Die Black Star Castle ragte wie eine Festung aus Schatten empor, ihre hoch aufragenden Türme durchbohrten den stürmischen Himmel. Mauern aus verzaubertem schwarzem Stein, verstärkt durch mehrere Schichten Magie, hielten dem unerbittlichen Angriff stand.
Aber sie würden nicht ewig halten.
Ein tiefes Beben erschütterte das Gebäude, als eine weitere Explosion die äußeren Tore zertrümmerte. Dichter Rauch stieg auf und erfüllte die kalte Nachtluft mit dem beißenden Geruch von verbranntem Metall und verkohltem Fleisch.
Der einst imposante Innenhof war nun ein Schlachtfeld – Zaubersprüche prallten in heftigen Energiestößen aufeinander, Stahl schlug auf Stahl und Körper wurden unter dem Gewicht des Krieges zerquetscht.
Und mitten in all dem rannte Alex.
Als Jäger Lucian verkleidet, hatte er zusammen mit Isabella und Mira durch einen Geheimgang das Schloss infiltriert. Aber ihr Eindringen war bereits entdeckt worden. Die Avengers hatten schneller reagiert als erwartet.
Die Türen zur Haupthalle waren in Reichweite. Wenn sie es ins Innere schaffen würden, bevor der Feind sie bemerkte …
Eine ohrenbetäubende Explosion zerriss die Luft.
Die Haupttore des Schlosses hinter ihnen zerbarsten.
Eine Welle von Menschen strömte durch die Bresche und bewegte sich mit tödlicher Präzision. Sie ergossen sich auf das Schlossgelände und metzelten die verbliebenen Verteidiger nieder.
Ihre Anführerin trat vor, ihre roten Augen glühten wie Kohlen in dem Chaos.
Es war niemand anderes als Sia.
Sie stand gelassen inmitten der Zerstörung, ihr schwarzes Haar wehte in der rauchigen Luft. Äther schlängelte sich wie ein lebendes Wesen hungrig und geduldig um ihre Fingerspitzen.
Ihr Blick schweifte über das Schlachtfeld, blieb einen Moment lang auf ihnen haften und ignorierte alles, was nicht ihr eigentliches Ziel war.
Dann endlich erklang ihre kalte Stimme:
„Falscher Lord, komm heraus und gib dich geschlagen. Wir haben dich umzingelt. Und versuch keine Tricks – wir haben deine Töchter als Geiseln.“
Auf dem Schlachtfeld wurde es still. Selbst inmitten der andauernden Kämpfe war eine Veränderung der Dynamik unübersehbar. Der Black Star Lord, wo auch immer er sich versteckte, hatte gerade die Kontrolle über die Situation verloren.
Aber Alex wusste, was das bedeutete.
Dies war nicht nur ein Angriff.
Es war eine Falle.
Sie waren die Mäuse, gefangen im Netz eines viel zu gut vorbereiteten Feindes.
Eine Gruppe von Avengers hatte sich bereits von der Hauptstreitmacht abgespalten und bildete eine Blockade vor Alex, Isabella und Mira, bevor sie hineinschlüpfen konnten. Der Eingang zum Schloss – ihr einziger Fluchtweg – war keine Option mehr.
„Gut.“
Alex umklammerte sein Schwert fester, aber sein Gesichtsausdruck war frustriert. Er warf einen Blick auf Mira.
Sie sah nicht besorgt aus. Nicht im Geringsten.
„Wie erwartet.“
Stattdessen blitzte etwas anderes in ihren Augen auf. Vorfreude. Belustigung.
„…“
Unterdessen war es auf dem Schlachtfeld unheimlich still geworden.
Die einzigen Geräusche waren das Knistern der erlöschenden Flammen und das leise Stöhnen der Verwundeten. Alle Blicke waren auf die massiven Türen der Haupthalle des Black Star Castle gerichtet, die ächzten und bebten, bevor sie sich langsam öffneten.
Und dahinter – nichts als Dunkelheit.
Eine pechschwarze Leere erstreckte sich bis in die Tiefen des Schlosses und verschluckte sogar das Fackellicht. Es war keine gewöhnliche Dunkelheit, auch nicht die Abwesenheit von Licht. Es war etwas Lebendiges, etwas Hungriges.
Dann Schritte.
Tipp. Tipp. Tipp …
Langsam. Gemessen.
Jeder Schritt hallte wie ein Totenglockenschlag über den Hof und drückte auf die Herzen der Anwesenden.
Aus der Finsternis tauchte eine Gestalt auf.
