Adrian wachte wie geplant früh am Morgen auf. Da er schon am Vorabend alles vorbereitet hatte, packte er schnell seine Sachen zusammen, verließ die Akademie und machte sich mit leiser Entschlossenheit auf den Weg.
Am Eingang hielt er eine Kutsche an und gab dem Kutscher genaue Anweisungen. „Bring mich auf die andere Seite der Stadt, in die entgegengesetzte Richtung der Tore, und halte vor dem Auktionshaus.“
Der Kutscher nickte, schnalzte mit der Zunge und setzte die Kutsche in Bewegung. Adrian lehnte sich gegen den Sitz und konzentrierte sich auf die bevorstehende Aufgabe. Das Auktionshaus war ein bekanntes Wahrzeichen, das zu jeder Tageszeit von geschäftigem Treiben geprägt war und sich daher perfekt eignete, um unbemerkt zu verschwinden.
Während die Kutsche sich durch die gepflasterten Straßen schlängelte, ging Adrian seinen Plan noch einmal im Kopf durch. Sein eigentliches Ziel war der Schwarzmarkt, aber direkt von der Akademie dorthin zu fahren, wäre zu auffällig gewesen. Stattdessen würde er in der Nähe des Auktionshauses anhalten, einem angesehenen Ort, der keinen Verdacht erregen würde, und dort seinen Umhang und seine Maske anlegen, bevor er sich auf den Weg zum Markt machte.
Die Kutsche hielt vor dem Auktionshaus, dessen prächtige Fassade im Morgenlicht imposant wirkte. Adrian bezahlte den Kutscher, der seinen Hut lüftete, bevor er die Pferde wegführte. Mit einem kurzen Blick um sich herum schlüpfte Adrian in eine schmale Gasse neben dem Auktionshaus, wo seine Schritte leise von den Steinmauern widerhallten.
Als er sicher war, dass er außer Sichtweite war, griff Adrian in seine Tasche und zog einen langen, dunklen Umhang hervor. Der Stoff war dick und schwer, perfekt, um seine Identität zu verbergen, und die Kapuze war tief genug, um sein Gesicht vollständig zu verdecken. Er legte ihn sich über die Schultern, zog die Kapuze zurecht, bis sie seine Gesichtszüge verdeckte, und band sie dann fest um seinen Hals.
Als Nächstes holte er die Maske hervor – ein einfaches, gesichtsloses Stück Metall, das die obere Hälfte seines Gesichts bedeckte. Sie war schlicht und unscheinbar, genau das, was er brauchte. Er setzte sie auf, spürte das kühle Metall auf seiner Haut und probierte seine Stimme aus, um sicherzugehen, dass sie gedämpft genug war, um anders zu klingen, ohne unnatürlich zu wirken.
Zufrieden mit seiner Verkleidung atmete Adrian tief durch und trat aus der Gasse hervor, wo er sich nahtlos in die morgendliche Menschenmenge einfügte. Er bewegte sich zielstrebig vorwärts, seine Schritte trugen ihn zum versteckten Eingang des Schwarzmarkts.
Der Eingang war hinter einer Reihe baufälliger Gebäude verborgen und nur für diejenigen zugänglich, die wussten, wo sie suchen mussten. Adrian fand die unbeschriftete Tür ohne Probleme und klopfte zweimal in einem bestimmten Rhythmus. Eine kleine Klappe glitt auf und gab den Blick auf ein Paar misstrauische Augen frei.
Die misstrauischen Augen hinter der Tür musterten Adrian einen Moment lang und verengten sich, als sie seine verhüllte und maskierte Erscheinung wahrnahmen. Es folgte eine lange, angespannte Pause, bevor eine raue Stimme fragte: „Deine Lieblingsblume?“
Adrian war darauf vorbereitet. „Mitternachtsrose“, antwortete er ruhig, die Worte flossen mühelos über seine Lippen. Der Ausdruck war unter denen weitergegeben worden, die im Schwarzmarkt Geschäfte machten, ein Schlüssel, um Zutritt zu erhalten, ohne Alarm zu schlagen.
Die Augen hinter der Tür flackerten in Anerkennung, und die kleine Tür klickte auf und gab den Blick auf einen schmalen Gang frei. Adrian trat hindurch, die Tür schloss sich leise hinter ihm. Der Gang war schwach beleuchtet, die Wände standen dicht nebeneinander und schufen eine fast klaustrophobische Atmosphäre, als er einer Treppe folgte, die nach unten führte.
