datum rot eingekreist, nur drei Tage von heute entfernt, und darunter stand in fetten Buchstaben „Fest der Erneuerung“.
„Danke, dass du dich um mich gekümmert hast“, sagte Adrian und stand langsam auf. „Aber ich muss dir gestehen, dass ich mich an nicht viel erinnern kann. Kannst du mir sagen, wo ich bin? Und was ist dieses ‚Fest der Erneuerung‘?“
Der alte Mann nickte und sah ernst aus. „Du bist im Dorf Eldergrove. Es ist ein kleiner, alter Ort, der vom Heiligen Geist beschützt wird. Mit dem Fest der Erneuerung ehren wir den Geist und sorgen dafür, dass er unser Dorf weiterhin segnet. Es ist eine Zeit zum Feiern und Gedenken.“
„Könnte es sein, dass …“
In diesem Moment regte sich das kleine Mädchen und wachte auf. Sie sah Adrian mit großen, unschuldigen Augen an und rief: „Bruder!“, bevor sie ihre Arme um ihn warf und ihn fest umarmte. Adrian war verwirrt, tätschelte ihr aber sanft den Kopf, denn die Traurigkeit in ihrer Stimme rührte ihn zutiefst.
Der alte Mann seufzte, seine Augen waren voller Trauer und Verständnis. „Sie heißt Lily. Wir haben ihren Bruder letztes Jahr verloren, und du siehst ihm ähnlich. Seitdem sucht sie nach ihm.“
Adrian nickte, während seine Gedanken rasten. Diese Illusion stellte nicht nur seine Intelligenz auf die Probe, sondern auch sein Einfühlungsvermögen und sein Verständnis. Er musste sich vorsichtig durch diese Situation navigieren, nach Hinweisen suchen und gleichzeitig die Gefühle und Erfahrungen der Dorfbewohner respektieren.
Die Zeit verging, und Adrian fand sich draußen wieder, wo er mit Lily an seiner Seite durch das Dorf ging. Die Dorfbewohner waren damit beschäftigt, das Fest der Erneuerung vorzubereiten, ihre Häuser mit bunten Fahnen zu schmücken und Tische mit Essen zu decken. Adrian sah sich um und suchte nach Anzeichen oder Hinweisen, die ihm helfen könnten, diese Prüfung zu bestehen.
Während sie so gingen, plapperte Lily aufgeregt über das Fest, zeigte auf verschiedene Dekorationen und erklärte ihre Bedeutung. Adrian hörte geduldig zu, während sein Verstand weiter daran arbeitete, die verborgene Bedeutung hinter dieser Illusion zu entschlüsseln.
Trotz aller Bemühungen fand er keine nützlichen Informationen. Die Dorfbewohner waren ganz auf die Festvorbereitungen konzentriert, und nichts schien einen Hinweis darauf zu geben, wie er die Prüfung bestehen könnte.
Adrians Frust wuchs, aber er hielt ihn zurück und blieb Lily zuliebe ruhig und zuversichtlich.
Als die Sonne unterging und das Dorf in ein warmes Licht tauchte, kehrten Adrian und Lily zum Haus des alten Mannes zurück. Das kleine Mädchen war sichtlich müde, ihre anfängliche Aufregung war der Erschöpfung gewichen. Adrian steckte sie ins Bett, wo sie sich unter der Decke zusammenrollte.
Der alte Mann beobachtete sie von der Tür aus, seine Augen voller Dankbarkeit. „Danke, dass du so nett zu ihr warst. Sie vermisst ihren Bruder schrecklich.“
Adrian nickte, seine Gedanken rasten. „Ich wünschte, ich könnte mehr tun“, sagte er leise.
Der alte Mann lächelte, sein Gesicht von Falten durchzogen. „Du hast mehr getan, als du weißt. Manchmal ist das größte Geschenk, das wir jemandem machen können, einfach da zu sein, wenn er uns braucht.“
„… Ja, du hast recht …“
Als die Nacht über Eldergrove hereinbrach, saß Adrian am Fenster und blickte auf das mondbeschienene Dorf. Er verspürte ein Gefühl des Friedens, aber auch eine anhaltende Unsicherheit. Diese Illusion war anders als die anderen – vielleicht war sie nicht nur eine Prüfung seiner Fähigkeiten, sondern auch eine Prüfung seines Herzens.
„Ich hoffe, dieses Fest ist nicht das, was ich vermute …“