„A-Aurelia!“ Aurelius‘ Augen weiteten sich vor Überraschung. „N-nein, das darfst du nicht! Du darfst nicht …“
Bevor Aurelius seinen Satz beenden konnte, aktivierte sich Aurelias Fähigkeit und hüllte sie in ein helles, warmes Licht, das die Umgebung in einen beruhigenden Schein tauchte. Ihre Augen, die normalerweise sanft und freundlich waren, blitzten jetzt entschlossen, als sie sich der heranstürmenden Horde von Kreaturen stellte.
„Aurelia, hör auf!“, rief Aurelius mit besorgter Stimme. Er wusste genau, dass sie ihre Fähigkeit noch nicht gut genug beherrschte. Wenn sie sich so weiter verausgabte, würde sie sich am Ende nur noch mehr verletzen.
Aber Aurelia hörte nicht auf seine Warnung. Sie blieb standhaft, ihre Entschlossenheit unerschütterlich, und setzte ihre Fähigkeit ein, um die Kreaturen mit der Kraft ihres Lichts zurückzudrängen.
Während sie ihre Kraft weiter kanalisierte, wuchs Aurelius‘ Sorge. Plötzlich sah er, wie sie Blut hustete, das in einem kleinen Rinnsal aus ihrem Mundwinkel tropfte. Trotz der Schmerzen und Anstrengung, die sich auf ihrem Gesicht abzeichneten, weigerte sich Aurelia aufzugeben.
Als er ihren Mut und ihre Entschlossenheit sah, machte es bei Aurelius klick. Er konnte nicht tatenlos zusehen, wie sie allein kämpfte, vor allem nicht, wenn sie sich für sie in Gefahr begab.
Doch gerade als er vorwärts gehen wollte, um sie zu unterstützen, passierte etwas anderes. Eine Gruppe von Kreaturen griff Aurelia überraschend an und traf sie unvorbereitet. Mit einem Schrei der Überraschung brach sie zusammen und verlor das Bewusstsein.
Aurelius‘ Gedanken waren für einen Moment wie leergefegt, als er Aurelia fallen sah. Dann verdunkelte sich sein Gesichtsausdruck, seine Augen füllten sich mit Mordlust, als er seinen Blick auf die Kreaturen richtete.
Swoosh!
Eine plötzliche Welle starker Aura ging von Aurelius aus und sandte Schockwellen durch die Luft. Sein Haar wurde schwarz wie die Nacht und die Farbe seines Äthers passte sich an und nahm einen dunklen, unheilvollen Farbton an.
Dunkelheit hüllte seinen ganzen Körper ein und wirbelte wie ein Umhang um ihn herum, während er eine neue Kraft in sich entdeckte, deren wahre Natur er nicht kannte.
Die Kreaturen, die die überwältigende Dunkelheit spürten, die von Aurelius ausging, hielten plötzlich inne und zitterten vor Angst. Selbst wenn sie selbst Kreaturen der Dunkelheit waren, konnten sie sich einem instinktiven Schrecken in Gegenwart einer so mächtigen Dunkelheit nicht entziehen.
Aurelius‘ Augen glänzten vor tiefer Mordlust, als er den Kreaturen gegenüberstand. „Ihr alle … Ihr alle …“
„Verdient den Tod.“
Dann hob er seine rechte Hand und zeigte auf die zitternden Kreaturen. Langsam nahm eine dunkle Kugel in seiner Hand Gestalt an und wurde immer größer. Mit Mühe zog er seinen Arm zurück.
„Verschwindet“, sagte er mit gnadenloser Stimme. Dann streckte er seine Hand aus und schleuderte die Kugel aus Dunkelheit auf die Kreaturen.
Beim Aufprall explodierte die Kugel in einer gewaltigen Welle der Dunkelheit.
Die Explosion riss die Kreaturen auseinander und schleuderte sie in alle Richtungen. Die Hälfte von ihnen verschwand in der Dunkelheit und hinterließ nur Schreie und Heulen. Die Überlebenden, deren Angst spürbar war, drehten sich um und flohen so schnell sie konnten von der Szene.
Aurelius stand da und folgte den fliehenden Kreaturen mit kaltem Blick. Er machte keine Anstalten, sie aufzuhalten. Seine Aufmerksamkeit richtete sich wieder auf Aurelia, die bewusstlos auf dem Boden lag.
