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Kapitel 495: Der Tag der Abrechnung: Die Entscheidung

Kapitel 495: Der Tag der Abrechnung: Die Entscheidung

Die Tage vergingen ruhig, geprägt nur von den einfachen Mahlzeiten und den alltäglichen Aufgaben, die Sia ihr gab. Ria merkte, dass sie sich an dieses Leben gewöhnte, obwohl eine dumpfe Leere in ihrer Brust zurückblieb. Sie bewegte sich durch jeden Moment wie ein Blatt, das von einer sanften Strömung erfasst wurde und ohne Richtung oder Ziel dahintrieb.
Sia war freundlich und geduldig und drängte sie nie, sich an irgendetwas zu erinnern. Dennoch konnte Ria das Gefühl nicht abschütteln, dass sie für etwas Besseres bestimmt war – dass ihr etwas Wichtiges fehlte, auch wenn sie nicht sagen konnte, was es war.

Heute war jedoch alles anders.

„Komm schon, Ria“, sagte Sia mit einem Lächeln und reichte ihr einen einfachen Umhang. „Heute passiert etwas Wichtiges in der Stadt.
Es wird dir gut tun, mal rauszukommen.“

Ria zögerte, nickte dann aber und zog sich den Umhang um die Schultern.

Die Stadt war nicht weit, und als sie durch die gepflasterten Straßen gingen, bemerkte Ria, wie lebendig alles wirkte, trotz der seltsamen, bedrohlichen Atmosphäre. Die Luft war kühl und roch leicht nach Regen, obwohl keine Tropfen fielen.
Der Himmel war schwarz, nicht von der Nacht, sondern von dicken, wirbelnden Wolken, die auf die Welt darunter zu drücken schienen. Es war nicht die bedrückende Dunkelheit, in der sie vor Tagen aufgewacht war, aber es war auch nicht gerade beruhigend.
Die Straßen waren voller Menschen, die alle zielstrebig unterwegs waren. Es war eine gepflegte, aber unscheinbare Stadt, weder modern noch besonders magisch. Die Gebäude waren solide, ihre Steinfassaden abgenutzt, aber sauber. Ein paar Straßenverkäufer standen an den Straßenrändern und riefen den Passanten etwas zu, aber die Energie der Menge war auf etwas anderes gerichtet, ihre Bewegungen konzentrierten sich auf eine einzige Richtung.

„Was ist los?“, fragte Ria schließlich mit leiser, neugieriger Stimme.
Sia warf ihr einen Blick zu, in ihren dunklen Augen blitzte Aufregung auf. „Heute ist der Tag der Übergabe“, sagte sie. „Die Jungen – diejenigen, die alt genug sind – werden ihrer Abrechnung unterzogen.“
„Abrechnung?“

Sia lächelte sanft. „Du wirst schon sehen.“

Sie folgten dem Strom der Menschen, bis sie eine große Halle im Herzen der Stadt erreichten. Das Gebäude ragte hoch empor, seine Fassade war dunkel und imposant, und in die Steinwände waren komplizierte Schnitzereien eingraviert. Im Inneren war die Atmosphäre von einer spürbaren Energie aufgeladen.
In der Mitte der großen Halle stand ein riesiger schwarzer Kristall, dessen Oberfläche glatt und glänzend wie Obsidian war. Er pulsierte schwach und gab ein unheimliches Summen von sich, das in Rias Brust widerhallte. Um den Kristall herum hatte sich eine Menschenmenge versammelt – mehr als fünfhundert Leute, alle ungefähr in ihrem Alter, plus/minus ein Jahr.
Sia beugte sich näher zu ihr und sprach leise, damit sie es trotz des Gemurmels der Menge hören konnte. „Mit der Prüfung werden die Begabung und das Talent der Jugendlichen bestimmt. Jeder von ihnen wird nacheinander zum Kristall treten. Wenn sie ihn berühren, erscheint über ihm ein Bildschirm, auf dem ihre Eigenschaften angezeigt werden.“

Ria starrte wie gebannt auf den Kristall. Irgendetwas daran, der Ablauf selbst, kam ihr bekannt vor, obwohl sie nicht wusste, warum.
„Und danach?“, fragte sie und wandte ihren Blick von dem Kristall ab, um Sia anzusehen.

