Switch Mode

Kapitel 426: Das Geschenk der Verzweiflung

Kapitel 426: Das Geschenk der Verzweiflung

Der Sturm legte sich, die heftigen Blitze, die sie herbeigerufen hatte, verschwanden endlich in der Stille. Evangeline stand regungslos da und starrte Aurelius an, der unter der unerbittlichen Prüfung durch Äther und Blitze bewusstlos geworden war. Was sie jetzt tun wollte, erforderte ihre volle Konzentration.
„Hmm …“

Sie atmete langsam aus und spürte, wie die knisternde Energie nachließ, bis nur noch ein leises Summen in der Luft hing. Ihre Gedanken waren jedoch von etwas ganz anderem eingenommen, einer Entschlossenheit, die sich wie Eisen in ihren Knochen festgesetzt hatte.

Ihre Finger fuhren über den Rand ihres geschwärzten Auges und tasteten die Leere ab, wo es mit ihrem Fleisch verschmolzen war. Keine Spielchen mehr. Keine Manipulationen mehr.
Mit präziser, gnadenloser Entschlossenheit grub sie ihre Finger in die Augenhöhle, in der sich das „Geschenk“ befand.

Der Schmerz war sofort da und brennend – als würde geschmolzenes Metall direkt in ihren Schädel gegossen. Doch Evangeline biss nur die Zähne zusammen und weigerte sich, ihrer Qual Ausdruck zu verleihen. Blut rann ihr über die Wange, während sie das ätherische Organ herauslöste, wobei jede Bewegung neue Wellen der Qual durch ihren Kopf schickte.
Mit einem letzten brutalen Ruck riss sie das schwarze Auge aus seiner Höhle.

Evangeline hielt es in ihrer zitternden Handfläche und ihre Lippen verzogen sich zu einem schmerzerfüllten, siegreichen Grinsen. Das Auge lag da, perfekt rund und unmöglich dunkel, wie ein Tropfen Mitternacht, der Gestalt angenommen hatte. Endlich war sie von seinem neugierigen Blick befreit. Doch gerade als sie es wegwerfen wollte –

Das Auge blinzelte.

„H-Häh?“
Ihr stockte der Atem, Schock durchdrang den Schmerz, als das Auge sie anblickte, seine tiefgründige Pupille fokussierte sie mit einer Intelligenz, die sowohl eindringlich als auch unheimlich war. Sie blinzelte und verkrampfte instinktiv ihren Griff, als sie spürte, wie die seltsame, glatte Oberfläche unter ihrer Hand fast zu pulsieren begann. Dann, genauso schnell wie es sich geöffnet hatte, schloss sich das Auge und fiel leblos in ihre Handfläche.

Aber irgendetwas stimmte nicht.

„W-Warte …“
Der Schmerz in ihrer leeren Augenhöhle verschwand plötzlich und wurde von einer seltsamen, beunruhigenden Wärme ersetzt. Sie machte einen Schritt zurück, als ihr die Erkenntnis unbehaglich in der Brust aufstieg und ihre Hand erschlaffte, sodass das geschwärzte Auge aus ihrem Griff glitt und auf den Boden fiel.

Langsam, fast zögernd öffnete sie ihr linkes Auge und erwartete, dass die dunkle Welt ihres Blickfeldes durch Blindheit halbiert sein würde. Aber sie sah … alles.
Ein Stich der Angst durchfuhr sie, als sie einen kleinen Spiegel herausholte, ihn aufklappte und hochhielt. Was sie in seinem Spiegelbild sah, ließ ihr das Blut in den Adern gefrieren.

Was ihr entgegenblickte, war keine leere Augenhöhle, sondern eine exakte Kopie des schwarzen Auges, das sie gerade herausgerissen hatte. Die dunkle Pupille bewegte sich zu ihr hin, folgte jedoch nicht ihrer Bewegung, sondern sah sie direkt durch den Spiegel an.
Bevor sie ganz begreifen konnte, was sie sah, hallte eine vertraute Stimme wider, triefend vor spöttischer Belustigung, kalt wie winterlicher Stahl.

„Hast du wirklich geglaubt, du könntest dich so leicht meiner Gabe entledigen, Mensch?“

Kalins Stimme hallte in ihrem Kopf wider, ruhig, aber voller giftiger Freude.

„Du bist …“

„Halt die Klappe!“

Evangeline zögerte nicht. Mit einem trotzigen Knurren steckte sie ihre Finger wieder in die Augenhöhle, Blut lief ihr über das Gesicht, als sie das zweite Auge herausriss. Der Schmerz war genauso stark, vielleicht sogar schlimmer, weil sie wusste, was als Nächstes kommen würde. Und tatsächlich, noch während sie die pulsierende schwarze Kugel in ihren zitternden Händen hielt, breitete sich erneut Wärme in ihrer leeren Augenhöhle aus.
Ihr verbliebenes Auge schoss zum Spiegel und bestätigte ihre Befürchtungen. Ein weiteres obsidianfarbenes Auge starrte sie an, dessen Pupille sich unabhängig bewegte und ihre Bemühungen verspottete.

Kalins Lachen hallte in ihrem Kopf wie eiskaltes Wasser, das ihr den Rücken hinunterlief. „Mach weiter, versuch es weiter. Jedes Mal, wenn du es herausreißt, fügst du dir nur noch mehr Schmerzen zu.“
Seine Stimme triefte vor grausamer Belustigung. „Und ich muss dir danken – dein … Moment der idiotischen Rebellion hat mir die Arbeit erheblich erleichtert.“

Evangeline riss das natürliche Auge weit auf, ihr Blut gefror, als sie die Bedeutung seiner Worte begriff. Sie wirbelte herum und blickte auf den Boden, wo die beiden herausgerissenen Augen hätten liegen müssen.
Sie waren weg.

