Aurelius Avondale, der kränkliche Kronprinz, begann seinen Aufstieg zum Altar mit entschlossenem, aber schwachem Gang. Flüstern und Seitenblicke erfüllten die Luft, da die Zuschauer ihre Verachtung oder Skepsis gegenüber der Fähigkeit des Kronprinzen, das Erwachen zu durchlaufen, nicht verbergen konnten.
„Er ist dafür nicht geeignet.“
„Warum ist er überhaupt hier? Das ist Zeitverschwendung.“
„Ich habe gehört, er kann kaum ein Schwert halten, geschweige denn Magie einsetzen.“
Der Hof war erfüllt von den verurteilenden Gemurmel der Menge. Aurelius ignorierte jedoch die hörbaren Zweifel und das Gewicht der Blicke der Menge. Er richtete seinen Blick auf seine Verlobte Aurelia, die nicht wusste, wie sie reagieren sollte. Sie konnte nur unbeholfen lächeln, während sie sich hinter ihrem Bruder versteckte.
Mit einem leichten Lächeln ging Aurelius weiter.
Als er die Mitte des Altars erreichte, wurde es still im Hof, alle warteten auf das Erwachen des Kronprinzen. Zur Überraschung vieler passierte nichts.
Selbst nach einer Minute gab es keine Reaktion vom Altar.
Spöttisches Gelächter breitete sich unter den Zuschauern aus, und einige konnten nicht widerstehen, den kränklichen Prinzen zu verspotten.
„Er tut wahrscheinlich nur so, um Aufmerksamkeit zu bekommen.“
„Was für eine Enttäuschung. Ich hatte etwas Großartiges vom Kronprinzen erwartet.“
„Ein Verlierer bleibt immer ein Verlierer.“
„Ich habe Mitleid mit Aurelia, dass sie so einen Verlierer heiraten muss.“
Adrian beobachtete die Gesichter der königlichen Familie und hatte den Eindruck, dass sie sich nicht um die Leute kümmerten, die über den Kronprinzen herzogen. Die Königin und der zweite Prinz schienen sogar Spaß daran zu haben.
„Ha … Genau wie ich dachte …“, seufzte Adrian innerlich, während er auf den weißen Kokon blickte. „Es ist auch nicht leicht für ihn.“
„Hmm?“
Doch gerade als die Spottrufe ihren Höhepunkt erreichten, brach plötzlich ein gleißendes Licht aus dem Altar hervor. Die sieben Kristalle, die in den Altar eingelassen waren, leuchteten so intensiv wie nie zuvor. Der Hof wurde in ein blendendes Licht getaucht, und die Zuschauer, die noch vor wenigen Augenblicken Aurelius verspottet hatten, standen nun wie erstarrt da, mit offenem Mund vor lauter Schock.
König Edmund, Königin Seraphina und Prinz Cedric runzelten die Stirn, und ihre gelassene Miene wich sichtbarer Besorgnis. Die unerwartete Wendung der Ereignisse hatte die königliche Familie völlig überrascht.
Aurelia hingegen zeigte eine andere Reaktion. Anstelle von Ungläubigkeit oder Besorgnis weiteten sich ihre Augen vor lauter Ehrfurcht und Staunen. Sie spürte, dass sich vor ihr etwas Außergewöhnliches abspielte.
Adrian, der neben Aurelia stand, beobachtete die Reaktion der königlichen Familie mit ernster Miene. Sein scharfer Blick schien das Geschehen zu durchdringen, und eine subtile Spannung lag in der Luft.
Als der Glanz nachließ und Aurelius in einem ätherischen Schein zurückließ, waren die Zuschauer sprachlos. Der Hof, der zuvor noch von Spott erfüllt war, war nun von Verwirrung geprägt.
Die erstaunlichste Enthüllung stand jedoch noch bevor.
Aurelius, der seinen Ätherkern erfolgreich gebildet hatte, stand in der Mitte des Altars. In einem Moment, der alle Erwartungen übertraf, erweckte er seine magische Fähigkeit zum Leben.
Ein strahlendes Licht umhüllte Aurelius, und die magischen Elemente reagierten mit unvergleichlicher Anmut. In einer atemberaubenden Demonstration seiner Macht enthüllte Aurelius seine Fähigkeit – Primordial Arcane Nexus.
Aurelius Avondale schwebte immer noch über dem Altar, sein Körper war in das Restleuchten des Ur-Arkanen Nexus getaucht. Während das ätherische Licht um ihn herum tanzte, durchlief sein einst zerbrechlicher Körper eine unglaubliche Verwandlung. Die kränkliche Blässe, die ihn geprägt hatte, wich einer neuen Lebendigkeit.
Sein silbernes Haar schimmerte mit einer überirdischen Leuchtkraft, und seine blauen Augen funkelten so intensiv, dass sie die Zuschauer in ihren Bann zogen.