„Danach setzen sie sich in den Kreis der Klingen“, erklärte Sia und deutete auf einen Ring aus Stühlen, der den Kristall umgab. Um den Kreis herum schwebten Dutzende von Waffen, jede aus schwarzem Metall geschmiedet und im schwachen Licht schimmernd. „Die Waffen sind verzauberte Artefakte, und sie wählen diejenigen aus, die sie für würdig erachten.
Jede Waffe ist einzigartig und mächtig.“

Rias Augen weiteten sich leicht. Dieser Vorgang klang seltsam, fast surreal, aber die Menschen um sie herum schienen davon unbeeindruckt zu sein. Für sie war das normal, eine Tradition, die tief in ihrem Leben verwurzelt war.

Sia stupste sie sanft an. „Komm, lass uns näher ran, damit du besser sehen kannst.“

Sie schoben sich nach vorne und schlängelten sich durch die Menge, bis sie einen freien Blick auf das Geschehen hatten.
Am Fuße des Kristalls näherte sich ein junger Mann, dessen Bewegungen vor Nervosität steif waren. Er streckte eine zitternde Hand aus und legte sie auf die glatte Oberfläche des Kristalls.

Der Bildschirm über ihm flimmerte mit leuchtendem Text, als die Affinitäten des jungen Mannes –

Blitz, Feuer, Wind

– in kräftigen Farben aufleuchteten. Darunter zeigte eine zweite Zeile seinen

Talentrang: 4 Sterne
. Die Menge murmelte, einige waren beeindruckt, andere verglichen ihn leise mit früheren Teilnehmern.

Der junge Mann trat vom Kristall zurück, sein Gesichtsausdruck war eine Mischung aus Erleichterung und leisem Stolz. Er ging auf den

Kreis der Klingen

zu, seine Schritte waren jetzt fest, als hätte er seinen Mut gefunden. Rias Blick folgte ihm, aber als er den Kreis betrat, gelang es ihr, einen Blick auf sein Gesicht zu erhaschen.

Ihr Atem stockte.
Ein seltsames Gefühl überkam sie, wie das leise Echo einer vergessenen Erinnerung. Sie kannte dieses Gesicht – vertraut und doch fremd, verbunden mit einem Teil von ihr, den sie nicht greifen konnte.

Die schwebenden Waffen begannen sich zu bewegen, als der junge Mann sich auf einen der Stühle setzte. Sie bewegten sich bedächtig und umkreisten ihn mit einer fast raubtierhaften Anmut. Nach einem angespannten Moment tauchte eine glatte

schwarze Lanze

mit gezackten, purpurroten Mustern, die mitten in der Luft vor ihm stehen blieben und vibrierten, als wären sie lebendig.

Ein Raunen ging durch die Menge, gefolgt von Applaus.

Sia beugte sich näher zu ihr, ihre Stimme war leise, aber voller Anerkennung. „Er wurde anerkannt. Nicht jeder hat so viel Glück. Die Waffen sind wählerisch – sie wählen nur diejenigen aus, die sie für würdig erachten, sie zu führen. Wer Erfolg hat, hat das Potenzial, ein
Jäger

zu werden.“

„Jäger?“, wiederholte Ria, ihre Stimme kaum hörbar über dem Tumult.

