Das Schlachtfeld schien in der Zeit stehen geblieben zu sein, alle waren gefangen im unheilvollen Blick des Auges. Die Luft wurde dick, als würde die Realität selbst unter dem Gewicht seiner Präsenz zusammenbrechen. Diejenigen, die dem Blick des monströsen Auges begegneten, wurden von einer überwältigenden Kraft getroffen – einem fremden Druck, der wie Gift in ihre Köpfe sickerte.
Schwächere Elfenkrieger und Auszubildende fielen wie Blätter im Sturm und sackten leblos zu Boden. Ihre Gesichter waren vor Schmerz verzerrt, ihre Hände umklammerten ihre Köpfe, als wollten sie eine unsichtbare Kraft abwehren. Exklusive Geschichten über das Imperium finden
Die Widerstandsfähigeren stöhnten, ihre Knie gaben nach, während scharfe, stechende Kopfschmerzen ihre Gedanken quälten. Es war, als würde das Auge ihr Bewusstsein zerreißen und eine Leere aus Dunkelheit und Chaos hinterlassen.
Selbst die stärkeren Krieger und Ältesten spürten die Anstrengung, ihre Gedanken verlangsamten sich, als wären sie in Sirup gefangen.
Ein paar Auszubildende und Jugendliche wie Dragon Boy, Ren, Aria, Lyra und Meric, deren Potenzial hell leuchtete, bissen die Zähne zusammen und blieben auf den Beinen, aber ihre blassen Gesichter verrieten ihren Kampf.
Die Top-Jäger, obwohl durch Erfahrung gestählt, waren keine Ausnahme. Sie blieben stehen, aber ihre Körper zitterten und Schweiß rann ihnen über die Gesichter, während sie gegen den mentalen Angriff ankämpften. Selbst die sonst so scharfen Augen ihres Anführers waren trüb geworden, sein Verstand stand kurz vor dem Zusammenbruch.
Und dann wanderte der Blick.
Es hörte auf, langsam über das Schlachtfeld zu schwenken, und für einen Moment wanderte sein Blick in die ferne Dunkelheit jenseits der Flammenkuppel der Königin. Ein leichtes Zittern durchlief das riesige Auge. Es blinzelte – langsam, dann schnell, als versuche es, etwas zu begreifen, das es gesehen hatte. Verwirrung flackerte in den wirbelnden Tiefen seiner Iris, gefolgt von einem kurzen Aufblitzen von Angst.
Die Reaktion war so plötzlich und so untypisch, dass sogar die wenigen Bewussten auf dem Schlachtfeld sie durch ihren Schleier aus Schmerz wahrnahmen.
Doch bevor sie sie verstehen konnten, brach von oben ein blendender Lichtstrahl hervor.
BOOM! BOOM! BOOM!
Dutzende Lichtstrahlen schossen wie himmlische Pfeile durch die Leere und trafen jedes einzelne mit unfehlbarer Präzision auf das monströse Auge. Aurelius und Aurelia stürzten vom Himmel herab, ihre strahlenden Gestalten leuchteten wie Zwillingssterne, während sie einen unerbittlichen Angriff starteten. Die scharfen, präzisen Strahlen rissen das Auge wie eine Salve schießender Laser auseinander.
Das Auge zuckte, und ein tiefes, kehliges Knurren hallte aus den Tiefen des Risses. Seine gelbe Iris loderte vor Wut, aber seine frühere Angst hielt es zurück. Es wand sich unter dem Angriff, seine flüssige Oberfläche zuckte vor Schmerz, als die Lichtstrahlen immer wieder einschlugen.
Und dann, mit einem letzten, ohrenbetäubenden Schrei, zog sich das Auge zurück.
Es zog sich in die Leere zurück, seine massive Gestalt verschwand in der Schwärze. Der wirbelnde Riss, nun seiner furchterregenden Präsenz beraubt, begann sich unnatürlich schnell zu schließen. Die gezackten Ränder verschmolzen miteinander, die bedrückende Energie löste sich auf, und auf dem Schlachtfeld kehrte eine unheimliche Stille ein. Innerhalb von Sekunden war der Raum wieder ganz, der Riss verschlossen, als hätte er nie existiert.
Die Stille, die folgte, war ohrenbetäubend.
Einen langen Moment lang bewegte sich niemand. Die Luft war erfüllt von den Echos dessen, was gerade geschehen war, eine eindringliche Erinnerung, die in den Köpfen der noch Stehenden nachhallte. Die bewusstlosen Körper der Krieger und Auszubildenden lagen auf dem Boden verstreut, ihr schweres Atmen war das einzige Zeichen von Leben.