Als die letzten Kreaturen in der Dunkelheit verschwanden, taumelte Aurelius, seine Kräfte schwanden. Er sank auf die Knie, hustete Blut und sein Körper zitterte vor Anstrengung und Schmerz. „Pff… Hust…“
Aber er blieb nicht liegen, sondern stand langsam auf, taumelte auf zitternden Beinen vorwärts, während die Erschöpfung wie Anker an seinem Körper zerrte. Als er Aurelia erreichte, hob er vorsichtig ihren Kopf in seinen Schoß.
„Aurelia…“ Ihr Name kam nur als heiseres Krächzen über seine Lippen. Als er auf sie hinunterblickte, ergriff ihn erneut Angst, als er ihre blasse Gesichtsfarbe sah. Sie atmete zwar, aber sie wirkte erschöpft, als hätte sie sich zu schnell verausgabt.
Aurelius hielt sie fest an sich gedrückt und suchte den Waldrand nach lauernden Gefahren ab. Aber Schatten drangen in sein Blickfeld, und kalter Schweiß brach ihm aus. Seine letzten Kraftreserven schwand, und Schwärze kroch an den Rändern seines Bewusstseins heran.
„Es tut mir leid … Ich habe dich verletzt …“, flüsterte er heiser und legte Aurelia sanft auf den Boden. Dann brach er zusammen, die Glieder nutzlos ausgestreckt, während die Dunkelheit auch ihn einhüllte.
Es wurde unheimlich still, denn die anderen hatten bereits das Bewusstsein verloren, als Aurelius seine „Dunkelheit“ erweckte.
„…“
Ein paar Sekunden später hallten Schritte nicht von weit her. Bald näherte sich eine Gestalt dem bewusstlosen Aurelius und Aurelia.
„Tut mir leid, ihr beiden, aber das musste sein. Ihr hättet heute leiden müssen. Selbst wenn ich euch früher hätte helfen wollen, hätte ich nichts tun können. Zumindest nichts, was mir eingefallen wäre… Vielleicht ist es doch wahr. Verzweifelte Zeiten erfordern verzweifelte Maßnahmen.
Aber in eurem Fall sollte es eine Art Erwachen sein.“
Eine vertraute Stimme sprach, die ein bisschen schuldbewusst, erleichtert und glücklich klang. „Aber keine Sorge, ich werde euch helfen, dieses Chaos zu beenden und euch in Zukunft vor ein paar Problemen bewahren …“
Die Gestalt hörte auf zu sprechen und drehte sich um.
„Das ändert doch nichts an der Handlung, oder?“ murmelte die Gestalt vor sich hin, während sie langsam wieder in die Dunkelheit verschwand, in die gleiche Richtung, in die die Kreaturen geflohen waren. „Na ja, ich hoffe es …“
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Fünf Stunden später.
„…“
Aurelius öffnete plötzlich die Augen und setzte sich auf.
Aurelius blinzelte verwirrt, als er feststellte, dass er im Zelt lag. Sein Kopf pochte und sein ganzer Körper schmerzte. In seiner Nähe sah er Aurelia, die immer noch bewusstlos war und friedlich dalag, als wäre nichts geschehen.
Aurelius rieb sich die Schläfen und versuchte, sich zusammenzureißen, um zu begreifen, was passiert war. Erinnerungen kamen zurück: die Horde von Kreaturen, Aurelias rücksichtsloser Einsatz ihrer Fähigkeit, seine eigene neu entdeckte Kraft und dann … Dunkelheit.
Er sah sich um, auf der Suche nach Anzeichen von Gefahr, aber der Wald schien jetzt ruhig zu sein, das einzige Geräusch war das leise Rascheln der Blätter im Wind und kochendes Wasser.
„Moment mal?! Kochendes Wasser?“
Aurelius rappelte sich auf, fühlte sich etwas benommen und stolperte aus dem Zelt. Draußen fand er ein kleines knisterndes Lagerfeuer, über dem drei Töpfe mit Wasser hingen. In der Nähe hockte eine Gestalt und kümmerte sich um das Feuer.
„Ah, du bist wach“, sagte die Gestalt und drehte sich um, sodass Aurelius ein bekanntes Gesicht erkennen konnte. Es war niemand anderes als Adrian, der während des ganzen Vorfalls verschwunden gewesen war.
„D-Du! Du … Wo warst du die ganze Zeit?“
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Autor: Ich werde täglich zwei Kapitel veröffentlichen, sobald ich sie fertig geschrieben habe. Ihr könnt sie kaufen und vorab lesen. Das ist sowohl für euch als auch für mich von Vorteil. (Je mehr, desto besser, hehe)