Entsetzen ergriff sie, als ihr Blick zu ihrem Meisterwerk schoss. Dort, im schwachen Licht, sah sie es – eine der schwarzen Kugeln, glitschig von ihrem eigenen Blut, kroch über die Oberfläche des Sarges. Es bewegte sich mit einer beunruhigenden, zielstrebigen Anmut und näherte sich langsam der Stelle, an der der Kopf ihrer Schöpfung lag.

„N-Nein!“

Reiner Instinkt übernahm die Kontrolle.
Evangeline blinzelte und versuchte, direkt neben ihrem Meisterwerk zu materialisieren, bereit, das kriechende Auge zu zerstören, bevor es sein Ziel erreichen konnte. Aber in diesem entscheidenden Moment versank ihre Sicht in völliger Dunkelheit. Ein kaltes Lachen hallte durch die Leere ihres Geistes.

„Haha.“

„Das wird nicht passieren“, flüsterte Kalins Stimme, und jede Silbe war von Zufriedenheit erfüllt.
„!“ Auch Evangelines Gedanken waren wie ausgelöscht, sie konnte nur noch zuhören und schweigen.

„Es ist wirklich exquisit, weißt du“, fuhr Kalin fort, wobei er jedes Wort wie einen edlen Wein auskostete. „Zu sehen, wie Hoffnung in jemandes Herzen aufkeimt, ihm Ideen einzuflößen, ihn glauben zu lassen, er habe das Schicksal selbst überlistet …“ Eine Pause, schwer von düsterer Befriedigung. „Nur um dann zuzusehen, wie er sich windet, wenn er die Tiefe seiner Täuschung erkennt.“
In der Dunkelheit, die ihre Sicht verschleierte, hörte Evangeline weiter zu, jedes Wort traf sie wie ein Schlag.
„Hast du wirklich geglaubt, du wärst in Sicherheit? Dass meine wohlwollende Hilfe keinen Preis haben würde?“ Sein Lachen hallte in ihrem Kopf wider, ein Geräusch wie zerbrechendes Glas. „Oh, süße, naive Menschin. Dein Schicksal war in dem Moment besiegelt, als deine Seele diesen Vertrag unterzeichnet hat. Alles seitdem – jeder Tod, jedes Opfer, jeder Schritt, der dich der Essenz deiner Schwester näher gebracht hat – war nichts als ein Tanz nach meiner Pfeife.“
Er lachte erneut, und seine Stimme triefte vor boshafter Freude. „Und was für ein wunderschöner Tanz das war! Zu sehen, wie du Teile von dir selbst verloren hast, wie du deine Hände mit dem Blut so vieler Menschen befleckt hast … alles für die Essenz deiner Schwester und dieses ‚Geschenk‘ von mir.“ Sein Lachen wurde lauter, manischer. „Hahaha!“
Die Dunkelheit vor ihren Augen schien mit seiner Heiterkeit zu pulsieren, ein lebendes Wesen, das sich um ihr Bewusstsein schlang und jede Hoffnung auf Widerstand erstickte.

„Ach ja, richtig, was deine Liebste angeht …“

„Willst du etwas Interessantes hören?“

Ätherische Chroniken: Als Extra wiedergeboren

Ätherische Chroniken: Als Extra wiedergeboren

Score 10
Status: Ongoing Author: Artist: Released: 2024 Native Language: German
Dreizehn Worte. "Der Autor hat beschlossen, diese Geschichte nicht weiterzuschreiben. Wir entschuldigen uns für die Unannehmlichkeiten." Das ist alles, was nötig ist, um die Welt von "Aetheric Chronicles" – dem beliebtesten Fantasy-Webroman des Jahres – zu zerstören. Für Tausende von Lesern ist das ein schwerer Schlag. Für die mysteriöse maskierte Figur im letzten Kapitel ist es ein unvollendetes Schicksal. Aber für Alex, den leidenschaftlichsten Fan der Geschichte, ist es nichts weniger als Verrat. Dann kommt die Nachricht: "Wenn du wirklich wissen willst, wie die Geschichte weitergeht ..." Eine mysteriöse Nachricht. Und eine einfache Antwort. Mehr braucht es nicht, um Alex' Welt auf den Kopf zu stellen. Jetzt muss er herausfinden, dass manche Geschichten einfach nicht enden wollen, selbst wenn ihre Autoren sie aufgeben. Und manchmal müssen die leidenschaftlichsten Leser Teil der Geschichte werden, die sie so lieben. In einer Welt, in der Prophezeiungen scheitern, Charaktere rebellieren und Handlungsstränge sich entwirren, reicht es vielleicht nicht aus, der "stärkste Leser" zu sein. Was passiert schließlich, wenn eine unvollendete Geschichte beschließt, sich selbst zu schreiben? "Manche Geschichten suchen sich ihre Leser aus. Andere verschlingen sie." _____ ____ _ Warnung: Diese Geschichte enthält Beschreibungen von Gewalt, Blut und intensiven emotionalen Traumata. Es wird um Vorsicht gebeten. Alle Ereignisse und Figuren sind Produkte der Fantasie des Autors. _____ ____ _ Discord-Link -> https://discord.gg/ezVBxwCEPN Aetheric Chronicles: Reborn As An Extra ist ein beliebter Light Novel aus den Genres Abenteuer, Fantasy, Schulleben . Geschrieben von dem Autor Peace_in_Chaos . Lies den Roman Aetheric Chronicles: Reborn As An Extra kostenlos online.

Comment

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Options

not work with dark mode
Reset