Die Königin senkte ihre Fäuste, ihre smaragdgrünen Flammen erloschen, während sie auf die nun versiegelte Leere starrte. Ihr Körper zitterte, nicht vor Angst, sondern unter der Last dessen, was sie gerade erlebt hatte.
Die Top-Jäger warfen sich unruhige Blicke zu, ihre frühere Zuversicht war erschüttert. Selbst ihr Anführer, der noch vor wenigen Augenblicken aufrecht gestanden hatte, wirkte nun kleiner, seine Hände zitterten leicht, als er seine Waffe umklammerte.
Adrian jedoch stand regungslos da.
Sein kalter Blick blieb auf die Stelle gerichtet, an der das Auge verschwunden war, sein Gesichtsausdruck war unlesbar. Aber in seinen geballten Fäusten gruben sich seine Fingernägel tiefer in seine Handflächen und zogen Blut. Seine Tötungsabsicht war zwar unterdrückt, aber für diejenigen, die es wagten, in seine Richtung zu schauen, deutlich spürbar.
„Dieser Mistkerl …“, murmelte er leise und gefährlich.
Aurelius und Aurelia landeten elegant neben ihm, ihre strahlenden Gestalten verblassten, während sie das Schlachtfeld überblickten.
Aurelia presste die Lippen zusammen, ihre Augen waren voller Sorge, als sie zu den bewusstlosen Kriegern blickte. Aurelius hingegen hielt seinen Blick auf Adrian gerichtet, und ein Anflug von Neugierde huschte über sein Gesicht.
Warum sah er so wütend aus?
So hatte sie ihn noch nie gesehen.
Aurelia ging es genauso.
Ihr Bruder hatte noch nie einen solchen Gesichtsausdruck gezeigt.
Oder …
Sie hatte ihn noch nie so gesehen …
Ein kribbelndes Gefühl überkam sie, als sie sich an die Brust griff.
„Ich … ich muss mit ihm reden …“
Mit schwerem Herzen trat sie vor. Ihr Blick war auf Adrian gerichtet, der regungslos dastand und starr auf die Stelle starrte, an der das Auge verschwunden war. Die Luft um ihn herum knisterte vor unterdrückter Wut, sein Gesichtsausdruck war kälter als je zuvor.
„Aurelius“, flüsterte sie Aurelius mit zitternder Stimme zu. „Mein Bruder … er sieht nicht gut aus. Ich glaube, wir sollten …“
Bevor sie zu Ende sprechen konnte, huschte ein Schatten hinter ihr vorbei.
Ein scharfer, stumpfer Schlag traf sie am Hinterkopf. Schmerz schoss durch ihren Schädel, ihre Sicht verschwamm und ihr Körper wurde schlaff. Dunkelheit umhüllte ihre Sinne und sie begann zu fallen.
„Aurelia!“, schrien Aurelius und Adrian gleichzeitig und starrten auf ihre zusammenbrechende Gestalt.
Doch bevor sie auf dem Boden aufschlug, brach neben ihr eine Eisschicht hervor und drängte die Schattengestalt zurück. Die eisigen Splitter tanzten in der Luft und funkelten gefährlich, während sie sich spiralförmig auf den Angreifer zubewegten, der ihnen geschickt auswich und frustriert mit der Zunge schnalzte.
Aus dem Eis tauchte ein silberhaariges Mädchen auf – eine verschwommene Bewegung, die Aurelia gerade noch rechtzeitig auffing. Aria wiegte sie sanft in ihren Armen, ihr Gesicht angespannt, während sie die sich zurückziehende Gestalt anstarrte.
„Ich wusste, dass du ein Verräter bist.“
Aurelius stockte der Atem, als er den Angreifer erkannte.
„Eltheris …“, flüsterte er kaum hörbar. Seine Brust zog sich zusammen und seine Gedanken rasten. „W-warum?“
Eltheris blickte zurück, seine Gesichtszüge scharf und trotzig, seine Lippen zu einem höhnischen Lächeln verzogen. „Warum?“, spottete er mit verächtlicher Stimme. „Weil du ein Idiot bist. Ein Versager, der nie dazulernt.“
Aurelius starrte ihn an, sein Geist war ein Wirbelwind aus Verwirrung und Schmerz. „Wovon redest du? Warum würdest du …“
Bevor Eltheris antworten konnte, tauchte eine Gestalt verschwommen vor ihm auf.
BANG!