„Der angesehenste Beruf“, erklärte Sia. „Jäger sind Krieger, Beschützer, in manchen Fällen sogar Legenden. Ohne sie würde die Stadt die Gefahren jenseits ihrer Grenzen nicht überleben.“
Ria nickte schweigend und starrte den jungen Mann an, der die Lanze ehrfürchtig entgegennahm. Die Menge jubelte und feierte seine Leistung, aber Rias Aufmerksamkeit schwankte. Das seltsame Gefühl hielt an, ein Flüstern in ihrem Hinterkopf, das sie nicht loswerden konnte.
Als weitere Teilnehmer sich dem Kristall näherten, bemerkte Ria etwas Ungewöhnliches. Mehrere andere gaben ihr dasselbe Déjà-vu-Gefühl – das Gefühl, dass sie sie irgendwie kannte. Ihre Gesichter rührten etwas Tiefes in ihr, doch sie waren Fremde, in jeder Hinsicht völlig unbekannt. Besonders das rothaarige Mädchen mit den spitzen Ohren.

Der Vorgang wiederholte sich: Affinitäten wurden gezeigt, Talente offenbart, und einige wurden von den Waffen ausgewählt, während andere enttäuscht zurückblieben.
Ria versuchte, aufmerksam zu bleiben, aber ihr Interesse schwand.

Bis die nächste Person vortrat.

Es war ein junger Mann mit kurzen braunen Haaren und ruhigen braunen Augen. Seine Bewegungen waren gemächlich, fast beunruhigend gelassen. In dem Moment, als er den Kristall berührte, spürte Ria, wie ihr Herz ohne erkennbaren Grund schneller schlug. Ihr Blick blieb auf ihn geheftet, ihre Brust zog sich mit jeder Sekunde zusammen.
Der Kristall pulsierte, aber auf dem Bildschirm darüber erschien etwas Unerwartetes:

Keine Affinität festgestellt.

Ein Raunen ging durch den Saal. Es war selten, vielleicht sogar beschämend, wenn jemand keine Affinität hatte. Doch bevor die Menge ihn völlig abschreiben konnte, erschien die nächste Zeile:

Talentrang: 5 Sterne.

Das Raunen verwandelte sich in gedämpfte Ehrfurcht. Ein Talent dieses Kalibers war äußerst selten, unabhängig von der Affinität.
Der junge Mann blieb stoisch und ließ sich von der Reaktion der Menge nicht beeindrucken, als er auf den Kreis der Klingen zuging. Doch dann passierte etwas Unglaubliches.

In dem Moment, als er den Kreis betrat, begannen fast alle Waffen heftig zu vibrieren, ihre geschwärzten Formen zitterten im Gleichklang, als würden sie ihn spüren. Die Luft wurde schwer, geladen mit einer seltsamen Energie, die Rias Haare zu Berge stehen ließ.
Die Menge hielt den Atem an und wartete darauf, dass eine der Waffen ihn auswählen würde. Aber keine von ihnen bewegte sich näher. Sie vibrierten einfach weiter, fast so, als wären sie unsicher.
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Neben sich hörte Ria ein leises Kichern.
Sie drehte sich um und sah, dass Sia den jungen Mann aufmerksam beobachtete, mit einem intensiven Interesse in ihren dunklen Augen. Es war ein Blick, den Ria noch nie zuvor bei ihr gesehen hatte – scharf, fast raubtierhaft.

Ria hob verunsichert die Augenbrauen. Das war nicht die warme, geduldige Sia, die sie kannte. Doch als Sia zu ihr zurückblickte, wurde ihr Gesichtsausdruck wieder weich und freundlich.
„Alles in Ordnung?“, fragte Sia mit sanfter Stimme.

Ria zögerte, schüttelte dann den Kopf und zwang sich zu einem kleinen Lächeln. „Mir geht es gut. Ich frage mich nur, was hier vor sich geht.“

„Ich verstehe …“, sagte Sia mit einem wissenden Lächeln, sagte aber nichts weiter.

