Adrian schaute Aria tief in die Augen, die vor Überraschung weit aufgerissen waren und noch etwas anderes zeigten – etwas Tieferes. Ihre Blicke sagten mehr als tausend Worte und verrieten Gefühle, die sie beide so lange versteckt hatten.
„Aria“, flüsterte Adrian mit zärtlicher Stimme. „Ich liebe dich.“
Arias Blick wurde weich, und sie sagte kein Wort. Stattdessen schloss sie die Augen und beugte sich vor, ihre Lippen schwebten knapp über seinen. Adrians Herz schlug wie wild, und er schloss ebenfalls die Augen und bewegte seinen Kopf leicht, um ihr entgegenzukommen.
Ihre Lippen trafen sich in einem sanften, zärtlichen Kuss, einer Verbindung, die Zeit und Raum zu überwinden schien.
Die Welt um sie herum verschwand und ließ nur die beiden in diesem perfekten, magischen Moment zurück. Der Kuss wurde intensiver, erfüllt von der Leidenschaft und Liebe, die sie beide zurückgehalten hatten.
Als sie sich schließlich voneinander lösten und ihre Stirnen aneinander lehnten, verspürte Adrian ein tiefes Gefühl von Glück und Zufriedenheit. „Aria“, flüsterte er mit kaum hörbarer Stimme. „Danke für alles.“
Aria lächelte, ihre Augen waren noch geschlossen. „Ich danke dir auch …“
„Dass du Licht und Freude in mein Leben gebracht hast …“
Adrian umarmte sie sanft, während Aria ihren Kopf an seine Brust legte und dem gleichmäßigen Rhythmus seines Herzschlags lauschte. Die Geräusche der Nacht umgaben sie und schufen eine Hülle aus Ruhe und Wärme. Sie blieben eine Weile so liegen und genossen die Nähe und die gemeinsame Stille.
Adrian konnte nicht glauben, was gerade passierte. Es fühlte sich wie ein Traum an, wie die perfekte Krönung all der Momente, die sie gemeinsam erlebt hatten, all der Kämpfe, die sie bestritten hatten, und des stillen Verständnisses, das zwischen ihnen gewachsen war. Er strich Aria sanft über das Haar, spürte seine seidige Textur unter seinen Fingern, und hielt sie fest, genoss das Gefühl ihrer Wärme an sich.
Die Nacht war friedlich, die Sterne funkelten über ihnen und die leisen Geräusche des Waldes bildeten eine beruhigende Symphonie. Adrians Gedanken wanderten zu all den Momenten, in denen sie einander zur Seite gestanden hatten, von den Prüfungen und Herausforderungen bis hin zu den ruhigen Momenten der Zweisamkeit.
Adrian hielt Aria fest an sich gedrückt und genoss die stille Intimität des Augenblicks. Während seine Gedanken durch ihre gemeinsame Vergangenheit und die Kämpfe, die sie gemeinsam bestritten hatten, wanderten, fiel sein Blick auf ein seltsames Leuchten in der Nähe. Neugierig drehte er langsam den Kopf.
„Ähm … Aria, ist das mein Haustierei?“, fragte Adrian mit überraschter Stimme.
Aria hob den Kopf von seiner Brust und folgte seinem Blick. Das silberne Ei, das still am Rand des Teiches gelegen hatte, leuchtete nun hell und das Licht pulsierte mit jeder Sekunde.
„Ja“, sagte Aria leise, und ein Hauch von einem Lächeln spielte um ihre Lippen. „Ich wollte es nicht allein lassen, also habe ich es hierher gebracht.“
Im nächsten Moment durchlief ein einzigartiges Kribbeln beide, und sie sahen sich an. Es war, als wüssten sie beide instinktiv, was gleich passieren würde. Adrians Augen weiteten sich vor Überraschung und Freude.
„Ich glaube, es schlüpft gleich!“, rief er, und die Aufregung war in seiner Stimme deutlich zu hören. Er hatte mehr als fünf Monate auf diesen Moment gewartet, und jetzt war es endlich soweit.
Aria stand unbeholfen auf, und Adrian folgte ihr, beide voller Vorfreude und Nervosität. Gemeinsam näherten sie sich dem silbernen Ei, dessen Licht immer heller wurde, je näher sie kamen.