Der Innenhof, der zuvor von spöttischem Geflüster erfüllt war, wurde nun Zeuge einer stillen Offenbarung. Der Kronprinz, der zuvor als schwach und unfähig für magische Fähigkeiten abgetan worden war, schwebte nun wie ein himmlisches Wesen in der Luft. Das verächtliche Gemurmel der Menge wich erstaunten Ausrufen, und die Atmosphäre verwandelte sich von Spott in kollektive Ehrfurcht.
Aurelia, deren anfängliches verlegendes Lächeln nun echter Staunen gewichen war, konnte sich der Faszination der strahlenden Verwandlung ihres Verlobten nicht entziehen. Auch Adrian sah schweigend zu, in seinen Augen spiegelte sich eine Mischung aus Überraschung und Verständnis.
König Edmund, Königin Seraphina und Prinz Cedric beobachteten das Geschehen mit einer Mischung aus Erstaunen und Unsicherheit. Die Unerwartetheit von Aurelius‘ Erwachen hatte sie für einen Moment aus der Fassung gebracht.
Der Zauber im Hof schien seinen Höhepunkt erreicht zu haben, und die Realität der Situation hing noch in der Luft.
Doch so schnell wie die Verwandlung gekommen war, begann auch der Glanz um Aurelius zu verblassen. Seine erhobene Gestalt sank langsam wieder auf den Altar zurück, und das himmlische Leuchten wurde schwächer. Die bezaubernde Fassade verschwand, und Aurelius kehrte zu seinem ursprünglichen Selbst zurück und landete sanft auf dem Kopfsteinpflaster.
Die Menge, die noch immer im Nachglanz des außergewöhnlichen Erwachens stand, brauchte einen Moment, um zu begreifen, was sie gerade erlebt hatte. Unter den Zuschauern gingen Flüstern und ungläubige Kommentare um.
„Er … er ist gar nicht krank.“
„Hast du diese Verwandlung gesehen? Er sah wie ein völlig anderer Mensch aus!“
„Wer hätte gedacht, dass der Kronprinz solche Kräfte in sich hat?“
„Nimm das zurück. Er ist kein Versager, er ist außergewöhnlich!“
„Plötzlich beneide ich Aurelia …“
„Wer hätte gedacht, dass der Kronprinz der Brillianteste von allen ist!“
Während die Menge weiterhin erstaunt murmelte, trat der Ausbilder, der die Zeremonie beaufsichtigt hatte, vor. Er war ein Mann mittleren Alters mit einer erfahrenen Ausstrahlung, und sein Gesichtsausdruck spiegelte die kollektive Verwirrung der Zuschauer wider.
Eine tiefe Stimme durchdrang das anhaltende Flüstern und verlangte Aufmerksamkeit. „Was … was ist gerade passiert? Welche Stufe hat seine Fähigkeit?“, fragte jemand aus der Menge, der seine Neugier nicht zurückhalten konnte.
Der Ausbilder, der das beispiellose Ereignis noch verarbeitete, fasste sich schnell und näherte sich Aurelius. Er untersuchte die magischen Energien, die den Kronprinzen umgaben, und verkündete mit einem Hauch von Ungläubigkeit: „Meine Damen und Herren, was wir gerade erlebt haben, ist ein beispielloses Phänomen.
Die Fähigkeit des Kronprinzen hat den höchsten Gipfel erreicht, den unser Königreich je gesehen hat – eine Sonnenstufe-Fünf-Sterne-Fähigkeit!“
Ein kollektiver Aufschrei ging durch den Hof, und die Zuschauer waren sprachlos. Die Einstufung als Sonnenstufe Fünf Sterne war selbst unter den angesehensten Erwachten eine Seltenheit und nur Fähigkeiten von unvergleichlicher Stärke vorbehalten. Es gab nur eine Person – den Gründer dieses Königreichs –, die eine solche Fähigkeit dieser Stufe erweckt hatte.
Die Erkenntnis der außergewöhnlichen Macht von Aurelius sank ein, und die einst spöttische Menge betrachtete ihn nun mit neuem Respekt.
Flüstern voller Bewunderung und Ehrfurcht ersetzte die frühere Skepsis, und im Hof wurde lebhaft über die außergewöhnlichen Fähigkeiten des Kronprinzen diskutiert.
Zisch!
Mitten in dieser Enthüllung tauchte plötzlich eine Gestalt neben Aurelius auf, die aus dem Nichts zu kommen schien.
Es war ein Mann in den Vierzigern mit einer königlichen, aber zugänglichen Ausstrahlung.
Seine Präsenz zog die Aufmerksamkeit auf sich, da er eine gewisse Autorität ausstrahlte.
Der Mann legte eine Hand auf Aurelius‘ Schulter, eine Geste, die sowohl beruhigend als auch besitzergreifend war. Mit einer Stimme, die von Weisheit drang, sprach er zum Kronprinzen: „Aurelius Avondale. Willst du, junger Erwachter, mich als deinen Meister annehmen und mein Schüler werden?“