„Jetzt kann ich es sagen…“
Endlich schnurrte sie mit tiefer, samtiger Stimme, während sie Adrian so intensiv ansah, dass sein Herz wie wild schlug.
„Dieses Gesicht mag ich am liebsten“, flüsterte sie, trat näher und berührte mit ihrem Atem fast seine Haut. „Ich…“
Ihre Lippen verzogen sich zu einem verschmitzten Lächeln, ihre Augen funkelten immer noch mit dieser gefährlichen Mischung aus Verlangen und Belustigung. Sie drückte sich näher an ihn, ihr Atem war heiß auf Adrians Haut, als sie die Worte flüsterte, die ihm einen kalten Schauer über den Rücken jagten.
„Ich liebe dich.“
„!?“
Bevor Adrian überhaupt reagieren konnte, schloss Evangeline die verbleibende Distanz zwischen ihnen und ihre Lippen schwebten nur wenige Zentimeter von seinen entfernt. Ihr raubtierhaftes Lächeln wurde weicher und intimer – gefährlicher –, als sie sich bewegte, um sich zu nehmen, was sie wollte.
„Verdammt!“
Adrians Augen weiteten sich vor Schock.
„N-Nein!“
Er versuchte sich zurückzuziehen, sein Körper und sein Verstand schrien ihn an, sich zu bewegen, wegzulaufen, aber irgendetwas stimmte nicht.
„Mein Körper!“
Seine Glieder gehorchten ihm nicht, sie waren wie gelähmt, als würde ihn eine unsichtbare Kraft festhalten. Er versuchte zu sprechen, zu protestieren, aber seine Stimme blieb ihm im Hals stecken, sein Verstand versank im Chaos.
Und dann berührten ihre Lippen seine.
„!“
In dem Moment, als sich ihre Lippen berührten, verspürte Adrian statt eines süßen Geschmacks oder Gefühls eine Welle von Ekel und Angst, die seinen Körper durchflutete, stark und heftig, sodass sein Herz unkontrolliert zu pochen begann.
„Urgh …“
Sein Verstand schrie protestierend, aber sein Körper blieb wie erstarrt, gelähmt unter ihrer Kontrolle. Die Berührung ihrer Lippen war sanft, sinnlich – doch alles, was er fühlen konnte, war ein tiefes, beunruhigendes Unbehagen, das ihn durchströmte.
„Was ist das …?“ Seine Gedanken zerstreuten sich, als eine seltsame, instinktive Reaktion ihn überkam. Eine impulsive Angst und ein Unbehagen nagten an seinem Innersten, als wäre ein lange vergrabener Instinkt, ein Trauma, ausgelöst worden.
Und dann, in der Dunkelheit hinter seinen leeren Augen, begannen Bilder aufzublitzen – verzerrt, fragmentiert. Er befand sich in einem schwach beleuchteten Raum, in dem eine bedrückende, erstickende Atmosphäre in der Luft lag.
Eine schemenhafte Gestalt stand vor der Person, die er sah, eine Frau, deren Gesicht verschwommen war, unklar und doch Evangeline unheimlich ähnlich. Auch sie beugte sich vor und küsste ihn mit einer seltsamen Vertrautheit, die seine Seele mit Angst erfüllte.
Der Kuss war weder süß noch zärtlich.
Er war überwältigend, erstickend, als würde er ihm das Leben aus dem Leib saugen. Und die Bilder wechselten, ihre Positionen … Sie tat es mit ihm oder mit der Gestalt, die er sah … Aber sie war die Einzige, die es genoss …
Und dann traf ihn der Schmerz – scharf und qualvoll, als würde ihm zerbrochenes Glas durch den Schädel schießen.
„Was passiert hier? Was ist das?“
Adrians Körper zitterte wie wild, seine Muskeln verkrampften sich unter dem Druck dieses fremden Gefühls. Sein Herz schlug schneller, sein Atem wurde flach und unregelmäßig. Aber egal, wie sehr sein Verstand ihm sagte, er solle sich bewegen, sie wegstoßen, sein Körper blieb wie gelähmt.
Evangeline, die nichts von seiner inneren Qual mitbekam, schien jeden Moment zu genießen, ihre Augen flatterten, als sie den Kuss vertiefte, ihre Hand glitt mit einer trägen Liebkosung seinen Hals hinunter. Ihre Berührung war besitzergreifend, langsam, als würde sie jede Sekunde der Kontrolle über ihn auskosten.
Aber Adrian …
Adrian versank in einer Flut seltsamer Erinnerungen, Empfindungen, die er nicht einordnen konnte.