Sie war groß, imposant und in eine Dunkelheit gehüllt, die sich wie lebende Schatten um sie wickelte. Ihre Haut war pechschwarz und stand in krassem Kontrast zu dem kalten, purpurroten Schimmer ihrer berechnenden Augen.
Seine Gesichtszüge waren scharf – teuflisch, aber mit einem ganz eigenen Charme. Auf seinem Kopf saß eine schwarze Krone, verziert mit roten Gravuren, die vor finsterer Energie pulsierten.
Mit jedem Schritt folgte ihm die Dunkelheit, kroch nach außen, verschlang den Boden unter ihm und löschte die letzten Glutreste der Schlacht. Die Luft wurde kälter, als würde sich die Welt vor seiner Anwesenheit zurückziehen.
Der Black Star Lord war angekommen.
Angst breitete sich in den Reihen der Avengers aus. Selbst die erfahrensten Krieger spannten sich an und hielten ihre Waffen fester, als ob sie sich so vor der erstickenden Furcht schützen könnten, die er ausstrahlte.
Aber inmitten des Schreckens blieb eine Person völlig unbeeindruckt.
Sia.
Ihre Blicke trafen sich – zwei Kräfte absoluter Dominanz, die sich gegenseitig fixierten.
Es war wie ein Blitz, der mitten in der Luft aufeinanderprallte, ein unausgesprochener Kampf der Willenskräfte.
Dann, nach einer langen Pause, lächelte Sia. Ein langsames, wissendes Lächeln.
„Das hast du nicht erwartet, oder?“, sagte sie nachdenklich, ihre Stimme klang fast neckisch. „Ich gebe zu, du bist intelligent. Intrigant. Aber angesichts deiner Arroganz bezweifle ich, dass du damit gerechnet hast, dass wir dich in deinem eigenen Zuhause angreifen würden.“
Der Black Star Lord antwortete nicht sofort. Er grinste nur.
Und dieses Grinsen allein reichte aus, um eine weitere Welle der Unruhe unter den Zuschauern auszulösen.
„Na und?“, sagte er schließlich mit tiefer, voller Stimme, die absolute Gewissheit verriet. „Ich bin der Stärkste hier. Glaubst du wirklich, du kannst mich besiegen?“
Er neigte leicht den Kopf und grinste noch breiter.
„Du hast lange genug für mich gearbeitet, um zu wissen, dass meine Macht nicht so einfach zu besiegen ist. Ich bin der Stärkste hier. Glaubst du wirklich, du kannst mich besiegen?“
Sias Lächeln blieb unverändert.
Aber etwas in ihren Augen veränderte sich.
Denn trotz all ihrer Zuversicht wusste sie, dass dieser Kampf gerade erst richtig begonnen hatte.
Jetzt würde sich das Schicksal des Krieges entscheiden.
Und ob sie den Endplan anwenden musste.
„Ich darf den Wortkampf nicht verlieren …“
Dann neigte sie den Kopf, strich sich eine schwarze Haarsträhne hinter das Ohr und lachte leise.
„Da ich so lange für dich gearbeitet habe“, sagte sie sanft, „ist es doch nur natürlich, dass ich das eine oder andere Geheimnis von dir entdeckt habe, oder?“
Sie trat einen Schritt vor, unbeeindruckt von der bedrückenden Dunkelheit, die sich wie ein lebendes Wesen um ihn herum verdichtete. „Alles und jeder hat eine Schwäche, auch du.“
Sie hielt inne, ließ die Worte wirken, bevor sie den letzten Schlag versetzte.
„Einfacher ausgedrückt: Du bist nicht so stark, wie du denkst.“
Ein leises Lachen drang aus der Kehle des Black Star Lord. Es war tief, voll und voller Herablassung. Die Art von Lachen, die weniger erfahrenen Kriegern einen Schauer über den Rücken jagte.
„Hmph.“ Er verschränkte die Arme und kniff neugierig die blutroten Augen zusammen. „Na und, wenn du das entdeckt hast?“
Seine Stimme blieb unerschütterlich und strahlte absolute Dominanz aus. „Du hast immer noch nicht die Kraft, gegen mich zu kämpfen.“
Seine Aura schwoll an, die Dunkelheit zu seinen Füßen wand sich heftig, als würde sie auf seine Belustigung reagieren. Die Luft um sie herum wurde schwerer und drückte wie eine unsichtbare Kraft auf das Schlachtfeld.
Die Krieger auf beiden Seiten wichen instinktiv zurück, der Instinkt der Avengers schrie sie an, zu fliehen, während sein Volk ein Gefühl der Erleichterung und des Stolzes verspürte.
Aber Sia lachte nur.
„Männer, umzingelt ihn.“