Adrian und Aria schauten voller Ehrfurcht zu, wie das Licht aus dem Ei immer heller wurde und einen magischen Schein über die Lichtung warf. Das Ei zitterte heftiger und kleine Risse bildeten sich auf seiner Oberfläche. Die Vorfreude war greifbar, sie hielten alle gleichzeitig den Atem an, als der Moment des Schlüpfens näher rückte.
Mit einem leisen Knacken brach ein Teil des Eies weg und gab den Blick auf einen winzigen, durchsichtigen Kopf frei. Adrian und Aria beugten sich näher heran und starrten mit großen Augen voller Staunen. Als das Ei weiter zerbrach, kam das Küken zum Vorschein und blinzelte mit seinen etwas zu großen, obsidianfarbenen Augen. Seine zartrosa Zunge schoss hervor, um die restliche Eierschale abzulecken, was ihm ein liebenswertes, unschuldiges Aussehen verlieh.
Adrians Herz schlug schneller vor Aufregung, aber als mehr von dem Wesen zu sehen war, verspürte er eine Enttäuschung in seinem Herzen. Das Jungtier war ein Igel, aber anders als alle, die er je gesehen hatte.
Sein braunes Fell war stumpf, sein Bauch blasscremefarben und seine winzigen Beine schienen nicht besonders schnell zu sein. Seine Stacheln waren weich und biegsam und sahen aus wie dickes, samtiges Haar, das beim Watscheln hin und her schwang.
Es sah einfach wie ein nutzloses Gartentier aus.
Adrian konnte sich nicht helfen, sich innerlich enttäuscht zu fühlen. Er hatte so lange auf diesen Moment gewartet und auf ein prächtiges Wesen gehofft, das ihm in Schlachten und Abenteuern ein treuer Begleiter sein würde.
Stattdessen bekam er einen Igel, der völlig unscheinbar aussah. Er warf einen Blick auf Aria, die das kleine Wesen mit einer Mischung aus Neugier und Belustigung beobachtete.
„… Stimmt, ich darf nicht undankbar sein.“
„Na ja“, sagte Adrian und versuchte, etwas Begeisterung aufzubringen, „es ist … süß, oder?“
Aria lächelte sanft, weil sie seine Enttäuschung spürte. „Es ist mehr als süß, Adrian. Schau es dir genauer an. Es hat etwas Besonderes an sich.“
Adrian nickte und klammerte sich noch an einen Funken Hoffnung. Er streckte die Hand aus, hob den Igel vorsichtig auf und hielt ihn in seinen Händen. Das Tier blinzelte ihn mit seinen großen, unschuldigen Augen an, und Adrian spürte, wie sich eine seltsame Verbindung zwischen ihnen aufbaute.
„Was ist das für ein Gefühl?“
Plötzlich hörten Adrian und Aria beide Stimmen in ihren Köpfen, klar und deutlich.
„Pa… pa…“
„Ma… ma“
Adrian riss die Augen auf und sah Aria an, die genauso baff war wie er. „Hast du das auch gehört?“, fragte er mit verwirrter und neugieriger Stimme.
Aria nickte langsam und starrte mit ihren tiefvioletten Augen auf den Igel. „Ja, ich habe ihn gehört. Er hat uns gerufen… Papa und Mama.“
Adrian starrte das winzige Wesen in seinen Händen an, und seine Enttäuschung verflog vollständig. Das war kein gewöhnlicher Igel. Ja!
Er hatte jetzt eine einzigartige Verbindung zu ihm, zu ihnen, etwas, das weit über das hinausging, was er sich vorgestellt hatte. Die Stimmen, die er gehört hatte, waren voller Liebe und Vertrauen, und Adrians Herz schwoll vor neuem Glücksgefühl und Verantwortung an.
„Na, Kleiner“, sagte Adrian leise, „ich glaube, du bist doch etwas Besonderes.“ Er streichelte sanft das weiche Fell des Igels und spürte, wie seine Wärme und die Verbindung zwischen ihnen stärker wurden.
Aria beugte sich vor und küsste den winzigen Kopf des Igels, ihre Augen strahlten vor Zuneigung. „Willkommen in unserer Familie“, flüsterte sie mit leiser Stimme.