Je tiefer er die Treppe hinabstieg, desto kühler wurde die Luft, und ein leises Summen von Aktivitäten drang an seine Ohren.
Mit jedem Schritt stieg die Spannung, sein Herz schlug regelmäßig in seiner Brust. Trotz seiner ruhigen Haltung konnte Adrian eine gewisse Aufregung nicht unterdrücken.
Als er die Treppe erreicht hatte, öffnete sich vor ihm der unterirdische Schwarzmarkt, und Adrian musste ein Kichern unterdrücken. Der Autor hatte sie alle wirklich überrascht, als er über Aurelius‘ ersten Besuch hier geschrieben hatte.
Anstatt dem dunklen, schmutzigen und unheimlichen Ort, den man von einem so berüchtigten Platz erwarten würde, war der Schwarzmarkt einfach nur luxuriös und großartig. Der riesige Raum war in warmes, goldenes Licht getaucht, das von Kristallkronleuchtern an der gewölbten Decke kam. Der Boden war aus poliertem Marmor und spiegelte den ganzen Reichtum wider.
An den Wänden reihten sich Stände aneinander, einer extravaganter als der andere, an denen Händler ihre seltenen und exotischen Waren anboten – magische Artefakte, Tränke, verzauberte Gegenstände und sogar mächtige Relikte.
Die Luft war erfüllt vom leisen Murmeln gedämpfter Gespräche und dem gelegentlichen Klirren von Münzen, wenn Geschäfte abgeschlossen wurden. Die Menschen bewegten sich in eleganter Kleidung, ihre Gesichter hinter kunstvollen Masken verborgen, was dem ganzen Ort eher eine Atmosphäre von Raffinesse als von Geheimniskrämerei verlieh.
Adrian gönnte sich einen kurzen Moment, um die unerwartete Pracht zu bewundern, bevor er sich wieder seiner Aufgabe widmete. Er war mit einem bestimmten Ziel hierhergekommen, und nun, da er drinnen war, musste er finden, was er suchte.
Er bewegte sich mit geübter Leichtigkeit durch den Markt und ließ seinen Blick über die verschiedenen Stände schweifen. Er musste einen Händler finden, der sich auf Verkleidungen spezialisiert hatte – jemanden, der ihm die notwendigen Utensilien besorgen konnte, um sein Aussehen und seine Stimme überzeugend zu verändern. Aus dem Roman wusste er, dass es einen solchen Händler gab, aber der Schwarzmarkt war ständig in Bewegung, und ihn zu finden, würde etwas Geduld erfordern.
Als Adrian tiefer in den Markt vordrang, konnte er nicht umhin, Gesprächsfetzen aufzuschnappen, von denen einige auf dunkle Geschäfte und geheime Allianzen hindeuteten. Das erinnerte ihn an die wahre Natur des Schwarzmarkts, trotz seiner glamourösen Fassade. Dies war ein Ort, an dem Vermögen gemacht oder verloren werden konnten und an dem man vorsichtig sein musste.
Nachdem er an mehreren Ständen mit verzauberten Waffen und seltenen Tierkörperteilen vorbeigegangen war, entdeckte Adrian endlich den Verkäufer, den er suchte – einen großen, schlanken Mann in tiefvioletten Roben, dessen Stand mit Masken in allen Formen und Größen, Fläschchen mit Tränken und kleinen, aufwendig geschnitzten Kästchen geschmückt war. Der Verkäufer hatte scharfe, berechnende Augen, die sich sofort auf Adrian richteten, als dieser näher kam.
„Ah, ein anspruchsvoller Kunde“, begrüßte ihn der Verkäufer mit einem verschmitzten Lächeln und einer Stimme, die sanft wie Seide klang. „Suchst du heute etwas Besonderes? Ein neues Gesicht, ein mächtiges Artefakt? Oder etwas … Diskreteres?“
Adrian nickte und senkte seine Stimme, als er antwortete: „Ich brauche eine Verkleidung – eine vollständige Verwandlung. Aussehen, Stimme, alles.“
„Oho, dann bist du hier genau richtig, verehrter junger Herr.“
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Viel Spaß beim Lesen und bleibt dran für weitere spannende Wendungen!)