Zurück im Kreis stand der junge Mann endlich auf und verließ die Bühne, sein Gesichtsausdruck trotz des bizarren Ausgangs ruhig.
Als er hinausging, tauchte sofort eine schöne junge Frau mit wallendem silbernem Haar und auffälligen violetten Augen an seiner Seite auf. Sie fasste ihn am Arm und sagte mit sanfter, aber eindringlicher Stimme: „Es ist in Ordnung. Du brauchst sie nicht, um deinen Wert zu beweisen. Du bist bereits außergewöhnlich.“
Rias Brust zog sich wieder zusammen, diesmal mit einem Gefühl, das sie nicht benennen konnte. Sie mochte das Mädchen nicht – sie mochte nicht, wie sie sich an den jungen Mann klammerte, wie ihre Berührung zu vertraut wirkte.

Der junge Mann antwortete höflich, sein Ton kühl, aber distanziert, als er ihre Umarmung sanft abwehrte. „Danke, aber es ist alles in Ordnung.“
„Seine Stimme auch …“

Das Mädchen schmollte, drängte aber nicht weiter, blieb jedoch in seiner Nähe.

Rias Unbehagen wuchs. Sie versuchte, das Gefühl beiseite zu schieben und sich einzureden, dass es keine Rolle spielte, aber ihr Blick blieb auf die beiden gerichtet, als sie sich von der Bühne entfernten. Die ruhige Ausstrahlung des jungen Mannes blieb in ihrem Kopf zurück, und sie konnte nicht verstehen, warum.
Zum ersten Mal seit Tagen spürte Ria, wie etwas in ihr regte – eine Frage, ein Funken von etwas Größerem. Sie wusste nicht, wer er war, aber sie konnte das Gefühl nicht abschütteln, dass sie es herausfinden musste.

Ätherische Chroniken: Als Extra wiedergeboren

Ätherische Chroniken: Als Extra wiedergeboren

Score 10
Status: Ongoing Author: Artist: Released: 2024 Native Language: German
Dreizehn Worte. "Der Autor hat beschlossen, diese Geschichte nicht weiterzuschreiben. Wir entschuldigen uns für die Unannehmlichkeiten." Das ist alles, was nötig ist, um die Welt von "Aetheric Chronicles" – dem beliebtesten Fantasy-Webroman des Jahres – zu zerstören. Für Tausende von Lesern ist das ein schwerer Schlag. Für die mysteriöse maskierte Figur im letzten Kapitel ist es ein unvollendetes Schicksal. Aber für Alex, den leidenschaftlichsten Fan der Geschichte, ist es nichts weniger als Verrat. Dann kommt die Nachricht: "Wenn du wirklich wissen willst, wie die Geschichte weitergeht ..." Eine mysteriöse Nachricht. Und eine einfache Antwort. Mehr braucht es nicht, um Alex' Welt auf den Kopf zu stellen. Jetzt muss er herausfinden, dass manche Geschichten einfach nicht enden wollen, selbst wenn ihre Autoren sie aufgeben. Und manchmal müssen die leidenschaftlichsten Leser Teil der Geschichte werden, die sie so lieben. In einer Welt, in der Prophezeiungen scheitern, Charaktere rebellieren und Handlungsstränge sich entwirren, reicht es vielleicht nicht aus, der "stärkste Leser" zu sein. Was passiert schließlich, wenn eine unvollendete Geschichte beschließt, sich selbst zu schreiben? "Manche Geschichten suchen sich ihre Leser aus. Andere verschlingen sie." _____ ____ _ Warnung: Diese Geschichte enthält Beschreibungen von Gewalt, Blut und intensiven emotionalen Traumata. Es wird um Vorsicht gebeten. Alle Ereignisse und Figuren sind Produkte der Fantasie des Autors. _____ ____ _ Discord-Link -> https://discord.gg/ezVBxwCEPN Aetheric Chronicles: Reborn As An Extra ist ein beliebter Light Novel aus den Genres Abenteuer, Fantasy, Schulleben . Geschrieben von dem Autor Peace_in_Chaos . Lies den Roman Aetheric Chronicles: Reborn As An Extra kostenlos online.

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