Diese schemenhafte Gestalt – die Frau in seinen Gedanken – kam ihm so vertraut und doch so fern vor, wie ein längst begrabener Albtraum.
Seine Augen verschwammen, seine Sicht verdunkelte sich, als der Schmerz in seinem Kopf immer stärker wurde und so heftig pochte, dass er dachte, er würde ohnmächtig werden. Seine Gedanken wirbelten verwirrt durcheinander, Bilder blitzten immer schneller und heftiger auf, bis sie unerträglich wurden.
Und dann durchbrach plötzlich ein strahlendes Licht die Dunkelheit.
Der silberne Ring an Adrians Hand begann hell und rein zu leuchten, sein Licht drückte gegen die bedrückende Kraft, die ihn umgab. Es pulsierte mit einer Energie, die den Dunst durchbrach und den erstickenden Nebel durchdrang, der ihn bewegungsunfähig gemacht hatte.
Seine von Dunkelheit erfüllte Sicht wurde leer, in einem Augenblick rein weiß.
„Halt!“
Eine scharfe, ängstliche Stimme durchschnitten die Spannung wie ein Messer.
Adrian rang nach Luft, als sein Blick langsam zurückkehrte, obwohl er noch immer von den Schmerzen in seinem Schädel getrübt war. Der stechende Schmerz trübte seine Gedanken, und die Stimme – wer auch immer gerade gerufen hatte – klang gedämpft und weit entfernt. Sein Körper war nicht mehr wie erstarrt, sondern schwach und zitterte unter der Anstrengung des gerade Erlebten.
Evangeline versperrte ihm die Sicht, ihre Silhouette warf einen Schatten auf ihn.
Er konnte ihr Gesicht kaum erkennen, als sie sich von ihm löste, ihre Augen waren noch halb geschlossen und voller Begierde, die ihm einen Schauer über den Rücken jagte. Aber etwas veränderte sich in ihrem Blick – ihr lustvoller Ausdruck wich langsam einer kalten, berechnenden Grausamkeit.
Sie hatte die Unterbrechung gespürt, die plötzliche Kraft, die ihre Kontrolle über ihn zerschmetterte. Ihre Lippen öffneten sich, nicht vor Überraschung, sondern vor Verärgerung, und ihre Augenbrauen zogen sich missbilligend zusammen.
„Wer wagt es …“, zischte sie leise, ihre Stimme voller Gift, als sie sich umdrehte, um zu sehen, wer in ihren kostbaren Moment eingedrungen war.
Adrian, immer noch benommen und kaum in der Lage, sich zu konzentrieren, blinzelte durch den Schleier des Schmerzes. Seine Brust zog sich zusammen, als Schuldgefühle in ihm aufstiegen. Er hatte das Gefühl, genau zu wissen, wer gekommen war – und allein dieser Gedanke ließ sein Herz schmerzen und Schuldgefühle und Reue an ihm nagen.
Evangeline stand auf und drehte sich irritiert zu dem Eindringling um.
An der Tür stand ein reifes Mädchen, dessen langes silbernes Haar wie Mondlicht über ihren Rücken fiel und deren tiefviolette Augen vor Intensität funkelten. Sie hielt ein kleines igelähnliches Wesen in den Armen – ein Wesen, das Adrian sofort erkannte.
Es war Noxy. Also …
Also hatte er richtig geraten …
Der Ausdruck des Mädchens war grimmig, ihre Gesichtszüge entschlossen, als sie Evangeline ohne mit der Wimper zu zucken anstarrte. Für einen kurzen Moment wurde Evangelines kalter Blick weicher, als sie die Kreatur erkannte, und ihre Lippen verzogen sich zu einem amüsierten Lächeln.
„Na, na … Ich habe dich nicht erwartet“, murmelte sie, und ein verschmitztes Grinsen huschte über ihr Gesicht. „Aber was soll das? Du bringst ein Haustier mit zu einem Kampf?“
Aber als sie sich daran erinnerte, was die Neuankömmling getan hatte, um sie zu stören, verschwand Evangelines Belustigung und ihre Wut kehrte mit voller Wucht zurück. Ihre Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen, gefüllt mit brodelnder Wut. Ohne ein Wort zu sagen, bewegte sie ihr Handgelenk und ihre Finger schossen durch die Luft.
Ein plötzlicher, heftiger Windstoß schlug auf das silberhaarige Mädchen ein, scharf und schnell, wie eine Klinge, die durch den Raum schnitt.
„A-Aria-!“